SV Grödig im freien Fall:
Gründe für den Niedergang

Vom Sensationsaufsteiger und Europa-League-Teilnehmer zum Abstiegskandidaten

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Bundesliga - SV Grödig im freien Fall:
Gründe für den Niedergang

Fehlender Siegeswille

Ione Cabrera ist selbst Sinnbild des Negativ-Laufs der Grödiger. Als Abwehrchef eigentlich einer der Stabilisatoren im Spiel von Trainer Michael Baur, ließ sich auch der 29-Jährige von der Unsicherheit im Team anstecken. "Jetzt haben wir sechs Spiele in Folge verloren", rechnet Cabrera zusammen. "Es wirkt beinahe, als hätten die anderen Teams einfach mehr Siegeswillen als wir. Wir gehen einfach raus und schauen, was passiert. Und wenn wir realisieren, was los ist, ist es meistens schon zu spät."

Verletzungspech

Der Spanier stand auch bei der jüngsten Pleite am vergangenen Wochenende bei Rapid (0:4) auf dem Platz, verließ selbigen aber schon beim Stand von 0:2. Noch dazu auf einer Trage liegend - Schulterluxation! Nicht die erste Verletzung des Innenverteidigers in dieser Saison und bei weitem nicht die einzige bei den Salzburgern.

"Die Verletzungsprobleme ziehen sich schon die ganze Saison hin", betont Cabrera und lamentiert weiter: "Wenn es nicht läuft, kommt alles zusammen. Wir kommen nie dazu, mit der gleichen Elf zwei, drei Spiele in Folge zu spielen und so Selbstvertrauen zu gewinnen. So trifft es viele Mannschaften im Abstiegskampf."

Abstiegsängste

Abstiegskampf. In eben diesem befindet sich der in den letzten Jahren so erfolgsverwöhnte Verein nun offiziell. Vor dem Nachtragsspiel gegen den WAC am Mittwoch (18:30 Uhr) liegt Grödig nur zwei Punkte vor dem Letzten Admira Wacker. Die Ausrede einer verzerrten Tabelle gilt damit ab Donnerstag nicht mehr. "Wir müssen ganz einfach versuchen, uns aus dem Schlamassel wieder herauszuziehen, in den wir uns auch gemeinsam hineinmanövriert haben, gibt Coach Baur die Marschrichtung gegen die Kärntner vor.

1.Red Bull Salzburg25163670:3151
2.Rapid Wien25126742:2942
3.SCR Altach25126735:3042
4.SK Sturm Graz25115937:3038
5.WAC241131032:2636
6.Austria Wien2589836:3633
7.SV Ried25871035:3931
8.SV Grödig24661231:4524
9.SC Wr. Neustadt25651427:5723
10.FC Admira254101122:4422

Der Trainer hatte schon nach der Klatsche im Ernst Happel Stadion festgehalten, dass er eine etwaige Entlassung "nicht verstehen" könne. Auch für Cabrera ist der Schuldige nicht im Tiroler zu finden. "Es ist ein natürlicher Reflex, dass ein Sündenbock gesucht wird, aber in Wahrheit liegt es nicht an einem oder mehreren sondern an allen. Wir sind alle gefragt. Wir selbst müssen uns aber aus dieser Situation befreien und uns wieder auf Kurs bringen."

Das Getöse rundherum

Dass die sportliche Krise mit der infrastrukturellen - Stichwort Stadion - einhergeht, ist kein Zufall. "Jetzt haben wir gemerkt, dass es auch eine gute Struktur benötigt, wenn es einmal nicht so gut läuft. Diese Versäumnisse mussten wir nun ein wenig ausbaden", beklagt der Kapitän von den Kanarischen Inseln. "Die Struktur des Vereins ist im Vergleich mit anderen Bundesligisten nicht so professionell. Das hat man an der ganzen Debatte mit dem Schnee und Eis im Stadion gut gesehen."

Als Kritik an den Verantwortlichen sind diese Worte aber keineswegs zu verstehen. "Die paar, die sich in Grödig einsetzen, sind nichts im Vergleich zu anderen Vereinen, wo weitaus mehr Personen am Werk ist. Diese Arbeit gehört honoriert. Viele vergessen das oftmals ein wenig und kritisieren lieber das, was nicht da ist." Dass innerhalb kürzester Zeit reagiert und eine Rasenheizung in der einstigen Untersbergarena installiert wurde, ist für Cabrera "Riesen-Applaus" wert. Spurlos vorbeigegangen ist die ganze Thematik an den Spielern aber selbstverständlich nicht.

Zu viele Spiele - zu wenige Verträge

"Diese Dinge sollten einen eigentlich nicht berühren, aber wir sind eine sehr junge Mannschaft", erklärt der Verteidiger und einer der wenigen Routiniers im Team. Plötzlich ohne Stadion dazustehen, war für viele ein "Schock" und darüber hinaus der Grund für eine unnötige Mehrfachbelastung. "Zuerst können wir nicht spielen, dann wird alles in die Wege geleitet und nun haben wir eben sieben Spiele in 21 Tagen."

Und als ob diese Aufgabe nicht schon groß genug wäre, sieht sich diese junge Mannschaft auch einem gewissen Druck ausgesetzt. Bei mehr als der Hälfte des Kaders, Cabrera eingeschlossen, läuft Ende Mai der Kontrakt aus. Nicht jeder weiß, wie etwa Philipp Huspek, der wie Tomi im Sommer ablösefrei zu Rapid wechselt, über seine Zukunft Bescheid. "Das macht die Jungen auch wieder ein wenig nervöser. Wenn du aufgrund unserer Formkrise nicht gut spielst und für die kommende Saison keinen Vertrag hast, fängst du zu zweifeln an." Cabrera kann sich nur wiederholen: "Es kommt einfach aktuell alles zusammen."

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