Bluttat in Graz: Taxi für eine Leiche

16-Jähriger tötete seinen Freund: Opfer mit Taxi nach Ungarn transportiert

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Drogenparty - Bluttat in Graz: Taxi für eine Leiche

Vergangener Sonntag, später Nachmittag, Flughafen Graz. Glühende Hitze. Dutzende Taxis vor dem Gebäude, die Chauffeure warten auf Kunden. Das Geschäft läuft derzeit noch schlecht, erst ab 18 Uhr sollen einige Ferienflieger landen. Die Fahrer stehen einstweilen vor dem Ausgang der Ankunftshalle in kleinen Gruppen zusammen, in der Hoffnung auf Aufträge. Sie rauchen, plaudern, trinken Wasser aus Plastikflaschen. Die meisten von ihnen wirken bedrückt. Wie eine schützende Mauer stehen sie im Kreis um einen Kollegen im blauweiß-karierten Hemd und beiger Hose. Klopfen ihm auf die Schulter, versuchen ihn aufzumuntern.

Der Mann heißt Halil Y., 34, und scheint völlig verzweifelt. Fragen, so viele Fragen. Und immer wieder muss der gebürtige Türke diese absurde Geschichte erzählen, von seiner unfreiwilligen Verwicklung in eine Bluttat, die unter Teenagern geschehen ist, in den Abendstunden des 23. Juni 2014.

Als eine Feier in der Kellerwohnung des 16-jährigen Florian (Die Namen der Jugendlichen wurden von der Redaktion geändert.) im Zentrum der steirischen Landeshauptstadt ein schreckliches Ende fand. Der Schüler seinen gleichaltrigen Kumpel Mario tötete. Die Rekonstruktion der Ereignisse ist weiterhin Gegenstand von Ermittlungen.

Mordfall in Graz: Teenager soll Freund ermordet haben.
© Heinz Stephan Tesarek/NEWS Hinter diesem Fenster in einem Grazer Hinterhof geschah das Verbrechen.

Putzen und einkaufen.

Was geschah in den Stunden danach? Die Kripo geht davon aus, dass der 86-Jährige und sein Enkel erst den Partyraum gesäubert und Mario - bevor bei ihm die Leichenstarre einsetzte - mit angewinkelten Armen und Beinen und vorgebeugtem Rücken in einen schwarzen Müllsack gesteckt haben. Am frühen Vormittag des 24. Juni gingen der alte Mann und der Schüler zu einem Baumarkt und kauften mehrere Spaten mit zusammenklappbaren Stielen. In einem Taschengeschäft besorgten sie zwei große Trolleys. Zurück am Tatort, wurden die Werkzeuge in den einen Koffer gepackt, der tote Mario in den anderen.

Im Anschluss daran, gegen 14 Uhr, bestellten die beiden ein Taxi zu ihrer Wohnadresse in die Körösistraße 3. Es kam ein zu kleiner Wagen für die riesige Fracht. Ein Teil davon musste daher am Rücksitz verstaut werden, weswegen sich der alte Mann und der Schüler zum Bahnhof chauffieren ließen und dort in ein geräumigeres Fahrzeug umstiegen. In einen weißen Skoda-Kombi, das Taxi von Halil Y.

Er war völlig ahnungslos.

Und nichts, aber auch gar nichts, so der 34-Jährige, sei ihm an seinen Kunden verdächtig erschienen: "Die beiden machten so einen harmlosen Eindruck. Der gebrechliche Opa, der sich kaum auf den Beinen halten konnte und neben ihm dieser schüchterne, stille Bub.“ Dem Fahrer kam nur eines seltsam vor:, "Ihr Gepäck ist irre schwer gewesen, ich schaffte es kaum, es in den Kofferraum zu hieven. Und ich dachte mir schon: Was da wohl drinnen ist?“ Eine Frage, die er seinen Passagieren allerdings nicht gestellt haben will. Deren ungewöhnlicher Auftrag, als sie hinter ihm Platz nahmen: "Wir wollen nach Italien oder nach Slowenien - lassen sie einfach den Taxameter rennen.“ Und die Fahrt ging los, Richtung Leibnitz. "Auf halber Strecke bat mich der Bub, die Route zu ändern, und nun den kürzesten Weg nach Ungarn zu nehmen“, erinnert sich Halil Y.

Worüber sprachen der Großvater und sein Enkel während der Reise, wie verhielten sie sich? "Sie redeten kaum miteinander, und wenn doch, dann nur sehr leise - so leise, dass ich sie nicht verstehen konnte.“ Kurz nach der Grenze, an einem Waldstück bei Rabafüzes, die Aufforderung zum Stopp. Florian und sein Opa stiegen aus dem Wagen, halfen den Taxler beim Ausladen ihrer Trolleys, gaben ihm 200 Euro, ersuchten ihn, sie eineinhalb Stunden später abzuholen und schlugen ihm vor, er solle in der Zwischenzeit im nahen Dorf einen Kaffee trinken.

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