Attention - A Life in Extremes:
Aus der Komfortzone in die Kinos

Wingsuit-Fliegen, Apnoetauchen, Ultra-Cycling und die Motivation dahinter

von Halvor Angvik © Bild: Adrialpe-Media

Wingsuit-Fliegen gilt als der gefährlichste Sport der Welt. Bei keiner Freizeit-Aktivität ist die Todesrate so hoch. Dennoch stürzen sich immer mehr waghalsige Jumper in ihren speziell angefertigten Anzügen mit Flächen aus Stoff zwischen Armen und Beinen von Klippen und Bergkuppen, um den Gleitflug eines Vogels nachzuahmen. Alles Adrenalin-Junkies? Verrückte? Todesmutige?

Wir treffen Halvor Angvik im ersten Stock von Peak Performance in der Mariahilferstraße in Wien. Da steht er vor uns, einer dieser "Extremen" und wirkt...extrem normal. "Natürlich ist es eine Hochrisikoangelegenheit", erklärt der Norweger seine Leidenschaft, "aber darum geht es mir nicht. Ich genieße es jedes Mal, die Angst, eine der intensivsten Gefühlslagen, aufs Neue herauszufordern und aus dem Bezwingen dieser Angst meine Befriedigung zu holen."

Der "extreme" IT-Techniker

Im Brotberuf ist Angvik IT-Techniker bei einem staatlichen Unternehmen. "Deshalb habe ich auch viel Freizeit", lacht er. Mit kurz rasierten Haaren, adrett gestylt und freundlich wirkt er wie der Antagonist eines stereotypen Extrem-Sportlers. "Ich wollte keinen klassischen Skateboard-Typen", erläutert Regisseur Sascha Köllnreitner und scheint mit seiner Wahl voll ins Schwarze getroffen zu haben. Die Vielschichtigkeit und Komplexität der Charaktere ist ein großes Plus des Films.

Und auch Gerhard Gulewicz attestiert seinem Leinwand-Partner in "Attention - A Life in Extremes": "Halvor ist bodenständig, geradlinig. Er liebt den Sport und er macht ihm Spaß ohne wirklich ein Interesse daran zu haben, an die Öffentlichkeit zu gehen."

Analyse, Vorbereitung, Training, Sprung

Wie der oberösterreichische Filmemacher überhaupt auf den Nordländer gestoßen ist? Über ein Antwortschreiben in einem Forum für Basejumper. Es waren die klugen und schlüssigen Argumente Angviks, die Köllnreitner davon überzeugten, hier keinen lebensmüden Verrückten vor sich zu haben.

Und schon ein kurzes Gespräch mit dem Wingsuit-Flyer bestätigt das. "Ohne Vorbereitung geht nichts", betont der 34-Jährige. "Und wenn ich kein gutes Gefühl habe, springe ich nicht. So lange, bis ich ausreichend trainiert habe." Genau das ist nämlich der Punkt. Vor jedem Flug analysiert Angvik akribisch die Begebenheiten, prüft das Material und überlegt jeden Schritt. All das, nur um sich dann wieder selbst "aus der Komfortzone zu pushen", wie er sagt.

"Ich fühle mich absolut frei"

"Das Gefühl außerhalb aller Handynetze, abseits der Zivilisation gibt mir den inneren Frieden, der mit nichts Anderem zu vergleichen ist. Die Probleme des Alltags bleiben daheim und ich fühle mich absolut frei."

Der "Attention - A Life in Extremes"-Zuseher wird sich vielleicht in Angvik wiedererkennen. Auch wenn er (noch) gerne zur Arbeit geht, verfolgt auch er das Ziel von seiner Passion leben zu können. "Es ist nur logisch, das tun zu wollen, was man wirklich gern macht." Eine Message, die sich auch bei Guillaume Nery oder Gerhard Gulewicz finden lässt und eine der Kernaussagen des Films.

Nicht nur deshalb wird man noch Stunden nach Verlassen des Kinos über sein eigenes Leben nachdenken. Diese Folge des Filmgenusses ist die größte Leistung des cineastischen Meisterstücks aus Österreich.

Attention - A Life in Extremes startet am Freitag, dem 26. September, in 30 österreichischen Kinos.

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