Befehl zum Anschlag auf Istanbuler Klub kam aus Al-Raqqa

Mehrere Razzien am Mittwoch durchgeführt

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Der Hauptverdächtige des Angriffs, Abdulgadir Mascharipow, habe seine Befehle für den Angriff aus der nordsyrischen IS-Hochburg Al-Raqqa erhalten, berichtete die Zeitung "Hürriyet" unter Berufung auf das Verhörprotokoll. Mascharipow selbst habe sich zu der Zeit im zentraltürkischen Konya aufgehalten.

Das ursprüngliche Anschlagziel sei der Taksim-Platz im Zentrum Istanbuls gewesen, dort seien aber zu hohe Sicherheitsvorkehrungen getroffen gewesen, sagte Mascharipow demnach. "Ein Anschlag schien nicht möglich zu sein." Als neues Ziel sei der Club Reina ausgewählt worden.

Unklar war, unter welchen Umständen die Aussage zustande kam. Am Dienstag hatte die regierungsnahe Zeitung "Sabah" auf Twitter Fotos veröffentlicht, die Mascharipow bei seiner Festnahme Montagnacht im Istanbuler Stadtteil Esenyurt zeigen sollen. Darauf ist das Gesicht des Verdächtigen geschwollen und blutverschmiert.

Am Mittwoch veröffentlichten türkische Medien ein zweites Foto. Im Gesicht des mutmaßlichen Angreifers sind noch stärkere Verletzungen zu sehen. Auf der rechten Gesichtshälfte ist ein Bluterguss zu sehen und das Auge ist komplett zugeschwollen. Mascharipow wurde nach Behördenangaben 1983 in Usbekistan geboren.

Bei Razzien gegen mutmaßliche IS-Anhänger wurden im westtürkischen Bursa nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu 27 Verdächtige gemeinsam mit ihren insgesamt 29 Kindern in Gewahrsam genommen worden. Die Verdächtigen stammten aus Zentralasien, unter anderem aus Usbekistan.

Die Nachrichtenagentur DHA meldete, die Istanbuler Staatsanwaltschaft habe zudem die Festnahme von 41 mutmaßlichen IS-Anhängern angeordnet, von denen 33 festgenommen worden seien.

Unterdessen begannen die Abgeordneten im Parlament in Ankara am Mittwoch in zweiter Lesung die Beratungen über eine geplante Verfassungsreform zur Einführung eines Präsidialsystems. Dieses soll Staatschef Recep Tayyip Erdogan noch mehr Macht verleihen. Die Abstimmungen über jeden einzelnen der 18 Artikel der Reform und die anschließende Abstimmung über das Gesamtpaket dauern voraussichtlich bis Freitag oder Samstag. Benötigt wird jeweils die Zustimmung von mindestens 330 der 550 Abgeordneten.

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