Die Suche nach dem Wachstum

Klare Worte von Bundeskanzler Christian Kern

von Esther Mitterstieler © Bild: News

Die vergangene Woche war für Bundeskanzler Christian Kern ziemlich wirtschaftlich geprägt. Am Montagabend stand er in den Wiener Sofiensälen Gabor Steingart, dem Herausgeber des deutschen "Handelsblatts", Rede und Antwort. Dieser begann gleich "goschert". Im Grunde sei er, Steingart, ja ein Österreicher: der Vater Deutscher, die Mutter Ungarin, und dazwischen liege bekanntermaßen Österreich -da müsse man dann irgendwie wohl auch Österreicher sein. Schmäh hat der Mann, als ob er in Wien geboren wäre.

Der Kanzler jedenfalls, ansonsten gewohnt wortstark, musste einige Male kurz durchatmen, um gegenüber den ironischen Sprachkünsten eines Steingart nicht abzufallen. Dieser wiederum ließ den Kanzler Dinge sagen, die man gute Sager nennt und die einem Politiker nicht häufig unterstellt werden, weil diese Berufsgruppe gewöhnlich viel zu lange formuliert und das Volk am Ende des Satzes nicht mehr weiß, wo der Herr Politiker den Satz begonnen hat.

Dieses Manko kann man Kern nach seinem halben Jahr Kanzlerschaft zum Glück noch nicht vorwerfen. Zum Thema Türkei sagte der Kanzler: "Der Punkt ist erreicht, wo man sagt: bis hierher und nicht weiter." Das wollen die Leute -klare Worte. Auch der wirtschaftspolitische Ausblick lässt hoffen: "2020 müssen wir beim Wachstum wieder deutlich vor dem Eurozonenschnitt sein."

Am Freitag dann diskutierte Kern mit Mariana Mazzucato, Professorin für Innovationsökonomie an der Universität Sussex, im Audimax der Wirtschaftsuniversität vor etwa 800 Studenten. Die italienisch-amerikanische Wirtschaftswissenschaftlerin schrieb das viel beachtete Buch "Das Kapital des Staates: Eine andere Geschichte von Innovation und Wachstum". Bekanntestes Beispiel ist das Iphone, dessen Entwicklung nur durch öffentliche Investitionen möglich wurde. Kern möchte das Wachstum nicht nur mit mehr öffentlichen, sondern auch mit mehr privaten Investitionen ankurbeln. Ein Beweis dafür, dass er Mazzucato aufmerksam gelesen hat.

Was meinen Sie? Schreiben Sie mir bitte: mitterstieler.esther@news.at

Kommentare