Brusterhalt nach Krebs-OP

Neue Verfahren zur Brustrekonstruktion nach der Tumorentfernung. PLUS: Wer zahlt?

In Österreich erkranken jährlich rund 5.200 Frauen an Brustkrebs. Ein Drittel der Patientinnen läuft Gefahr, die Brust zu verlieren. Damit ist die Möglichkeit des Brusterhalts nach der OP für viele Frauen ein wichtiges Thema. NEWS.AT befragte Florian Fitzal, Professor an der MedUni Wien, Mitglied des Comprehensive Cancer Centers Vienna und Leiter des Brustgesundheitszentrums des Krankenhauses der Barmherzigen Schwestern Linz, zum Thema Brustrekonstruktion nach der Tumorentfernung.

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Brustkrebs - Brusterhalt nach Krebs-OP

Bei 15 bis 20 Prozent aller Brustkrebspatientinnen, das sind in Österreich rund 1.000 Frauen jährlich, empfiehlt sich - abhängig von der Größe des Tumors und der Brust - nach der operativen Tumorentfernung eine sofortige Defektdeckung. Darunter versteht man spezielle chirurgische Verfahren, bei denen Brustverformungen behoben werden oder die Brust sofort zur Gänze wiederaufgebaut wird. Man spricht hier von onkoplastischer Chirurgie.

Zwei Formen der Wiederherstellung

"Onkoplastik", so Fitzal, "ist der Überbegriff für sämtliche Verfahren zur Brustrekonstruktion." Der Experte unterscheidet zwischen der Rekonstruktion im Falle der Brusterhaltung und jener nach der Brustentfernung der Brust. Wird die Brust zur Gänze entfernt, kann sie entweder mit Prothesen, also nicht körpereigenem Material, oder aber - so vorhanden - mit körpereigenem Gewebe wiederaufgebaut werden. Dieses wird dann dem Oberschenkel, dem Bauch, dem Rücken oder dem Gesäß entnommen.

Brustrekonstruktion durch Verkleinerung

Dagegen wird bei der Brusterhaltung das Gewebe der eigenen Brust für den Wiederaufbau verwendet. "Ist die Brust groß genug, kann man sie im Zuge der Tumorentfernung auch mit Techniken der Reduktionsplastik, also der Verkleinerung, wiederherstellen", so Fitzal. "Die heutige Schnittführung ermöglicht es, den durch die Entfernung entstandenen Defekt zu decken und die Brustform wieder schön herzustellen." Dabei kann der über die Jahre hinweg natürlich auftretenden Senkung entgegengewirkt, die Brust angehoben und die Brustwarze wieder in ihre ursprüngliche Position gebracht werden.

Brustrekonstruktion nach Tumorentfernung
© Florian Fitzal Entfernung eines 4 cm großen Tumors auf der rechten Seite direkt hinter der Brustwarze und darauf folgende Verkleinerung beider Brüste

Meist beide Brüste operiert

"Das einzige Problem ist dabei die Gegenseite", erklärt Fitzal. Wird die zweite, gesunde Brust nicht operiert, entsteht eine Asymmetrie. Daher ist es üblich, im Zuge einer Rekonstruktion beide Brüste zu operieren. "Die Frau wird vorher gefragt, ob sie auch die zweite Brust operiert haben will. 80 Prozent der Betroffenen sagen ja. Und bei jenen, die nein sagen, wird eine Technik gewählt, bei der sich die operierte Brust nicht allzu sehr verändert."

Krebs-OP und Tumorentfernung in einem

Prof. Florian Fitzal, Experte für onkoplastische Chirurgie
© Privat Florian Fitzal

Dabei empfiehlt es sich, die Brust bereits während der Krebsoperation wieder aufzubauen. So bleibt der Patientin ein zweiter Eingriff erspart. "Prinzipiell können zwei Ärzte operieren - ein Krebs- und ein plastischer Chirurg. Einfacher ist es aber, wenn ein Arzt beide Eingriffe vornimmt. Dafür ist es notwendig, dass der Krebschirurg die Techniken der Brustrekonstruktion beherrscht." Die entsprechende Ausbildung erfolgt allerdings auf Eigeninitiative des Arztes. Der Staat übernimmt hier keine Kosten, weiß Fitzal, der die Techniken selbst lehrt.

Wer bezahlt die Brust-OP?

Und noch etwas: Die Kosten für Zusatzleistungen, sprich den Wiederaufbau der Brust, werden von der Krankenkasse nur bei der kompletten Brustentfernung refundiert. Nicht allerdings bei brusterhaltenden kosmetischen Eingriffen - hier muss das Krankenhaus die Mehrkosten übernehmen. Für die Patientin entstehen jedenfalls keine Kosten.

Verschiedene Techniken der Reduktionsplastik

Vertikale Technik "Hall Findlay"

Illustration zur Brustrekonstruktion nach der Tumorentfernung
© Beigestellt Der Tumor außen oben wurde entfernt, die restliche Brustdrüse wird in den Defekt hineingeschwänkt.
Illustration zur Brustrekonstruktion nach der Tumorentfernung
© Beigestellt Links: Verschluss des Defektes und der Haut der vertikalen Narbe. Rechts: Haut verschlossen.
Illustration zur Brustrekonstruktion nach der Tumorentfernung
© Beigestellt Beginn der OP mit Abheben der Haut vom Brustgewebe.

Invers "T Technik"

Illustration zur Brustrekonstruktion nach der Tumorentfernung
© Beigestellt Der untere Brustdrüsenanteil wird verwendet, um den Tumordefekt links oben außen zu decken. Der Tumor ist hier noch nicht entfernt.

"Doughnut Technik"

Illustration zur Brustrekonstruktion nach der Tumorentfernung
© Beigestellt Die OP beginnt mit der Abhebung der Haut vom Brustgewebe.

Vertikale Technik "Lejour"

Illustration zur Brustrekonstruktion nach der Tumorentfernung
© Beigestellt Beginn der OP mit Umschneidung der Brustwarze und des Tumors, der unterhalb der Brustwarze liegt.

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