Drei Pariser Attentäter über Ungarn eingeschleust

Salah Abdeslam soll drei Bataclan-Selbstmordattentäter in Budapest abgeholt haben

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Dies berichtete am Dienstag laut Nachrichtenagentur dpa die regierungsnahe Budapester Tageszeitung "Magyar Idök" unter Berufung auf Behördeninformationen. Danach sollen sich die drei IS-Anhänger zwischen 9. und 17. September in einem Hotel im Budapester Außenbezirk Zuglo eingemietet haben. Am 17. September hätten sie dann am Budapester Keleti-Bahnhof Salah Abdeslam getroffen. Abdeslam gilt als eine zentrale Figur der Anschläge von Paris und wurde im März in Brüssel verhaftet.

Noch am selben Abend soll Abedeslam die drei nach Angaben des Blattes nach Westeuropa gebracht haben. Dies deckt sich mit früheren Medienberichten, wonach Abdeslam am 17. September mit einem gemieteten Audi A6 nach Budapest reiste und wenig später über Österreich und Deutschland die Rückreise nach Belgien antrat. Bisher war jedoch nicht bekannt, ob bzw. wen er bei der Rückfahrt an Bord hatte.

Die ungarischen Behörden hatten bisher nur angedeutet, dass Abdeslam am Keleti-Bahnhof Flüchtlinge für Terroranschläge angeworben haben könnte. Die nun bekannt gewordenen Informationen kommen wenige Tage vor einem Referendum am 2. Oktober, bei dem der ungarische Premier Viktor Orban die Bevölkerung über verpflichtende EU-Aufnahmequoten für Flüchtlinge abstimmen lässt.

Als bestätigt gilt hingegen eine weitere Reise Abdeslams nach Budapest am 9. September 2015. Dort traf er zwei Männer, mit denen er später im oberösterreichischen Grieskirchen von der Polizei kontrolliert, jedoch aufgrund fehlender Einträge im Schengen-Informationssystem nicht festgenommen wurde.

Bei den beiden Männern handelt es sich um den Algerier Mohamed Belkaid und Najim Laachraoui, die mit falschen Papieren unter den Namen Samir Bouzid und Soufiane Kayal reisten. Laachraoui sprengte sich am 22. März am Brüsseler Flughafen Zaventem in die Luft. Belkaid wiederum gilt als Logistiker der Pariser Anschläge vom November 2015 und wurde von der belgischen Polizei bei einer Razzia am 15. März im Brüsseler Stadtteil Forest erschossen.

Ebenfalls über die Balkanroute reisten die späteren Paris-Attentäter Ahmad al-Mohammed und Mohammad al-Mahmoud in die EU ein. Zwei ihrer mutmaßlichen Komplizen der Algerier Adel H. (29) und der Pakistani Muhammad U. (35) wurden im Dezember 2015 in einer Flüchtlingsunterkunft in Salzburg festgenommen und Ende Juli 2016 nach Frankreich ausgeliefert. Die vier waren im Oktober 2015 gemeinsam auf der griechischen Ägäis-Insel Leros eingetroffen. Im Gegensatz zu den zwei späteren Attentätern wurden der Algerier und der Pakistani von der griechischen Justiz wegen falscher Dokumente festgenommen. Ende Oktober wurden Adel H. und Muhammad U. jedoch freigelassen. Als sie Ende November in Österreich landeten, waren die Pariser Anschläge schon ausgeführt.

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