Heim-Überwachung
aus dem Zylinder

Für 200 Euro bietet Canary eine All-in-One Sicherheitslösung an. Aber kann das was?

Mehr Sicherheit für die eigenen vier Wände? Selbstverständlich gerne! Aber der Preis für eine professionelle Alarmanlage ist dann vielen doch zu teuer. Stattdessen greifen immer mehr Konsumenten auf einfache Security-Lösungen zurück. Diese sind entweder zusätzlicher Baustein einer intelligenten Heimsteuerung oder aber eine All-in-One-Lösung. Und genau so eine hat News.at jetzt getestet. Bilanz: Geht so.

von Argus-Auge für zuhause - Heim-Überwachung
aus dem Zylinder © Bild: Canary

Das äußere Erscheinungsbild des Canary All-In-One Sicherheitssystem dürfte sich unauffällig in die meisten Wohnzimmer integrieren. Die Kombination aus HD-Überwachungskamera, Bewegungssensor, Mikro, Alarmsirene und Luftqualitätssensor ist in einem schicken, kleinen Zylinder verstaut, der gerade einmal 15 Zentimeter hoch ist. Das edle Metall-Finish in Schwarz oder Weiß wirkt eher wie ein Deko-Objekt oder eine leere Vase als ein Gerät, das die Sicherheit in den eigenen vier Wänden erhöhen soll.

Die Primärfunktion des Canary ist recht simpel gestrickt: Das Sicherheitssystem verständigt das Smartphone des Besitzers, sobald das Gerät eine Bewegung innerhalb des Raumes registriert, in dem es aufgestellt ist. Der Nutzer kann anhand der Aufnahme selbst entscheiden, ob er die Sirene des Canary auslösen und/oder die Polizei verständigen möchte. Zusätzlich zu dieser Funktion kann das Canary Messdaten zur Luftqualität (Temperatur und Luftfeuchtigkeit) an das Smartphone schicken. Warum auch immer. Ohne Anbindung an ein echtes Smart Home, bei dem sich auch Zimmertemperatur und Luftfeuchte regeln lassen, nur ein netter Gag, auf den man keinen Einfluss nehmen kann.

© Canary Schick und simpel: So will sich Canary präsentieren.

In beiden Fällen ist eine einmalige Kopplung mit dem betreffenden Smartphone sowie eine permanente Internetverbindung beider Geräte erforderlich. Bis zu vier Canary-Geräte können miteinander verbunden werden, um ein Objekt zu überwachen. Umgekehrt können die Überwachungsdaten auch von mehreren registrierten Benutzern gleichzeitig abgerufen werden. Kompatibel zu Canary sind iPhones oder Android-Smartphones. Praktisch: Bei einem Umzug kann man Canary problemlos in die Tasche packen und mitnehmen. Alternativ zum Handy kann man auch über Internetbrowser und Accountzugang auf Canary zugreifen.

Schwieriger Beginn

Soweit zur Theorie. Denn in der Praxis scheiterte das Canary-Projekt beinahe an der Installation. Offiziell gibt es zwei Möglichkeiten der Instandsetzung: Nachdem der Überwachungszylinder an den Strom angeschlossen worden ist, muss man zunächst die Canary-App am Handy runterladen, um es mit dem Zylinder koppeln zu können. Die Kopplung sollte über Bluetooth oder ein mitgeliefertes Kabel funktionieren. Drahtlos via Bluetooth funktionierte es auf einem Gerät mit Android 6.0.1 bis zuletzt gar nicht und über Kabel erst im vierten Anlauf.

© Benjamin Brandtner Schlau aber dumm: Die mühsame Erstinstallation.

Ein weiteres kleines Ärgernis: Erst auf Anfrage bei Canary ließ sich "Österreich" bei der Anmeldung als Standort des Zylinders nachträglich angeben. Das Land dürfte schlicht und einfach vergessen worden sein. Zum Glück waren beide Startschwierigkeiten nur einmalig. Für den einen oder anderen dennoch Grund genug, das Gerät anzuzweifeln.

Alltag mit Tücken

Dabei funktioniert Canary eigentlich ohne Fehler, wenn es einmal im Betrieb ist. Mit einer kleinen Einschränkung: Wenn die Internetverbindung in der Wohnung oder im Haus aus irgendeinem Grund aussetzt, tut es auch Canary. Im Testzeitraum gab es etwa die üblichen Schwankungen bei UPC, die sich auch auf Überwachungsaussetzer des Zylinders auswirkten. Auch beim Kappen der Stromzufuhr oder Stromausfall bricht die Überwachung ab.

Die Steuerung des Systems über die Handy-App ist intuitiv und nutzerfreundlich gelungen. Sie zeigt die aktuellen Messwerte der Luft an und bringt im Live-Modus (minimal zeitverzögert) auf den Handybildschirm, was sich vor Ort abspielt. Und das dank Full-HD-Kamera und Mikro in einer beeindruckenden Bild- und Tonqualität. Die Weitwinkel-Kamera verfügt sogar über einen Nachtmodus, bei dem man die Situation vor Ort auch im Dunkeln sehr gut einschätzen kann.

© Benjamin Brandtner Die Steuerung von Canary ist übersichtlich und intuitiv.

Ein wenig problematisch hingegen ist die Überempfindlichkeit der sensiblen Bewegungssensoren, die den Nutzer anfangs mit Benachrichtigungen überfordert. Glücklicherweise ist Canary "lernfähig" und ignoriert Situationen auf Zuruf. Ein Schieberegler im Menü trainiert der Kamera zudem die übertriebene Empfindlichkeit aus, um bei gekipptem Fenster zum Beispiel nicht auf einen Luftzug zu reagieren, der den Vorhang bewegt.

Präzise Dokumentation gegen Aufpreis

Auf der App lassen sich übrigens auch alle Ereignisse der letzten 12 Stunden in einer Timeline ansehen. Ein längerer Zeitraum ist hingegen nur gegen Aufpreis auf ein Premium-Abo für rund 100 US-Dollar pro Jahr möglich. Dann lassen sich auch beliebig viele Situationen downloaden, in der kostenfreien Version sind es lediglich drei pro 12 Stunden.

Fazit

Um eines vorweg gleich zu nehmen: Canary ist sicherlich kein Ersatz für eine vollwertige Alarmanlage. Abgesehen von der echt mühsamen Erstinstallation ist die Abhängigkeit von Internet und Steckdose potenziell zu fehleranfällig, wie sich im Test ja auch gezeigt hat. Ein einzelnes Gerät bzw. eine einzelne Kamera wird auch nur schwer eine gesamte Wohnung überwachen können.

Dennoch: Wer sein Gewissen ab und zu beruhigen möchte, dass die Haustüre noch geschlossen ist oder dass das wertvolle Erbstück von der Oma immer noch im Regal steht, der wird Canary sehr zu schätzen wissen. Ein schneller Blick aufs Handy genügt dann im Normalfall, um sich zu vergewissern - ganz egal, wo man sich befindet. Ob einem dieser Spaß aber auch 200 Euro wert ist, muss man freilich selbst abwägen.

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