Burgtheater: Karin Bergmann übernimmt Führung

Gebürtige Deutsche folgt interimistisch auf entlassenen Direktor Hartmann

von Wien - Burgtheater: Karin Bergmann übernimmt Führung © Bild: Burgtheater/Reinhard Werner

So sei Bergmann vom Ensemble mit "tosendem Applaus" empfangen worden, streute Ostermayer der gebürtigen Deutschen Rosen. "Sie ist eine Person, mit der man tatsächlich auf Augenhöhe redet", freute sich Ensemblevertreter Roland Koch gegenüber der APA. Entsprechend freudestrahlend trat Bergmann vor die Presse und zeigte sich in der neuen Rolle durchaus selbstbewusst: "Alle, die mich kennen, wissen, dass ich kein Notnagel bin. Ich bin eine 1,20-Meter-Garderobe, die zehn Haken tragen kann."

"Eine katastrophale Situation"

Zugleich beschönigte Bergmann die Lage der Burg mit keiner Silbe: "Das Burgtheater ist in einer katastrophalen Situation, wie ich es mir nie hätte vorstellen können." Der neue Vorsitzende des Aufsichtsrats, Christian Strasser, stand ihr da in nichts nach: "Das Burgtheater brennt nach wie vor hell lodernd." Bis Ende des Jahres hoffe er jedoch, die Parole "Brand aus" geben zu können, wofür Bergmann die Garantin sei.

Unter Peymann nach Wien gekommen

Die 1953 geborene Bergmann war unter dem einstigen Burgtheater-Direktor Claus Peymann nach Wien gekommen und mit Unterbrechungen beinahe zwei Jahrzehnte am Haus tätig, bevor sie 2010 nach der ersten Saison als Co-Direktorin Hartmanns in Pension ging. Vom Finanzgebaren unter der entlassenen kaufmännischen Geschäftsführerin Silvia Stantejsky habe sie damals nichts gewusst: "Von diesem sogenannten System Stantejsky habe ich nicht auch nur das Geringste gespürt." Entsprechend eng werde sie nun mit dem kaufmännischen Geschäftsführer Thomas Königstorfer kooperieren: "Natürlich werden wir alle Entscheidungen gemeinsam treffen."

Noch keine Position zu Sparideen

So könne und wolle sie sich derzeit noch nicht zu Sparideen positionieren. Das Kasino gehöre in ihren Augen zum Burgtheater und man wolle die Spielstätte auch weiterhin betreiben. Ob diese aber auf Dauer im Besitz des Burgtheaters bleiben müsse, werde man sehen: "Ich werde dafür kämpfen, werde aber nicht behaupten, es wird so sein."

"Dramaturgie ist das Wichtigste"

Ihre persönliche Präferenz macht Bergmann zugleich ebenfalls deutlich: "Die Dramaturgie ist das Wichtigste am Theater." Deshalb werde sie sich zunächst mit den Dramaturgen zusammensetzen. Der Riss im Ensemble müsse planiert werden. Das Ensemble des Hauses wolle sie in jedem Falle auf einem der Burg entsprechenden Niveau halten und auf Regisseure zugehen, die schon länger nicht mehr am Ring inszeniert hätten, wie etwa Andreas Kriegenburg oder Leander Haußmann. Und auch dem geschassten Amtsvorgänger reichte Bergmann unter bestimmten Voraussetzungen als Regisseur die Hand, sollte dieser sein Stück "Der falsche Film" am Akademietheater fertiginszenieren wollen: "Ich möchte Matthias Hartmann einladen, den 'Falschen Film' als Uraufführung zu bringen."

Vertrag bis 2016

"Ich werde hier etwas gestalten", versprach Bergmann. Wie lange sie dabei konkret an der Spitze der Burg bleiben wird, lässt sich derzeit noch nicht sagen. Ihr Vertrag läuft bis zum 31. August 2016, wobei die Ausschreibung für die reguläre Direktion in den kommenden Wochen erfolgen soll und laut Ostermayer im Herbst ein Kandidat präsentiert werden soll. "Sollte die Ausschreibung einen idealen Kandidaten hervorbringen, der früher kann, bin ich aber selbstverständlich bereit, Gespräche zu führen", zeigte sich die Theatermanagerin gegenüber der APA offen. Zugleich stellte der Kulturminister Bergmann selbstredend frei, sich auch selbst für die langfristige Leitung zu bewerben: "Es ist möglich, dass sich Frau Bergmann bewirbt und dann auch die dauerhafte Leitung wird. Das eine schließt das andere nicht aus."

Beil wird "ehrenamtlicher Berater"

Als "ehrenamtlicher Berater" Bergmanns wird jedenfalls Hermann Beil, der frühere Co-Direktor des Burgtheaters unter Claus Peymann, fungieren. Der heute 72-jährige Wiener war mit Peymann 1999 nach Berlin gewechselt.

Zustimmung aus Politik

Zustimmung zur Ostermayer-Entscheidung kam auch aus der Politik. Wiens SPÖ-Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny würdigte Bergmann als "Integrationsfigur, die stabilisierend wirkt", während der Grünen-Kultursprecher Wolfgang Zinggl von einer pragmatischen Lösung sprach: "Ich hoffe, dass mit dieser Personalentscheidung mehr Transparenz, Offenheit und geordnete Verhältnisse am Burgtheater einkehren."

Kommentare

Auch am Burgtheater ist es kein Nachteil das richtige Parteibuch zu haben. Besitzt man so etwas ist man in Österreich für JEDE hochbezahlte Stelle qualifiziert!
Man erinnere sich nur an den gelernten Bauer Molterer. Er wurde in der EU Bankdirektor ohne vorher je in einer Bank gearbeitet zu haben.... (Am Burgtheater aber wird mit der ÖVP nicht viel zu holen sein)

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