Chemie-Nobelpreis 2016 für "kleinste Maschinen der Welt"

Winzige Aufzüge, Muskeln, Motoren und Autos aus einzelnen Molekülen

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Wie die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften am Mittwoch in Stockholm bekannt gab, haben die diesjährigen Chemie-Nobelpreisträger Moleküle entwickelt, deren Bewegungen man kontrollieren kann und die eine Aufgabe erfüllen, wenn sie Energie erhalten." Den Stand der Entwicklung etwa von molekularen Motoren vergleicht das Nobelkomitee mit jenem des Elektromotors in den 1830er Jahren.

In Zukunft würden solche molekularen Maschinen bei der Entwicklung neuer Materialien, Sensoren und Energiespeichersystemen eine Rolle spielen. Österreichische Chemiker sehen ein künftiges Anwendungsfeld der Mini-Maschinen auch im Bereich Medizin. "Man könnte sich eine molekulare Maschine vorstellen, die ganz gezielt einen Wirkstoff im Körper liefert", sagte Nuno Maulide von der Uni Wien zur APA.

Den ersten Schritt in Richtung molekularer Maschinen hat nach Angaben der Nobel-Juroren Sauvage, Emeritus an der Universität Straßburg, gemacht. Er hat 1983 ringförmige Moleküle wie Kettenglieder beweglich zueinander aneinandergefügt.

Den zweiten Schritt habe dann Stoddart von der Northwestern University in Evanston (US-Bundesstaat Illinois) gesetzt. Er konnte 1991 Moleküle entwickeln und so miteinander verbinden, dass sich ein ringförmiges Molekül entlang eines achsenförmigen Moleküls bewegen konnte. Nach diesem Prinzip wurden mittlerweile ein Nano-Lift oder Nano-Muskeln entwickelt.

Schließlich hat Feringa 1999 den ersten molekularen Motor entwickelt. Auf dieser Basis hat er 2011 ein nur rund einen milliardstel Meter (Nanometer) langes, elektrisch angetriebenes Mini-Auto mit Vierradantrieb gebaut.

Mit diesen molekularen Maschinen habe eine "Revolution" begonnen, sagte Nobel-Juror Olof Ramström. "Die Zukunft wird zeigen, wie wir das hier anwenden können."

Feringa zeigte sich von der Nachricht über die Auszeichnung überwältigt. "Ich wusste nicht, was ich sagen sollte und war ein bisschen geschockt, weil das so eine große Überraschung war", sagte der Wissenschafter, der nach der Verkündung in Stockholm per Telefon zugeschaltet war. "Meine zweite Reaktion war, dass ich mich so geehrt fühle, und dass es mich berührt."

Die Auszeichnung ist heuer mit acht Millionen schwedischen Kronen (830.000 Euro) dotiert. Der Preis wird am 10. Dezember, am Todestag des 1896 gestorbenen Preisstifters, verliehen.

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