Alltäglicher Horror in
bulgarischem Jugendgefängnis

Europäisches Komitee zur Verhütung von Folter deckt erschreckende Zustände auf

von
Bulgarien - Alltäglicher Horror in
bulgarischem Jugendgefängnis

"Sie haben mich seit meiner Ankunft geschlagen", erzählte Anguel, der wegen Überfällen und Diebstählen acht Monate einsaß. "Die Badezimmer sind ihr Boxring", denn dort seien keine Kameras. Da der 17-Jährige kurz vor der Freilassung stand, konnte er bei einem streng überwachten Besuch von Journalisten ohne Angst vor Repressalien sprechen. "Wenn man am Telefon etwas Schlechtes über das Gefängnis sagt, unterbricht der Beamte unten die Verbindung und zitiert einen hinüber", berichtete der große, dünne Teenager.

Regelmäßige Schläge

Andere Insassen äußerten in Gegenwart der Wärter keine Klagen. Dem CPT-Bericht zufolge berichtete jedoch "eine sehr große Mehrheit der angetroffenen Minderjährigen, regelmäßig von Wachpersonal geschlagen zu werden". Mitte Dezember hatte bereits das Bulgarische Helsinki-Komitee für Menschenrechte systematische Gewalt im einzigen Jugendgefängnis des EU-Landes angeprangert, etwa für "lautes Reden, Rauchen im Fernsehzimmer oder unzureichendes Putzen". Insassen berichteten von Schlägen mit Stöcken, Besenstielen, Stangen und Rohren.

Auch "häufige Einzelhaft in kalten und heruntergekommenen, verriegelten Zellen, mit einfachen Holzpodesten zum Schlafen und dreckigen, stinkenden, nicht abgeschirmten Toiletten" kritisierten die Menschenrechtler. Zudem beklagten die Insassen bittere Kälte: Tagsüber würden sie ihre Jacken nicht ausziehen, nachts zu zweit im Bett schlafen, um sich warm zu halten.

Baderäume in "skandalösem Zustand"

Beim Besuch der Pressevertreter funktionierte die Heizung, kaputte Glasscheiben waren jedoch mit Karton überklebt. In den ungepflegten Zellen standen vier Betten und zwei Kästen, persönliches Eigentum der Jugendlichen war nicht zu sehen. Sie wuschen Kleidungsstücke in eiskaltem Wasser, Baderäume waren den Aktivisten zufolge in "skandalösem Zustand".

Anstaltsleiterin Mimi Zotschewa betonte auf Nachfrage, sie habe "keine konkreten Beschwerden über Misshandlungen". Den Zustand der Haftanstalt erklärte sie mit knappen Finanzmitteln. Das ärmste Mitgliedsland der Europäischen Union tut sich auch acht Jahre nach seinem Beitritt schwer mit der Reform seines ineffizienten und korrupten Justiz- und Vollzugssystems. "Seit kommunistischen Zeiten ist hier nichts verändert worden", erzählte ein Wärter mit Blick auf den überwucherten Fußballplatz, die veralteten Gebäude und verlassenen Werkstätten. Bulgariens kommunistische Ära ging vor 25 Jahren zu Ende.

Jugendliche werden nicht resozialisiert

Für die Resozialisierung der Jugendlichen wird wenig getan: Angebote zur Berufsausbildung gibt es seit Jahren nicht mehr, die Schulbildung wird vernachlässigt. Der 20-jährige Häftling Sewdalin besuchte beispielsweise Unterrichtsstunden für 14-Jährige. Zotschewa machte dafür gesellschaftliche Missstände verantwortlich: "Die Burschen sind mehrheitlich Analphabeten, wenn sie hierherkommen. Manche von ihnen haben nie eine Schule besucht." Vor allem arme Roma-Familien würden ihre Kinder "stark vernachlässigen", meinte die Anstaltsleiterin.

Von ihren Familien werden die Jugendlichen in Bojtschinowzi nicht besucht, vielleicht auch, weil das Gefängnis mit öffentlichen Verkehrsmitteln nur schwer erreichbar ist. "Ich habe zu meinem 20. Geburtstag auf meine Eltern gewartet, aber keiner kam", erzählte Sewdalin. Ein Wärter bestätigte: "Sie kommen aus dem Nichts und gehen zurück ins Nichts. Bei der Entlassung gehen sie aus diesem Tor und da ist keiner, der auf sie wartet."

Kommentare

Oberon
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Wir können uns nicht um die ganze Welt kümmern. Ein Land, dass der EU beitreten soll, müsste vorher(!) auf ihre Reife überprüft werden, jetzt ist es wohl dazu zu spät. Die
Gedankengänge der verantwortlichen Politiker sind nach wie vor schwer verständlich, es sei denn, man hat speziell bei Ost-Ländern den EU-Beitritt ausgeschnapst....

Oberon
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2.) Anm.: Was Verbrechen von Ausländern in Österreich . angeht, sind mir die Bulgaren bis jetzt noch nicht so unangenehm aufgefallen, allerdings weiß man bei manchen Personengruppen nicht genau, woher sie ursprünglich kommen...

Soll sich Ö um die Mißstände der ganzen Welt kümmern ?
Haben wir nicht genug eigene Probleme ?
Halb Rumänien+Bulgarien kommt doch eh schon nach Ö+D.

Wenn sie nicht überbelegt sind, könnten wir doch einige Auslagern, deshalb ist vielen Verbrechern es auch lieber hier im Gefängniss zu sein.

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