Britischer Premier Blair will vermitteln

Britischer Premier Blair will vermitteln

Beide seien ins Krankenhaus der Stadt Muzaffarabad gebracht worden, der Hauptstadt des pakistanischen Teils von Kaschmir. Entlang der Grenze sei es danach erneut zu Schießereien gekommen.

Die militärischen Spannungen zwischen Indien und Pakistan haben sich erheblich verschärft, seit bei dem Anschlag auf das Parlament in Neu Delhi Mitte Dezember 14 Menschen getötet wurden. Indien macht zwei militante Moslemgruppen für den Anschlag verantwortlich und wirft Pakistan die Unterstützung der Attentäter vor. Seit ihrer Unabhängigkeit von Großbritannien 1947 haben beide Länder bereits dreimal Krieg gegeneinander geführt, davon zweimal um Kaschmir.

Blair fordert Dialog zwischen Indien und Pakistan
Angesichts der Kriegsgefahr zwischen den Atommächten Indien und Pakistan hat der britische Premierminister Tony Blair beide Länder zum Dialog im Kaschmir-Konflikt aufgefordert. Der indische Regierungschef Atal Behari Vajpayee sagte am Sonntag nach einem Treffen mit Blair, Indien sei gesprächsbereit, verlange aber, dass Pakistan zunächst gegen terroristische Gruppen vorgehe. Eine Versöhnungsgeste des pakistanischen Militärmachthabers Pervez Musharraf beim Südasien-Gipfel in Nepal führte nicht zu einer Verringerung der Spannungen. Die Gefechte in Kaschmir gingen weiter. Indien beschoss nach eigenen Angaben ein unbemanntes pakistanisches Spionageflugzeug.

Blair sagte, zur Vermeidung eines Konfliktes gehörten zwei Teile: "Der eine ist, dass die Unterstützung für den Terrorismus aufhört, und der andere ist, dass dann ein bedeutungsvoller Dialog über alle Themen zwischen Indien und Pakistan beginnen kann." Blair reist an diesem Montag nach Pakistan weiter, wo er mit Militärmachthaber Musharraf zusammentrifft. Blair will in Abstimmung mit den USA die Eskalation des Kaschmirkonfliktes verhindern.

"Indien war immer für Dialog", sagte Vajpayee nach dem Treffen mit Blair. Zuvor hatte Musharraf beim Südasien-Gipfel in Kathmandu Vajpayee unter dem Beifall der Delegierten aus sieben Ländern die Hand gereicht. Vajpayee nahm die Geste zwar an, vermied danach aber jedes Zweiertreffen mit Musharraf und kritisierte ihn, weil er das umstrittene Thema Kaschmir bei dem Regionalgipfel angesprochen hatte.

Indien: Pakistan soll Moslemgruppen zerschlagen
Indien verlangt von Pakistan die Zerschlagung der extremistischen Moslemgruppen Lashkar-e-Toiba und Jaish-e-Mohammed, die ihre Hauptquartiere in Pakistan haben. Indien macht die Gruppen für den Anschlag auf das Parlament verantwortlich, bei dem 14 Menschen starben. Außerdem wirft Indien Pakistan vor, Moslem-Gruppen zu unterstützen, die für den Anschluss des indischen Teils von Kaschmir an Pakistan kämpfen. Pakistan spricht dagegen von "Freiheitskampf".

In einem Abkommen für Frieden und Sicherheit stellten Blair und Vajpayee den Terrorangriff auf das indische Parlament in eine Reihe mit den Anschlägen von New York und Washington. Sie seien "Versuche, den Frieden unserer Völker zu zerschmettern und demokratische Werte zu unterhöhlen", heißt es in der Erklärung. Großbritannien und Indien vereinbarten, im Kampf gegen den Terror zusammenzuarbeiten.

Blair: "Terrorismus bleibt Terrorismus"
Der Anschlag auf das Parlament in Delhi mache ihn ebenso wütend, als wenn das Parlament in London getroffen worden wäre, sagte Blair. "Terrorismus bleibt Terrorismus, wo auch immer er geschieht und wer auch immer die Opfer sind." Nach Ansicht von Beobachtern näherte sich Blair mit seinen Äußerungen stark der indischen Position an.

Ein indischer Armeesprecher teilte unterdessen am Sonntag in Neu-Delhi mit, eine Aufklärungsdrohne Pakistans sei im Norden Kaschmirs in der Nähe des indischen Ortes Poonch an der Grenze zu Pakistan beschossen worden. Er wisse nicht, ob die Maschine abgestürzt oder nach Pakistan zurückgekehrt sei. Ein pakistanischer Armeesprecher wies den Bericht als haltlos zurück. Pakistan habe den indischen Luftraum nicht verletzt und vermisse auch kein Flugzeug. Vielmehr sei im indischen Bundesstaat Jammu und Kaschmir ein indisches Aufklärungsflugzeug abgestürzt.