Königin Paola wird 80

Einst versetzte sie als "Party-Prinzessin" den belgischen Hof in Aufregung

Ihr Schwager Baudouin bezeichnete sie einst als "das schönste Geschenk, das Italien Belgien jemals gemacht hat". Aus dem sonnigen Süden verschlug sie die Liebe in das feucht-kühle Königreich zwischen Nordsee und Ardennen. Als junge Prinzessin brachte sie mediterranes Flair an den Brüsseler Hof.

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Runder Geburtstag - Königin Paola wird 80

Im gesetzten Alter wurde die italienische Adlige zur belgischen Landesmutter. Auch nach der Thronbesteigung ihres Sohns Philippe 2013 blieb Paola der Königinnentitel. Am 11. September wird die Monarchin 80 Jahre alt.

Bei der Amtseinführung des Papstes funkte es

Paola Margherita Maria-Antonia Consiglia Ruffo di Calabria, so ihr vollständiger Name, stammt aus einer uralten süditalienischen Adelsfamilie, vermutlich normannischen Ursprungs. Ihr Vater war einer der erfolgreichsten italienischen Jagdflieger des Ersten Weltkriegs. Zur Welt kam Prinzessin Paola 1937 in der Toskana, später studierte sie in Rom. Dort lernte sie auch den Mann ihres Lebens kennen: Bei der Amtseinführung von Papst Johannes XXIII. Ende 1958 geschah es, dass der belgische Prinz Albert, Bruder König Baudouins, auf die bildschöne Blaublütige aufmerksam wurde. Im Juli 1959 wurde geheiratet.

Es war eine Traumhochzeit in der Kathedrale von Brüssel, Fotos des jungen Paares füllten die Gazetten. Bald kamen drei Kinder zur Welt, Philippe (1960), Astrid (1962) und Laurent (1963). Mit ihrem Lebensstil verschreckte Paola konservative Kreise am Hof. In den wilden 60er-Jahren erlebte man sie bald als "Party-Prinzessin", Fotos der Schwägerin im Mini-Rock oder knappen Bikini fand der strenge katholische König Baudouin gar nicht lustig.

Krisengebeutelte Ehe mit Albert

Und bald schien es in der Ehe zu kriseln. Über Jahre soll das Prinzenpaar im Schloss Belvedere getrennte Gemächer bewohnt haben. Als Fotos von Albert in Begleitung junger Damen in der Presse auftauchten, ließ sich Paola in Begleitung anderer Männer sehen. Ihr wurde gar eine Affäre mit dem ebenfalls aus Süditalien stammenden Sänger Adamo ("Es geht eine Träne auf Reisen") angedichtet. Der hatte ihr bei einem Auftritt in einem Brüsseler Stadion eine rote Rose geschenkt und sein Liebeslied "Dolce Paola" (Süße Paola) gesungen.

Viel wurde in Belgien über die Umtriebigkeit des Paares gemunkelt, und niemanden wunderte es, als 1999 ein Biograf über ein uneheliches Kind Alberts spekulierte. Seit Jahren kämpft die 1968 geborene Künstlerin Delphine Boël vor Gericht darum, als dessen leibliche Tochter offiziell anerkannt zu werden. Albert hat stets bestritten, der Vater der Frau zu sein.

1993 wurde Paola zu Belgiens Königin

Allen Unkenrufen zum Trotz hielt die Ehe. Als der kinderlose Baudouin 1993 mit 62 Jahren an Herzversagen starb, wurde sein vier Jahre jüngerer Bruder als Albert II. sechster König der Belgier. Er und seine Frau waren nun gekrönte Häupter eines Staates, der seit seiner Gründung 1830 immer wieder am Gegensatz zwischen Niederländisch sprechenden Flamen und französischsprachigen Wallonen zu zerbrechen drohte. Die Monarchie wirkt in dem die romanisch-germanische Sprachgrenze überlappenden Land mit seinen vielen Regierungskrisen wie eine Klammer. Es war für Paola ein Manko, dass sie sich als gebürtige Italienerin mit dem Flämischen sehr schwer tat.

20 Jahre standen Albrecht und Paola an der Spitze des gut elf Millionen Einwohner zählenden Königreichs. Die Königin engagierte sich vor allem im Kulturellen und Sozialen. Am Nationalfeiertag 2013 (21. Juli) dankte Albert II. zugunsten seines ältesten Sohnes ab. Statt König der Belgier nennt er sich jetzt König von Belgien, eine sprachliche Feinheit in der noch recht jungen Monarchie.

Paola hatte zuletzt gesundheitliche Probleme, im Februar brach sie sich den Oberschenkelhals und lag drei Wochen im Krankenhaus. Als sie Ende Juni ihren 80. Geburtstag vorfeierte, sah man sie aber wohlauf eine riesige Torte anschneiden.

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