Ehrenkreuz für Peter Kraus

Andreas Gabalier hielt Laudatio - 75-Jähriger peilt nun Professorentitel an

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Grosse Söhne - Ehrenkreuz für Peter Kraus

"Ich sage gleich dazu: Es ist kein Wettstreit", stellte Kulturminister Josef Ostermayer mit Hinweis auf die kurzfristig angesetzte Parallelveranstaltung im Wiener Rathaus klar. In punkto Ansturm im Kongresssaal des Bundeskanzleramts habe der legendäre Entertainer, Sänger und Schauspieler Peter Kraus jedenfalls Vergangenes wie die vormittägliche Pressekonferenz zur Biennale bei weitem übertroffen. "Biennale auf der einen Seite, Peter Kraus auf der anderen", so Ostermayer, der sich freute, dass in Österreich "einerseits populäre Kultur und andererseits sogenannte Hochkultur Platz und Raum finden". Der Minister ehrte in seinen Begrüßungsworten Kraus' "bewundernswerte, lebenslange Dynamik in Musik, Film, Operette, Musical, Malerei; als Autor, Produzent, Entertainer, Rock'n'Roller, der seit unglaublich vielen Jahrzehnten die Menschen in diesem Land und in unseren deutschsprachigen Nachbarländern begeistert".

Jene Schauspielerin, mit der der in München geborene und zwischen Wien und Salzburg aufgewachsene Kraus in den späten 50er Jahren große Filmerfolge feierte, fehlte in der Festgemeinde neben Weggefährten, Oldtimer-Freunden und Prominenten wie Dagmar Koller und Herbert Fechter sichtlich: Conny Froboess. Die ließ Ostermayer immerhin eine Nachricht an ihren "lieben Peter" verlesen, dankte Kraus als "alte Freundin und unzertrennliche Weggefährtin" für seinen "unermüdlichen, vorbildhaften Einsatz, dass die ungestüme Musik der Jugend als Kunstform anerkannt und gewürdigt wird".

Laudatio von Andreas Gabalier

Als Vertreter der heutigen Ungestümen war es dann passenderweise Andreas Gabalier, der es als "Volks-Rock'n'Roller" als "besondere Ehre" verstand, die Laudatio auf sein Vorbild zu halten - und mit diesem danach auch sogleich "Rote Lippen" als Duett anzustimmen. Legendär sei Kraus' Auftritt als 15-Jähriger in der Kästner-Verfilmung "Das fliegende Klassenzimmer" (1954) gewesen, beispiellos seine spätere Rock'n'Roll-Karriere, die mit der deutschen Version von Little Richards "Tutti Frutti" 1956 ihren Anfang nahm. "Du hast den Rock'n'Roll des Elvis Presley wie kein anderer nach Deutschland importiert", erinnerte Gabalier an Kraus' Karrierestart als Musiker in München. "Es war auch ein neuer Lebensstil, der da mitgeboren worden ist." Inmitten der sexuellen Revolution der 50er Jahre habe sich Kraus "als Galionsfigur, als Ikone des deutschen Rock'n'Roll, als Idol einer sehr, sehr kreischenden Jugend" hervorgetan.

Ohne Kraus würde sich der Rock'n'Roll "nicht schon so lange in unserer Zeit halten", und auch der Geehrte selbst habe sich erstaunlich gut gehalten. "Ob mir das bei meinem Lebensstil auch gelingen wird oder ob ich eher aussehen werde wie Ozzy Osbourne, wird sich weisen." Kraus habe im Gegensatz dazu "das Zeug dazu, den 100er mit links vollzumachen" - und bis dahin noch mehr Auszeichnungen abzuräumen.

Gabaliers Idee eines Professorentitels konnte Kraus prompt etwas abgewinnen. "Seit Jahren peile ich schon den Rock'n'Roll-Professor an", scherzte der 75-Jährige in seinen Dankesworten. "Ich rechne eigentlich schon damit, dass die Republik zu meinem 80er auftrumpft." Das Ehrenkreuz indes habe er sich "nie erträumen lassen". Umso mehr freue er sich - so Kraus womöglich in Anspielung an Gabaliers Bundeshymnen-Aufregung dieses Sommers -, "dass mich die Republik jetzt auch zu den großen Söhnen zählt". Die Auszeichnung für Wissenschaft und Kunst sei in beiderlei Hinsicht passend. "Vielleicht diene ich der Wissenschaft als Beweis dafür, dass Rock'n'Roll jung hält. Und es ist gewiss eine Kunst, sich über so einen langen Zeitraum in dieser Form zu halten", so Kraus. Wenn Kunst von Können käme, sehe er sich "als einen Künstler, der ohne Castingshows, Realityshows, Medienkampagnen und irgendwelche Skandale trotzdem ein paar ganz ordentliche Erfolge haben durfte".

Kraus' Dank gilt vor allem seiner Ehefrau

Kraus' Dank galt vor allem seiner Ehefrau Ingrid, mit der er am 1. Oktober den 45. Hochzeitstag begeht. "Sie hat aus mir das gemacht, was sie sich erträumt hat, ohne dass ich es bemerkt habe." Die anstehende Abschiedstournee, die am 2. Oktober in St. Pölten ihren Anfang nimmt und Kraus in der Folge auch nach Linz, Salzburg, Wien und Graz führt, sei nicht als Abschied von Bühne und Fans, sondern nur vom monatelangen Touren an sich zu verstehen. "Ich freue mich sehr auf die noch intensivere Zeit mit meiner Familie danach", so Kraus, der nun einen Bauernhof im südsteirischen Gamlitz als Zuhause nennt und deshalb sogleich von dem die musikalische Umrahmung bietenden Frauentrio Dornrosen zum "Steirerbua" getauft wurde. "Wir sind wieder da, wo wir hingehören: In unserem schönen Land Österreich."

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