Die Wiener Veilchen begehen ein Jubiläum:
FK Austria Wien feiert den 100. Geburtstag

Amateur-Sportverein im Keller der Urania gegründet Namensänderung erfolgte erst im November 1926

Die Wiener Veilchen begehen ein Jubiläum:
FK Austria Wien feiert den 100. Geburtstag

An diesem Tag wurden die Amateure wieder in den Österreichischen Fußball-Verband (ÖFV) aufgenommen, dem sie am 16. November 1910 beigetreten waren, später aber den Rücken gekehrt haben, weil sie keine Freigabe für ihre Ex-Cricketer-Spieler erhalten hatten. Seit dem Aufstieg am 5. Juli 1911 sind die Wiener immer erstklassig. In der ersten Oberhaus-Saison 1911/12 steckten die Amateure im Abstiegskampf, erst in der letzten Runde gelang durch ein 4:0 über den Wiener AC der Klassenerhalt.

Den aktuellen Namen Austria (Abkürzung FAK in Anlehnung an das WAS-Emblem) nahmen die Amateure am 18. November 1926 mit der Umstellung auf Profitum an. Von den Anfängen in Ober St. Veit, im Wiener Nobelbezirk Hietzing beheimatet, verlor der Verein 1930 aus finanziellen Gründen seine Heimstätte (26.000 Zuschauer) und fand nach langem Zigeuner-Dasein erst 1973 mit dem Horr-Stadion ein neues Zuhause.

Rekord-Cupsieger
Der erste große nationale Erfolg gelang 1921 mit dem Cup-Gewinn, dem bis heute 26 weitere folgten. Erstmals von insgesamt 23-mal Meister durften sich die Amateure bzw. Austrianer 1924 nennen. In diesem Jahr glückte sogar das Double. Als wertvollsten Erfolge auf internationaler Bühne gingen die Triumphe im Mitropacup 1933 und 1936 sowie der Einzug ins Endspiel im Europacup der Cupsieger 1978.

Damals, am 3. Mai, hatten Herbert Prohaska, Karl Daxbacher, Thomas Parits und Co in Paris gegen RSC Anderlecht keine Chance und verloren 0:4. Ein Jahr später war für die Austria im Europacup der Meister und auch 1983 im Cupsieger-Bewerb jeweils im Halbfinale Endstation. Im Viertelfinale des Europacup standen die Favoritner insgesamt siebenmal. Seit 2002 sind sie als einziger ÖFB-Club stets im internationalen Geschäft vertreten.

Große Namen spielten in Violett
Austria steht nicht nur für tolle Erfolge, sondern auch für große Fußballer. Den violetten Dress trugen u.a. Matthias Sindelar, Ernst Stojaspal, Lukas Aurednik, Walter Nausch, Ernst Melchior, Karl Stotz, Ernst Ocwirk, Gernot Fraydl, Hans Buzek, Horst Nemec, Ernst Fiala, Friedl Koncilia, Robert Sara, Manfred Zsak, Walter Schachner, Herbert Prohaska, Ivica Vastic usw. Ebenso prominent ist die Liste der bisherigen Trainer, seit 1911 waren es über 60: Hugo Meisl, Sindelar, Josef Smistik, Ocwirk, Stotz, Erich Hof, Parits, Gustl Starek, Josef Hickersberger, Egon Coordes, Horst Hrubesch, Prohaska, Arie Haan, Didi Constantini, Christoph Daum, Joachim Löw.

Einen hohen Verbrauch an Feldherrn hatte Mäzen Frank Stronach, der mit seinem Konzern Magna in die Austria von August 1998 bis Juni 2008 an die 200 Mio. Euro investierte. Ebenso wie die Trainer gaben einander unter der Ära des austro-kanadischen Milliardärs mehr oder wenige gute Legionäre die violett Türklinke in die Hand. Nach dem Abgang des Mäzens wird der Verein seit 1. Juli 2008 von einer AG mit den Vorständen Parits (Sport) und Markus Kraetschmer (Wirtschaft) geführt.

Glanz durch Emanuel Schwarz und Joschi Walter
Wirtschaftliche Strukturen eingeführt hatte erstmals schon der legendäre Joschi Walter. Der Autohändler, der von 1959 mit kurzen Unterbrechungen bis zu seinem Tod 1992 Präsident war und der am vergangenen Mittwoch 85 Jahre geworden wäre, führte die Austria nach turbulenten Jahren wie ein Unternehmen. Was er gesagt hatte, wurde ohne Widerrede gemacht. Zu den Marksteinen der violetten Historie zählte auch der Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich.

Die Annektierung hätte fast das Ende des von Präsident Emanuel Schwarz, einem Juden, geführten Vereins bedeutet. Schwarz und einige andere im Vorstand wurden von den Nationalsozialisten verfolgt, der Club gesperrt, das Vermögen beschlagnahmt, das Sekretariat geschlossen und Austria in SC Ostmark umbenannt. Im Juli 1938 wurde die Umbenennung rückgängig gemacht und ab der Saison 1938/39 wieder als FK Austria aufgetreten. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte Schwarz als Chef zurück und begann mit dem Neuaufbau.

(apa/red)