Neu in der Führungsrolle: So klappt der Aufstieg

Tipps und Tricks, wie der Einstieg in die Führungsebene gut gelingt - und was man vermeiden sollte

Der Karriere-Aufstieg ist geschafft. Sie wurden in eine Führungsposition befördert. Und jetzt? Wie gestaltet man seinen Einstieg als ChefIn? Welche Fehler gilt es zu vermeiden? Und wie verschafft man sich Respekt? Judith Girschik, Führungskräfte Coach und Gründerin des Leadership Institute in Wien verrät Tipps und Tricks.

von Chefin © Bild: iStockphoto

Der Aufstieg von der Mitarbeiterin zur Chefin ist geschafft. Wie gelingt dieser Umstieg am besten? Worauf gilt es, zu achten?

Entscheidend ist es, sich schon vorab Klarheit über die neue Rolle zu verschaffen. Hier hilft eine umfassende Abstimmung mit der nächsthöheren Berichtsebene. Dazu zählt auch das gründliche Sammeln von Information zu den Themen Strategie, Stakeholder und Unternehmenskultur. Es lohnt sich also, die neue Stelle mit der bestmöglichen Vorinformation anzutreten. Das ist der beste erste Schritt zum Erfolg. Denn gerade die ersten Wochen und Monate in einer neuen Position nehmen erheblichen Einfluss auf den langfristigen Erfolg beim Bewältigen der neuen Aufgaben.

Wie gestaltet man den Einstieg am besten? Die erste Vorstellung? Die ersten Tage?
Hier kommt es darauf an, ob man das Unternehmen schon kennt oder tatsächlich neu ist. In jedem Fall gilt es, sich und anderen Klarheit über die neue Rolle und die damit verbundenen Aufgaben zu schaffen.

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Welche Schwierigkeiten kommen auf einen meist als Neo-ChefIn zu Beginn zu? Worauf sollte man vorbereitet sein – und wie kann man sich vorbereiten?
Ein Problem, das sich gerade im Führungskräfte-Coaching immer wieder zeigt, ist mangelnde Akzeptanz durch das Umfeld, meist durch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Auch hier hilft absolute Klarheit über die neue Rolle und deren explizite Kommunikation. Das lässt sich übrigens hervorragend üben.

Wie gelingt es bei einem internen Aufstieg, von ehemaligen KollegInnen plötzlich als ChefIn wahrgenommen und respektiert zu werden? Ohne das kollegiale Verhältnis zu verlieren?
Auch hier steht Rollenklarheit im Vordergrund. Als Führungskraft wird häufig gewählt, wer auch schon im Vorfeld der Beförderung respektiert wurde, etwa durch Kompetenz und Leistungsbereitschaft. Diese Führungskraft ist nicht darauf angewiesen, die neuen Mitarbeiter für sich zu gewinnen. Leider genießt nicht jede frischgebackene Führungskraft diesen Vorteil.

Gerade harmoniebedürftigen Personen kann es trotz bester Qualifikation schwerfallen, den Respekt der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen. Sie werden manchmal als schwach wahrgenommen und laufen dann Gefahr, ausgenützt oder nicht ernst genommen zu werden.

»Was die Kommunikation persönlicher Themen und Anliegen betrifft, so ist weniger manchmal mehr.«

Was die Kommunikation persönlicher Themen und Anliegen betrifft, so ist weniger manchmal mehr. Gerade besonders harmoniebedürftige Menschen profitieren mitunter davon, sich etwas zurückzunehmen. So gelingt es ihnen, mehr Respekt zu gewinnen. Diese Strategie hat schon vielen weiblichen Führungskräften zum Erfolg verholfen.Das bis dahin kollegiale Verhältnis zum einen oder anderen Kollegen kann darunter natürlich leiden.

Steigt man nicht intern auf, sondern wechselt für die erste Führungsposition in ein anderes Unternehmen/eine andere Abteilung: Wie meistert man die doppelte Herausforderung aus neuem Unternehmen und Aufstieg am besten?
Oft gelingt der Aufstieg in eine Führungsposition lediglich durch einen Wechsel, ganz unter dem Motto vieler Unternehmen “neue Besen kehren besser”. Ist der Sprung einmal geschafft, ist es wichtig, sich einen Überblick über das neue Aufgabenfeld und die relevanten Stakeholder zu schaffen und mit den entscheidenden Personen Kontakt aufzunehmen. Dann bedeutet Kommunikation alles.

Zum Ablauf: Häufig wird die neue Führungskraft sich zunächst vor der gesammelten Mannschaft vorstellen und in den darauffolgenden Tagen Einzelgespräche mit allen neuen Kolleginnen und Kollegen zu führen. In diesen Gesprächen gilt es, das neue Team für sich zu gewinnen. Am Besten gelingt das der Führungskraft, indem sie sich mit der Bedürfniswelt ihrer Gesprächspartner auseinandersetzt.

» Der Kern erfolgreichen Führungsverhaltens liegt in der richtigen Einschätzung der Fähigkeiten und Bedürfnisse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. «

Damit sind wir auch schon bei der Quintessenz gelungener Führung angelangt. Der Kern erfolgreichen Führungsverhaltens liegt in der richtigen Einschätzung der Fähigkeiten und Bedürfnisse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

So erwarten manche Menschen vor allem transparente Kommunikation dessen, was in Ihrer Abteilung vorgeht. Anderen wiederum geht es um Sicherheit und darum, dass sie vor Kritik durch obere Managementebenen geschützt werden.

Es empfiehlt sich, die Aufgaben und Abläufe im Team dementsprechend zu gestalten.
Wichtig ist in jedem Fall, dass es der Führungskraft gelingt, den neuen Kolleginnen und Kolleginnen ihre Erwartungen und Anforderungen klarzumachen. Dazu zählen auch klare Vorstellungen zur laufenden Zusammenarbeit und Kommunikation. So schützen Führungskräfte sich und andere vor unangenehmen Überraschungen.

» Ein Fehler, der mir immer wieder begegnet, ist eine zu starke Verbrüderung mit neuen Mitarbeitern.«

Wie viel Nähe ist zu den MitarbeiterInnen, die man führt, möglich, wie viel Distanz aber auch notwendig?
Viele Menschen, auch Führungskräfte verspüren ein starken Wunsch nach persönlichem Kontakt, mitunter auch nach Harmonie. Und für Mitarbeiter kann der persönliche Kontakt zum Vorgesetzten motivierend wirken.

Gleichzeitig sollten Sie allzu persönliche Gespräche mit Ihren Mitarbeitern vermeiden:
Ein Fehler, der mir immer wieder begegnet, ist eine zu starke Verbrüderung mit neuen Mitarbeitern. So verlieren Sie die professionelle Distanz und Objektivität. Mangelnder Respekt kann die Folge sein.

Daher: Professionelle Kommunikation ja. Privater Austausch jedoch nur so viel wie nötig, aber so wenig wie möglich.

8 Tipps von Judith Girschik für neue Führungskräfte:

  1. Verlassen Sie sich nie auf die formale Macht, die eine neue Position/ ein neuer Titel mit sich bringt.
  2. Bereiten Sie sich auf die neue Aufgabe vor. Ganz im Sinne von “To be prepared is half the victory” (Miguel de Cervantes)
  3. Versuchen Sie so früh wie möglich, neue Mitarbeiter und Kollegen für sich zu gewinnen.
  4. Gestalten Sie Ihr Team nach Ihren Vorstellungen. Berücksichtigen Sie dabei Ihre persönlichen Stärken und Schwächen. Ein Persönlichkeitsprofil hilft Ihnen dabei, sich über die eigenen Strebungen und Tendenzen klar zu werden.
  5. Delegieren Sie dementsprechend.
  6. Schützen Sie sich vor “Office Politicians”. Stellen Sie fest, ein Mitarbeiter versucht wiederholt Stimmung gegen Sie zu machen, klären Sie die Situation und scheuen Sie sich nicht davor, sich von diesem Mitarbeiter zu trennen.
  7. Nehmen Sie Unterstützung in Anspruch, etwa in Form eines für Führungskräfte maßgeschneiderten Coachings. Immer wieder kommen frischgebackene Chefs und Chefinnen zu uns, die sich auf ihrem neuen Weg gerne begleiten lassen, etwa in einem maßgeschneiderten Coaching für Führungskräfte. Immer mehr HR-Abteilungen wissen, wieviel bei einem erfolgreichen Onboarding am Spiel steht und kommen von sich aus für das Coaching oder Mentoring auf.
  8. Verwenden Sie in der Kommunikation narrative Elemente. Erläutern Sie etwa, wie Sie sich die künftige Entwicklung Ihrer Abteilung vorstellen, was hinter dieser Idee steckt und welche praktischen Ziele damit verbunden sind. So können Sie die neuen Mitarbeiter schon früh Teil Ihrer persönlichen Erfolgsgeschichte werden lassen.