"Die rote Regisseurin"
Doris Bures im Interview

Bures: "Wir haben einiges durchgesetzt und für mehr Gerechtigkeit gesorgt."

von
Infrastruktur - "Die rote Regisseurin"
Doris Bures im Interview

NEWS: Was hat Österreich davon, wenn Sie in Indonesien und Myanmar österreichisches Know-how anbieten?
Bures
: Österreich hat in vielen Technologiebereichen und Nischen ein Know-how, um das uns andere Länder beneiden. Aber der österreichische Markt ist für unsere Spitzentechnologien zu klein. Wir müssen unsere Hightech-Leistungen exportieren, um unseren Produktions- und Beschäftigungsstandort zu stärken. Mein Ressort unterstützt Technologieunternehmen - bei Forschung, Entwicklung, Produktion und Vermarktung. Und wir analysieren genau, ob unsere Mittel zu Wertschöpfung und Beschäftigung führen. Auch Exportfinanzierungen sind an die Bedingung geknüpft, dass zwei Drittel der Wertschöpfung in Österreich erfolgen.

NEWS: Sie haben in Myanmar Staatspräsident Thein Sein und Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi getroffen. Er verspricht eine schnelle Demokratiereform, sie bleibt aber skeptisch, wie ernst das gemeint ist.
Bures:
Aung San Suu Kyi hat gesagt: Wir sind auf dem Weg zur Demokratisierung, und dieser Weg ist nicht umkehrbar. Aber es sind viele Schritte bis dahin, und die Demokratisierung muss von innen heraus erfolgen. Mir war es wichtig, beide zu treffen. Man darf nicht zwischen der wirtschaftlichen und der demokratischen Entwicklung eines Landes trennen.

NEWS: Aung San Suu Kyi ist für viele ein Idol. Wie war das Gespräch für Sie?
Bures:
Wir haben uns vor allem über den Demokratisierungsprozess in ihrer Heimat unterhalten. Phasenweise war es aber auch ein sehr persönliches Gespräch. Vor meiner Reise haben mir etliche Frauen gesagt, Aung San Suu Kyi sei ein großes Idol für sie. Davon hab ich auch ihr berichtet. Da hat sie geschmunzelt und gesagt: Sie höre oft von Menschen, dass ihre Frau, ihre Mutter oder ihre Schwester sie als Vorbild sehen. Das freue sie auch, aber manchmal denke sie sich: And what about the boys? Ich habe Aung San Suu Kyi auch nach Wien eingeladen. Und sie hat gesagt: Ich komme gerne. Nationalratspräsidentin Prammer und ich werden sie rund um den Internationalen Tag der Menschenrechte am 10. Dezember einladen.

NEWS: Die österreichische Bundesregierung ist unter Druck. Auch in der SPÖ ist der Unmut groß. Nimmt die Regierung wahr, wie groß die Unzufriedenheit ist?
Bures:
Ich verstehe die Verunsicherung der Menschen, weil schwierige Zeiten, wie wir sie durch die Wirtschaftskrise erleben, Gefühle der Unsicherheit und der Angst erzeugen.

»"Wir haben einiges durchgesetzt und für mehr Gerechtigkeit gesorgt."«

NEWS: Aber der Unmut ist gegenüber dem Höhepunkt der Krise deutlich stärker geworden. Die Menschen fühlen sich durch leere Versprechungen verschaukelt.
Bures:
Wir sind eine Koalition aus zwei Parteien mit unterschiedlichen Weltanschauungen. Aber die Steuerreform muss kommen. Und ich bin überzeugt, dass auch die Millionärssteuer und die Finanztransaktionssteuer kommen. Wir haben dafür gesorgt, dass Bezieher hoher Managergehälter und hoher Pensionen einen Beitrag leisten, und wir haben die Bankenabgabe verlängert. Wir haben also einiges durchgesetzt und für mehr Gerechtigkeit gesorgt. Und es ist erst ein halbes Jahr seit der Wahl vergangen.

NEWS: Man sagt Ihnen Interesse nach, Wiener Bürgermeisterin zu werden. Ist das so?
Bures:
Ich bin mit Begeisterung Infrastrukturministerin. Ich habe viel auf den Weg gebracht und möchte einiges ins Ziel bringen.

NEWS: Das ist kein eindeutiges Ja oder Nein.
Bures:
Ich bleibe Infrastrukturministerin.

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Kommentare

Na ja, den rot-grünen Scherbenhaufen aufräumen kann ja keine verlockende Alternative sein.

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