Eddie Redmayne wird zur Frau

Der Oscarpreisträger glänzt in Venedig als Transgender-Malerin Lili Elbe

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Menschen - Eddie Redmayne wird zur Frau

In dem Wettbewerbsbeitrag von Regisseur Tom Hooper ("The King’s Speech") glänzt der 33-Jährige als dänische Malerin Lili Elbe, eine der ersten Transsexuellen, die sich im Jahr 1930 einer geschlechtsangleichenden Operation unterzog. Cooper, der mit Redmayne bereits das mit drei Oscars ausgezeichnete Leinwandmusical "Les Misérables" drehte, stellt in seinem sensibel erzählten Drama die Liebesbeziehung zwischen Lili und ihrer Frau, der amerikanischen Malerin Greta Waud (Alicia Vikander) in den Mittelpunkt, die sich in Lili verliebt, als sie noch ein Mann war und Einer hieß. Erst nach und nach beginnt der dänische Landschaftsmaler sich einzugestehen, dass er im falschen Körper geboren wurde, vertraut Greta sein Geheimnis an und tritt auch in der Öffentlichkeit als Lili auf.

Blutrote Lippen, lange Wimpern und feminine Bewegungen - Eddie Redmayne hat sich die Figur der Lili gänzlich einverleibt, spielt die Transgenderfrau mit einer faszinierenden Mischung aus körperlicher Zerbrechlichkeit und innerer Stärke. Nicht wenige Schauspieler würden dabei in die Falle tappen allzu dick aufzutragen, zu sehr zu "spielen", zu wenig zu "sein". Doch der Brite, der einst mit Thronfolger Prinz William die Schulbank drückte, nimmt sich darstellerisch zurück, lässt Lili und ihre Geschichte sprechen – und zeigt dadurch ganz große Schauspielkunst.

"Tom hat mir während des 'Les Misérables'-Drehs einen Umschlag in die Hand gedrückt und gesagt 'Lies das'. In dem Umschlag war das Drehbuch zu 'The Danish Girl'. Es hat mich schon nach wenigen Seiten gepackt. Die Liebesgeschichte zwischen Lily und Greta, dass die beiden einander ohne Bedingungen geliebt haben, ist etwas ganz Besonderes. Und dann war da natürlich noch Lilis Geschichte. Dass ein Mensch so tapfer für seine Ziele kämpft, egal welche Hürden er dafür überwinden muss, hat mich sehr beeindruckt", gestand ein sichtlich gerührter Redmayne, der zur Vorbereitung zahlreiche Frauen und Männer aus der Transgender-Community getroffen hat.

"Ich habe bewusst Menschen unterschiedlichen Alters getroffen, denn ich wollte wissen, wie sich die Akzeptanz in der Gesellschaft für sie verändert haben. Denn Transgender-Menschen hatten es früher sehr schwer, Lily war so etwas wie eine Wegbereiterin." Danach gefragt, warum Regisseur Tom Hooper keinen Transgender-Schauspieler für die Rolle der Lili gewählt hat, erklärte er: "Natürlich würde ich mir wünschen, dass Transgender-Künstler in Hollywood auch endlich die selben Möglichkeiten erhalten wie ihre Kollegen, denn ihnen sind leider noch immer viele Türen verschlossen. Aber ich hatte Eddie von Anfang an im Kopf für diese Rolle und wollte unbedingt, dass er sie spielt. Er hat eine faszinierende weibliche Seite an sich, etwas, das man nur schwer erklären kann."

Und sein Hauptdarsteller? Der wirkte ob solcher Komplimente unangenehm berührt und ergänzte mit leiser Stimme: "Am wichtigsten war mir Lili so gut wie möglich gerecht zu werden – ich weiß nicht, ob es mir gelungen ist." Das ist definitiv der Fall, wird Redmayne am Lido di Venezia doch bereits als Anwärter auf den begehrten Coppa Volpi Preis für den besten Darsteller gehandelt.

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