Bogdan Roščić: Musikmanager, Direktor der Staatsoper, Meister der Neuanfänge

Von Pop zur Klassik, vom Journalismus zu Starmania, vom Ö3-Senderchef zum Direktor der Staatsoper: Bogdan Roščić ist ein Mann mit vielen Facetten.

von Bogdan Roscic © Bild: imago images/Rudolf Gigler

Steckbrief Bogdan Roščić

  • Name: Bogdan Roščić
  • Geboren am: 18. April 1964 in Belgrad
  • Wohnt in: Wien
  • Sternzeichen: Widder
  • Ausbildung: Studium Philosophie und Musikwissenschaft an der Universität Wien
  • Beruf: Direktor der Wiener Staatsoper
  • Familienstand: verheiratet mit Christine Klimaschka
  • Kinder: drei Kinder - zwei Söhne, eine Tochter

Er fing im Journalismus an, reformierte Ö3 zum erfolgreichen Formatradio, managte Kunstgrößen wie Anna Netrebko oder Lang Lang und landete schließlich bei der Staatsoper als dessen Direktor. Bogdan Roščićs Karriere offenbart nicht nur einen beeindruckten Lebenslauf, sondern auch einen Menschen, der keine Angst vor Neuem hat, und sich gerne zwischen Grenzen bewegt.

In Belgrad geboren, in Linz groß geworden

So spielte sich schon Roščićs Kindheit innerhalb vieler Grenzen ab. Seine Familie stammt aus dem ehemaligen Jugoslawien. Bogdan Roščić wurde 1964 in Belgrad, im heutigen Serbien, geboren. 1974 wanderte die Familie nach Österreich aus. Roščićs Vater war als Chirurg tätig, seine Mutter Anästhesistin, beide arbeiteten nach dem Umzug im AKH Linz.

Der spätere Musikmanager und Staatsoperndirektor besuchte in Linz die Mittelschule und schloss die Matura ebenfalls dort ab. Anschließend studierte er Philosophie und Musikwissenschaft an der Universität Wien. 1989 wurde er mit einer Dissertation über Theodor W. Adorno zum Dr. phil. promoviert (im Jahr 2017 gab es bezüglich dieser Arbeit ein Plagiatsverfahren, welches aber wieder eingestellt wurde).

Anfänge im Journalismus

Seine vielseitige Karriere in der Kunst- und Musikbranche, die er sich in den folgenden Jahrzehnten aufbauen würde, begann Roščić als freier Mitarbeiter für das Kulturressort der Tageszeitung "Die Presse" im Jahr 1989. Bereits zwei Jahre später wurde er zum Ressortleiter für Medien, Medienpolitik und Pop beim "Kurier".

1993 wechselte er als Musikchef zu Österreichs größtem Radiosender Ö3. Bereits drei Jahre später wurde er zum Senderchef ernannt. Seine Zeit bei Ö3, wo Roščić bis 2002 tätig war, war wohl auch die prägendste Zeit seiner Karriere. Er baute in Vorbereitung auf die Marktliberalisierung Ö3 zum Formatradio um, stärkte den Fokus auf Popkultur und Comedyformate. Dies modernisierte den Sender und sicherte ihm gute Einschaltquoten zu, sorgte aber auch für einige Kritik. Denn die Neupositionierung sah unter anderem mehr internationale Hits und weniger Austropop vor. Vor unbeliebten oder kontroversen Entscheidungen schreckte Roščić in seiner Karriere aber nie zurück.

Bogdan Roscic
© Ali Schafler / First Look / picturedesk.com Bis 2002 war Bogdan Roščić Senderchef bei Ö3

Roščićs Jahre im öffentlich-rechtlichen Rundfunk

Nach fast einem Jahrzehnt beim öffentlich-rechtlichen Sender Ö3 wagte Bogdan Roščić erneut einen Schritt in neues Terrain und wechselte als Managing Director zu Universal Music Austria. In dieser Position trat er auch als Juror der TV-Casting Show "Starmania" auf, wodurch er einem noch größeren Publikum bekannt wurde.

2003 gab es einen erneuten Jobwechsel und Roščić wurde zum künstlerischen Leiter der Deutschen Grammophon Gesellschaft in Hamburg. Dort arbeitete er unter anderem mit Größen wie Lang Lang, Anna Netrebko oder Rolando Villazón zusammen.

Hamburg, London, New York und der Wechsel zur Klassik

2006 trat er die Stelle des Managing Director des renommierten Klassik-Labels Decca in London an. April 2009 wechselte Roščić zu Sony Music Classical in New York. In der neu geschaffenen Position eines "President" war seine Aufgabe, die Klassik-Sparte des weltweit zweitgrößten Musikkonzerns auszubauen. Roščić ging damit endgültig von seinem anfänglichen Pop-Schwerpunkt zur Klassik über. "Als ich während meiner Zeit im ORF die Anfrage erhielt, die Geschäftsführung von Universal Music Austria zu übernehmen, sagte ich zunächst, dass mich das eigentlich nicht interessierte, denn ich wollte zu einem Klassik-Label. Worauf ich die Antwort erhielt: 'Die Krise hat auch den Klassik-Bereich erfasst, ich weiß, die bauen um, und wenn Du das hier gut machst, wer weiß?' Und so kam's dann auch", erklärt Roščić im Interview mit der "FAZ", den für ihn offenbar nicht so überraschenden Wechsel.

Bogdan Roščić als Direktor der Staatsoper

Im Dezember 2016 berief ihn der damalige Kulturminister Thomas Drozda zum Direktor der Wiener Staatsoper ab der Spielzeit 2020–21. Dass Roščić davor noch keine Erfahrung an der Oper hatte, bescherte ihm von mancher Seite Kritik und Skepsis. "Für mich war alles, was ich in meinem beruflichen Leben gemacht habe, immer das erste Mal", räumte Roščić in einem Interview mit der "Kronen Zeitung" ein. "Aber das ist nicht irgendein Job. Das ist auch nicht irgendein Theater. Es ist das bedeutendste Opernhaus der Welt. Dieses Haus, mit diesem Orchester im Graben, mit dieser Geschichte, gestalten zu können, ist etwas ganz Ungeheures und beglückt mich. Es war die wichtigste berufliche Entscheidung und über das Berufliche hinaus die wichtigste Entscheidung, die ich je in meinem Leben getroffen habe", führte er weiter aus.

Bogdan Roscic
© imago images/SEPA.Media Während der Corona-Pandemie bewies Bogdan Roščić als Staatsopern-Direktor Geschick.

Am 1. Juli 2020 übernahm Bogdan Roščić die Leitung der Staatsoper. Aufgrund der noch gegenwärtigen Pandemie gestaltete sich sein Start schwierig. Doch gerade seine Bemühungen, während mehrerer Lockdowns Stücke online zu übertragen, sowie Schritte, die Staatsoper auch einem jüngeren Publikum attraktiv zu machen, überzeugten. "Mit herausragenden musikalischen Leistungen und ersten Schritten hin zu einer Verjüngung der Regiehandschrift stärkt Roščić die Position des Hauses als international führende Opernbühne", begründete Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer, den Wunsch, Roščić noch länger als Direktor der Staatsoper zu sehen. So wurde sein bis 2025 laufender Vertrag um weitere fünf Jahre bis 2030 verlängert.

Bogdan Roščić privat

Bogdan Roščić ist verheiratet mit Christine Klimaschka, einer Journalistin und ehemaligen ORF-Kollegin. Er ist Vater von zwei Söhnen und einer Tochter.

Bogdan Roščić mit seiner Frau
© APA/EVA MANHART Bogdan Roščić mit seiner Ehefrau Christine Klimaschka

Roščić’ Schwester Doroteja Gradištanac, besser bekannt als Dodo Roščić, ist ebenfalls in der Branche tätig. Seit Jänner 2022 ist die einstige "Taxi Orange"-Moderatorin die Programmchefin von FM4.