Drozda und die Burg

Der neue Kulturminister wird von ehemaliger Stellvertreterin in Affäre hineingezogen

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Fakten - Drozda und die Burg

Zum Thema Steuerhinterziehung bei der Abrechnung von Gastschauspielern gibt Stantejsky wenig Schmeichelhaftes für den neuen Kulturminister zu Protokoll: „Wenn ich hier von „wir“ spreche, so gebe ich an, dass ich dieses Thema früher kurz mit Mag. Drozda besprochen habe, ansonsten war es meine eigene Entscheidung.“

Drozda war von 1999 bis 2008 kaufmännischer Geschäftsführer des Burgtheaters, Stantejsky seine Stellvertreterin, später seine Nachfolgerin. Der frisch gekürte Kulturminister hält zu dieser Aussage fest: „Wir haben Steuerthemen dann miteinander besprochen, wenn Frau Stantejsky an mich herangetreten ist oder es eine Lohnsteuerprüfung gab. 2008 gab es eine Prüfung, und es wurde nichts beanstandet. Ein Geschäftsführer kann nicht alles kontrollieren. Dass im Nachhinein herauskommt, dass einige Formulare fehlten, bestürzt mich.“

Das Steuerthema ist tatsächlich interessant. Und für einen Minister mit Sicherheit zumindest unangenehm, ungeachtet der Aussagen seiner früheren Prokuristin vor dem Staatsanwalt. Denn auch Thomas Drozda musste 2014, als die Burgtheater-Affäre breites öffentliches Thema wurde, wie alle anderen ehemaligen und aktuellen Geschäftsführer der Burg eine Selbstanzeige für die Finanz unterfertigen. Nach einer daraufhin erfolgten Betriebsprüfung stellten die Finanzbehörden mittlerweile per Haftungsbescheid fest, dass das Burgtheater dem Fiskus alleine bei der Abrechnung ausländischer Künstler hunderttausende Euro vorenthalten hat. Mit Blick auf den neuen Kulturminister bedeutet dies: in den Jahren 2004 bis 2008, also unter seiner kaufmännischen Geschäftsführung, beläuft sich dieser Betrag auf 457.000 Euro. Der zweite kritische Punkt: im selben Zeitraum leistete das Burgtheater Zahlungen an Arbeitnehmer, die ebenfalls schwarz und unversteuert erfolgten. Die in der Selbstanzeige offengelegten und laut Burgtheater rechtswidrig hinterzogenen Abgaben dafür belaufen sich auf mehr als 400.000 Euro.

Thomas Drozda betont: „Vom Steuerproblem habe ich erst 2014, nach einer internen Burgtheater-Prüfung, erfahren. Deshalb hat man uns zur Selbstanzeige geraten. Ich hatte keinen Anlass, der Buchhaltung und der Personalverrechnung zu misstrauen. Am Ende basiert alles auf Vertrauen.“

Der Hauptvorwurf

Der Hauptvorwurf der Staatsanwaltschaft richtet sich heute an Hauptfigur Stantejsky und lautet auf Bilanzfälschung. In einem Ende Februar fertig gestellten Gutachten kritisiert der Gerichtssachverständige der Staatsanwaltschaft die Vorgangsweise bei der Aktivierung der Theaterproduktionen in den Jahren nach 2008 und wirft dem Burgtheater vor, dass ausreichende Belege zu den in den Bilanzen des Burgtheaters aktivierten Vermögenswerten nicht vorgelegt werden konnten. Wörtlich heißt es: „Die Buchhaltung ist in diesem Aspekt als nicht ordnungsgemäß zu beurteilen.“ Unangenehm für Drozda: Auch diese Art der Bilanzierung soll es pikanterweise schon unter seiner kaufmännischen Geschäftsführung gegeben haben – zumindest laut Stantejsky: Bei ihrer Befragung vor dem Staatsanwalt gab sie jedenfalls am 3. Mai zu Protokoll: „Seit der Ausgliederung der Bundestheater (.....)wurde diese Vorgehensweise gewählt. (...) Dies war auch mit dem damaligen Geschäftsführer Mag. Drozda (...) abgesprochen.“

Und weiter: „Diese grundlegenden Besprechungen zur Aktivierung von Eigenleistungen erfolgten bereits zur Zeit der Geschäftsführung des Mag. Drozda. Ich glaube jedoch, dass es dazu keine großen Aufzeichnungen gibt, da Mag. Drozda kein großer ‚Protokollierer’ war.“ Drozda sagt zu diesem Vorwurf: „Unter meiner Geschäftfsührung gab es für alles Verträge. Es wurden auch auch nie Souffleusen oder Schauspieler aktiviert.“

Mit Sicherheit alleine zu verantworten hat Silvia Stantejsky den Vorwurf, wonach sie Theaterstücke als Werte in den Bilanzen stehen ließ, obwohl diese längst nicht mehr am Spielplan standen und deshalb keinesfalls mehr einen Vermögenswert für die Burg darstellten; dadurch wurden die Bilanzen gefälscht und die Burg quasi „reich gerechnet“. Dazu legte die 60-Jährige, die Zeit ihres Berufslebens am Burgtheater tätig war, Anfang Mai vor der Staatsanwaltschaft reumütig ein Geständnis ab: „Ich weiß, dass das falsch war und es tut mir sehr leid.“

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Update: Reaktion von Burgtheater-Anwalt Hainz

Als "absolut unrichtig" bezeichnet Burgtheater-Anwalt Bernhard Hainz gegenüber der APA jene "News"-Informationen, wonach seine Kanzlei Schadenersatzansprüche für die Jahre 2004 bis 2008 prüfe - jenen Zeitraum, in dem der nunmehrige Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ) als kaufmännischer Geschäftsführer im Burgtheater fungierte.

"Grundsätzlich prüfen wir die Ansprüche nur dort, wo ein Rechtsgrund und Aussicht auf Durchsetzbarkeit besteht", so Hainz. Man vertrete in Übereinstimmung mit der Finanzbehörde den Standpunkt, dass es sich bei der Abrechnung ausländischer Künstler, durch die den Steuerbehörden 457.000 Euro vorenthalten wurden, um eine alleinige Verantwortlichkeit der damaligen Prokuristin Stantejsky handelt.

"Nach derzeitigem Stand gehen wir davon aus, dass dies auf Fahrlässigkeit Stantejskys beruhte. Sollte sich jedoch herausstellen, dass Silvia Stantejsky das auch früher vorsätzlich gemacht hat, dann kann man prüfen", sagt der Burgtheater-Anwalt. Derzeit gebe es jedoch keinen Grund dazu.

Kommentare

Man müsste nur mal nachschauen , ob es unter Drozda auch Zahlungen an den Betriebsrat gegeben hat , der dann den an einer Fernseh Aufzeichnung beteiligten Personen , wiederum das Geld steuerfrei auszahlte. Das müssten hohe Summen sein , die nicht ohne sein Wissen gebucht werden hätten können. Somit sparte sich der Dienstgeber Burgtheater die Lohnnebenkosten. Eine altgediente Praxis an der Burg

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