So begründete die Richterin die verhältnismäßig geringe Strafe wegen Totschlag von vier Jahren Haft. Der Mann sei in der 46 Jahre langen Ehe schikaniert und bevormundet worden. Die Frau nannte ihren Gatten einen Versager und Feigling und untersagte ihm den Kontakt zu seinen Eltern, Geschwistern und zur gemeinsamen Tochter.
"War Gefangener meiner Frau"
Als Raymund W. 2010 eine Nierenoperation hatte und danach an einem häufigen Harndrang litt. rationierte seine Frau Renate seine Getränke, verriegelte zeitweise sogar die Toilette und beschimpfte. ihn als "Dreckschwein“. Zur Beerdigung seiner Eltern durfte er nicht gehen. Und wenn Raymund später von der Arbeit heimkam, wurde er ausgesperrt, wie der Mann vor Gericht aussagte. Zu Prozessbeginn hatte der Angeklagte ein Geständnis abgelegt und erklärt: "Ich habe mich immer als Gefangener meiner Frau betrachtet." Die Richterin sagte: "Er ist jedem Konflikt aus dem Weg gegangen und hat immer versucht, ihre Liebe zu erhalten."
"Druckkessel explodierte"
Bis zu jenem Tag im April, als der Mann seine Frau im Zuge eines Streits bewusstlos würgt. "Ich wollte sie einfach nur zum Schweigen bringen", sagte Raymund W. vor Gericht. Nach der Tat rief er die Polizei. Der Notarzt konnte die 72-Jährige wiederbeleben, sie starb aber zwei Wochen später. Die Richterin zeigte Verständnis: "Da ist der Druckkessel explodiert, in dem die jahrzehntelangen Demütigungen eingesperrt waren."
Für Raymund W. ist das Leiden jedoch nicht zu Ende: Den Ehering trägt er bis heute. Unter Tränen sagte er in seinem Schlusswort vor Gericht: "Ich liebe sie immer noch."
Kommentare
Ich weiß, es ist zu einfach, aber warum hat sich der Mann nicht scheiden lassen, wenn er so unter der Fuchtel seiner Frau gelitten hat?
Dieses äußerst milde Urteil durch eine mehr als verständnisvolle Richterin könnte richtungsweisend für Nachfolgeurteile werden.
46 Jahre zu leiden und nichts dagegen tun! Dazu fällt mir jetzt echt nichts mehr ein...