Entfernen, und dann?

Wie sieht die Brust nach der Amputation aus? NEWS.AT befragte den Experten.

Aus Angst, an Brustkrebs zu erkranken, ließ sich Angelina Jolie präventiv beide Brüste amputieren. Die Entfernung des Brustgewebes verringert das Erkrankungsrisiko bei familiär Vorbelasteten um 95 Prozent. Dennoch: Eine solche Entscheidung trifft niemand leichtfertig. Stellt sich für viele Frauen doch auch die Frage, wie gut sich die Brust nach besagtem Eingriff rekonstruieren lässt. NEWS.AT befragte den Experten.

von Brustkrebs - Entfernen, und dann? © Bild: © Corbis.

"Die Vorstellung, dass man nach der Operation mit zwei Narben aufwacht und vorne herum nichts mehr da ist, entspricht nicht der Realität", entwarnt Univ.-Prof. Dr. Christian Singer, Leiter der Senologie an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde. "Wenn man nach dem Eingriff aufwacht, hat man bereits zwei neue Brüste", so der Experte. Dabei ist optisch kein Unterschied etwa zu einer aus ästhetischen Gründen vorgenommenen Brustoperation zu erkennen. "Die Narben sind fünf bis sechs Zentimeter lang, die Brustwarzen bleiben erhalten", führt Singer aus. "Durch die Operation kommt es zu keinerlei Entstellung."

Kaum sichtbare Spuren

Im Gegenteil: "Frauen, die eine Brustrekonstruktion durchführen haben lassen, können ein tief ausgeschnittenes Dekolleté tragen oder oben ohne gehen. Oft werden sie sogar von anderen Frauen um ihre Brüste beneidet." Bis auf die zwei Narben hinterlässt die Operation nämlich keine sichtbaren Spuren, so Singer: "Alles, was passiert, passiert unter der Haut." Dabei kann das Silikonimplantat entweder unmittelbar nach der Entfernung des Brustgewebes oder aber rund ein halbes Jahr später eingesetzt werden. Im zweiten Fall wird zuerst ein Expander in die Brust gesetzt. Dieser wird mit einer Kochsalzlösung aufgefüllt und dient dazu, den Brustmuskel auf die gewünschte Größe aufzudehnen. Nach rund sechs Monaten wird die Brust abermals aufgeschnitten und der Expander gegen das Silikonimplantat ausgetauscht.

Angelina Jolie ist kein Einzelfall. Rund 20 Prozent der familiär vorbelasteten Frauen lassen sich das Brustgewebe präventiv entfernen. Mit gutem Grund, denn die Wahrscheinlichkeit, an Brustkrebs zu erkranken, sinkt damit um rund 95 Prozent. "Zwölf Prozent aller Frauen erkranken an Brustkrebs, das heißt jede achte Frau. In fünf Prozent aller Fälle ist eine Genmutation dafür verantwortlich - also die Mutation der Brustkrebsgene BRCA1 oder BRCA2. Lässt sich eine Frau, die bereits genetisch vorbelastet ist, die Brust entfernen, sinkt das Erkrankungsrisiko auf unter vier Prozent. Mit anderen Worten: Es liegt unter dem der Normalbevölkerung", so Singer.

Gratis Gentest und Brust-OP

Ist eine Frau genetisch vorbelastet, kommt es meist schon in jungen Jahren zu einer Erkrankung. "Die Hälfte der Frauen trifft es bis zum 50. Lebensjahr, die ersten Krankheitsfälle treten bereits Mitte 20 auf." Die meisten Frauen entscheiden sich daher sehr früh für einen präventiven Eingriff. "In Österreich haben wir das große Glück, dass Frauen, die eine auffallende Familiengeschichte haben, eine Genanalyse sowie sämtliche Folgebehandlungen, sofern nötig, von der Versicherung bezahlt bekommen."

Eine auffallende Familiengeschichte liegt etwa dann vor, wenn eine Verwandte bereits vor dem 25. Lebensjahr oder aber zwei Verwandte vor dem 50. Lebensjahr an Brustkrebs erkrankt sind. Wird nun eine Genveränderung bei der Patientin entdeckt, kann sie sich vorsorglich das Brustgewebe entfernen lassen. Will sie dies nicht, kann sie ein intensives Früherkennungsprogramm in Anspruch nehmen, also die Mammographie bereits ab dem 35. Lebensjahr sowie einmal jährlich eine Magnetresonanztomographie durchführen lassen.

Schließlich ist die Entscheidung, sich präventiv das Brustgewebe entfernen zu lassen, keine leichte. Abgesehen vom Verlust der eigenen Brust bringt der Eingriff auch gewisse Risiken mit sich. Die, so der Experten, aber nur etwas höher sind als die einer normalen Schönheitsoperation. "Frauen, die sich zur Brustamputation entschieden haben, haben oft einen langen Leidensweg hinter sich. Sie mussten vielleicht hautnah miterleben, wie ihre Mutter oder ihre Schwester an Brustkrebs verstorben ist. Möglicherweise sind sie selbst junge Mütter, die ein, zwei kleine Kindern haben. Dann denken sie sich: 'Was passiert, wenn ich Brustkrebs bekomme? Was passiert, wenn ich nicht mehr da bin?' Das motiviert viele Frauen zur präventiven Entfernung des Brustgewebes, um so noch größeren Verlusten vorzubeugen."

Kommentare

Tavington melden

Wo kann man den Test machen und was kostet das???
Darüber schreibt niemand. Zahlt das die Kasse überhaupt?

thenexturigeller melden

Es steht doch eh in der Geschichte dass es in Österreich einen Gratis Gentest gibt... Informieren Sie sich doch am besten bei ihrem Frauenarzt. Der Test macht aber glaub ich nur Sinn wenn sie wirklich erblich vorbelastet sind.

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