Der FPÖ ist der ORF noch nicht blau genug

Der FPÖ ist der ORF noch nicht blau genug

Am Rande der „NÖ Gala“ schnürten die ÖVP-Granden mit ihrer neuen ORF-Chefin, Monika Lindner, jenes Personalpaket, das der ORF-Stiftungsrat diesen Freitag absegnen soll: die 15 Topjobs unter der Generaldirektion. Seither geht in der ORF-Zentrale am Küniglberg die Schnurre von jenem ORFManager um, der seinen Schützling in heller Aufregung telefonisch zu sich zitierte: „Setz dich ins Auto, und komm sofort her! Wer nicht hier ist, der wird nichts.“

Viel zu wenig Blau
Was in der ORF-Kantine für Amüsement sorgte, löste hinter den Kulissen der Regierung einen handfesten Streit aus. Lindners Jochberger Paket ist den Blauen viel zu schwarz. Und viel zuwenig blau. Im kleinem Kreis erklärte FPÖ-Poltergeist Jörg Haider das „Experiment ORF“ gleich für „gescheitert“. Von Vizekanzlerin Susanne Riess-Passer werden ein Wutanfall und die Drohung „Wenn das so kommt, ist es mit der Koalition vorbei“ kolportiert. Ein anderes Mitglied des FPÖ-Führungszirkels begründet seine Empörung so: „Die ÖVP ist wahnsinnig geworden. Die will die ganze Macht im ORF an sich reißen.“

Wutschnaubend pocht die FPÖ auf Einhaltung des Pakts, den sie sich anläßlich der Kür. Lindners zur ORF-Chefin ertrotzt hat: zwei Direktorenjobs für die Blauen und ein Karrieresprung für ihr treues Parteimitglied, den Mittags-„ZiB“-Verantwortlichen und Militaristen Walter Seledec. Und dann das. Fast alle Jobs sind bereits vergeben, und die FPÖ staubt nur einen halben davon ab. Von den sechs Direktoren, die am Küniglberg sitzen werden, waren bereits vier ausgedealt (der technische Direktor ist bis dato offen, der ORF-Online-Chef sollte erst im Herbst bestellt werden).

Haider schlug roten Ex-‚Krone‘-Redakteur Gerhard Draxler vor
Bestenfalls der Informationsdirektor, Gerhard Draxler, hat einen Blaustich. Schließlich hat er sich seine Meriten als Kärntner Landesintendant erworben und ist nicht von ungefähr von Haider vorgeschlagen worden. Nur: Blaues Urgestein ist er nicht. Lindner verkauft ihn zwar als FPÖ-Ticket, für eingefleischte Reaktionäre bleibt er aber „der rote Ex-‚Krone‘-Redakteur“. Riess-Passer zog die Notbremse, entmachtete ihren Mediensprecher Peter Westenthaler, der im ORF den Elefanten im Porzellanladen gibt, und riß das Verhandlungspouvoir an sich. Seither wird Tacheles geredet. Kein Wunder, es geht ja um sehr viel.

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