Definitives Aus für Schuherzeuger Gallus! Eigentümer verweigert Verkauf der Marke

Werk wird mit 31. Jänner geschlossen, 180 ohne Job Fortsetzung der Gallus-Produktion in Billiglohnländern

Das Schicksal der insolventen Kärntner Schuhfabrik Gallus in Wolfsberg ist besiegelt. Nachdem sich der belgische Eigentümer am Montag weigerte, die Marke "Gallus" zu verkaufen, beschloss der Gläubigerausschuss das Ende für den Betrieb, bei dem 180 Menschen beschäftigt sind. Dies erklärte Masseverwalter Gerhard Brandl am Nachmittag gegenüber der APA. Die Fabrik wird mit 31. Jänner geschlossen. Rund 50 Mitarbeiter könnten beim Mahle-Filterwerk in St. Michael ob Bleiburg einen neuen Job finden.

Die Schuhfabrik war Mitte Dezember wegen Absatzproblemen insolvent geworden. Produktions- und Verkaufsbetrieb waren mit rund 7,85 Mio. Euro überschuldet. Da die Auftragsbücher voll waren, erklärte sich das Land Kärnten zur Übernahme einer Ausfallshaftung in der Höhe von 1,5 Mio. Euro bereit, um den Betrieb bis Ende März aufrecht zu erhalten und bis dahin einen Käufer zu finden. Knapp vor Weihnachten musste auch die Gallus-Holding Konkurs anmelden. Sie fungierte als "Muttergesellschaft" des Schuherzeugers, die "Leistungen in Form von Führungs- und Lenkungsaufgaben" für ihre Tochtergesellschaften erbracht hat.

Zwei Kandidaten wollten übernehmen
Am Montag gab es zwei Kaufangebote, eines von einem österreichischen Übernahmekandidat, das zweite vom bisherigen Gallus-Eigentümer Gerard van Spaendonck. Letzterer bot laut seinem Anwalt Franz Großmann für das Schuh- und Warenlager in Wolfsberg rund 2,8 Mio. Euro. Brandl: "Wir haben bereits einen Vorvertrag mit dem österreichischen Interessenten gehabt, doch Spaendonck hat die Marke nicht hergegeben." Letztendlich zahlt der bisherige Gallus-Eigentümer aber doch 3,2 Mio. Euro.

Der Belgier will in Billiglohnländern - wie etwa in Rumänien - die Produktion von Gallus-Schuhen weiterführen.

Masseverwalter wird Eigentümer verklagen
Der Masseverwalter der insolventen Schuhfabrik Gallus in Wolfsberg wird den Eigentümer, Gerard van Spaendonck, auf Rückgabe der Marke "Gallus" klagen. Das kündigte der Kärntner Wirtschaftslandesrat LHStv. Karl Pfeifenberger (F), bei der Gallus-Betriebsversammlung am Montag Nachmittag in Wolfsberg an. Van Spaendonck hatte die Marke sechs Monate vor dem Konkurs aus dem Unternehmen abzogen. Für die 180 Mitarbeiter werden, so Pfeifenberger weiter, Arbeitsstiftungen eingerichtet.

Eine Mischung aus Zorn und Resignation beherrschte die Stimmung unter der Belegschaft, als Masseverwalter Gerhard Brandl die Werkschließung mit 31. Jänner verkünden musste. "Es tut mir wirklich von Herzen leid, dass ich Ihnen keine besseren Nachrichten überbringen kann, meinte der Rechtsanwalt". Man sei an der Unnachgiebigkeit des Eigentümers gescheitert, der sich geweigert hätte, die Marke zu verkaufen.

Politik mit "Mitteln am Ende"
Auch Pfeifenberger betonte, man hätte alles versucht, "aber wir müssen zugeben, dass wir mit unseren Mitteln am Ende sind". Wenigsten könnten bis zu 50 Mitarbeiter beim Mahle-Filterwerk in St. Michael ob Bleiburg einen Ersatzarbeitsplatz finden. für sie soll rasch eine eigene Stiftung eingerichtet werden. Um den Transport zu erleichtern, erklärt sich das Land bereit, drei Jahre lang den nötigen Bustransfer von Wolfsberg nach St. Michael und zurück zu finanzieren. Für die übrigen Gallus-Mitarbeiter soll es ebenfalls eine Arbeitsstiftung geben. Insgesamt stellt das Land für diese Maßnahmen bis zu 1,5 Mio. Euro zur Verfügung.

Von der Klage auf Rückgabe der Marke "Gallus", die laut Pfeifenberger "nicht ganz legal" aus dem Unternehmen abgezogen worden sei, erhoffen sich Politik und Masseverwaltung letztlich aber nur wenig. Gerichtsstand ist Köln. Brandl rechnet mit einer Verfahrensdauer von zwei bis drei Jahren. Danach wäre die Marke "nichts mehr wert". "Wir wollen aber trotzdem nichts unversucht lassen", begründete Pfeifenberger die Entscheidung für eine Klage.

Der bisherige Geschäftsführer der Schuhfabrik, Gerhard Falle, bezeichnete die Vorgangsweise van Spaendoncks als "echte Sauerei", die menschlich und moralisch absolut nicht in Ordnung sei. Der Wolfsburger Bürgermeister Gerhard Seifried kritisierte, dass sich der belgische Geschäftsmann "hinter seinem Anwalt versteckt" und es nicht wagen würde, sich den Gallus-Mitarbeitern zu stellen. Lapidarer Kommentar eines jetzt von der Kündigung Betroffenen jetzt dazu: "Der weiß schon, warum er sich hier nicht mehr blicken lässt, denn unversehrt würde er wohl kaum davon kommen".
(apa)