Neuer Name,
neues Leben, neue Firma

Die USA als Refugium für SPÖ-nahes Spitzenpersonal, das eine Auszeit braucht?

von Stefan Melichar © Bild: Ian Ehm

Formal datiert seine wirtschaftliche Heimkehr mit dem 1. Juli 2014. Da setzte Lukas S. seine Unterschrift unter den Gesellschaftsvertrag der Protocolmedia GmbH. Einer breiteren Öffentlichkeit ist diese Werbeagentur wohl noch nicht so geläufig. Berühmt ist aber die Kampagne, mit der Alexander Altmüller, Geschäftspartner von S. und Geschäftsführer, knapp darauf für Furore sorgte: Die SPÖ Vorarlberg warb bei der Landtagswahl mit sonnenbebrillten Gartenzwergen. Als einige Hundert davon unter ungeklärten Umständen abhandenkamen, ging das medial um die Welt.

„Coming soon“, heißt es auf der Internetseite der Agentur. Was da kommt, sind nicht rote Zwerge, sondern jemand, der früher ganz nah an den roten Riesen war. S., Verwaltungsrat einer US-Firma, die ein Drittel der Agenturanteile hält, ist niemand anderer als Lukas Stuhlpfarrer: einst in der SPÖ bestens vernetzter Koordinator einer Lehrlingsoffensive von Kanzler Viktor Klima, die in den sogenannten Euroteam-Skandal mündete. Zentrale Person war Stuhlpfarrer. Erklärungsbedarf hatte zum Beispiel aber auch der frühere Klima-Sekretär und heutige Kulturminister Thomas Drozda. 2008 wurde Stuhlpfarrer endgültig freigesprochen. Mittlerweile arbeitet er als Anwalt in den USA und hat den Namen seiner Frau angenommen. S. sei an der Protocolmedia nur als „Business Angel“ beteiligt und habe keine operative Rolle, teilt seine Anwältin mit. Altmüller sei bereits vor Firmengründung für den Vorarlberger Wahlkampf verantwortlich, S. darin nicht involviert gewesen. In einer im Internet auffindbaren Präsentation scheint S. als „Chairman“ von Protocolmedia USA und als Consultant in Österreich auf. Möglicherweise wurde das bisher nicht umgesetzt.

Die USA als Refugium für SPÖ-nahes Spitzenpersonal, das eine Auszeit braucht? Eine Facebook-Freundin von S. ist Ex-SPÖ-Bundesgeschäftsführerin Laura Rudas, die es familiär und beruflich nach Kalifornien gezogen hat. Ihr Abgang aus Österreich ist mit dem Stuhlpfarrers nicht vergleichbar. Trotzdem fragt man sich auch bei ihr: Wann und wie kommt sie wieder heim?

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