BauMax-Verkauf unter Dach und Fach

Supernova kauft Großteil der Baumärkte und vermietet sie an Obi weiter

Seit Freitag ist der Kaufvertrag für rund 70 von 106 bauMax-Standorten in Österreich, Slowakei, Slowenien und Tschechien unterschrieben. In Österreich kauft der Grazer Fachmarkt-Betreiber Supernova einen Großteil der Baumärkte und vermietet sie an die deutsche Heimwerkerkette Obi weiter. Supernova und Obi arbeiten bereits jetzt zusammen.

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Fakten - BauMax-Verkauf unter Dach und Fach

Supernova um den Deutschen Frank Albert betreibt mehr als 30 Shoppingcenter und Fachmarktzentren in Österreich, Slowenien und Kroatien. Außerdem verpachten die Grazer Immobilien an Handelsketten, darunter H&M, Müller oder Interspar. Auch der Obi-Heimwerkermarkt in Wien-St. Marx und eine der drei Obi-Filialen in Graz und eine in Slowenien gehören schon jetzt Supernova.

Zusammenarbeit mit Obi deutlich ausgebaut

Nun wird die Zusammenarbeit mit Obi deutlich ausgebaut. Im Firmenbuch hat Supernova für 41 österreichische bauMax-Standorte Tochterfirmen unter dem Dach der Supernova Baumärkte Holding gegründet. Die einzelnen Baumax-Immobilien zwischen Gmünd und Rankweil, Wien und Lienz, Graz und Braunau will Supernova offenbar in eigene Besitzgesellschaften einbringen.

Obi in Österreich 33 Mal vertreten

Obi, der orange bauMax-Konkurrent mit dem Biber-Logo, ist derzeit laut Angaben auf der Firmenwebseite mit 33 Standorten in Österreich vertreten, davon sind 16 Franchise-Filialen. Wegen der Wettbewerbssituation rechnen Kartellexperten mit Auflagen bei der bauMax-Übernahme. Die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) kündigte eine rasche Entscheidung an. Noch ist der Deal bei der BWB aber nicht formal angemeldet, bei der EU-Kommission in Brüssel hingegen liegt laut "Manager Magazin" bereits seit längerem ein Genehmigungsantrag vor.

In der "Presse" sagte BWB-Chef Theodor Thanner kürzlich, bei der Prüfung auch die Arbeitsplätze im Auge zu haben. Durch Obi sind laut "Kurier" zumindest 2.800 der 3.800 österreichischen bauMax-Stellen gesichert. Obi gehört mehrheitlich zum deutschen Handelskonzern Tengelmann und ist am Heimatmarkt Deutschland nach eigenen Angaben mit 353 Standorten Marktführer. Die europaweit mehr als 500 Märkte erzielten 2014 einen Umsatz von rund 6,7 Mrd. Euro.

Hunderte Arbeitsplätze hängen in der Luft

Wie viele der 3.800 österreichweiten Arbeitsplätze durch den Verkauf der meisten bauMax-Filialen an den Konkurrenten Obi und Supernova verlorengehen, ist auch drei Tage nach Vertragsabschluss ungewiss. Vor allem die Jobs in der bauMax-Zentrale in Klosterneuburg sind akut gefährdet. bauMax war auch heute nicht für eine Stellungnahme erreichbar. Von Obi heißt es, man kommentiere "Gerüchte" nicht.

Es ist davon auszugehen, dass Mitarbeiter bereits beim AMS-Frühwarnsystem zur Kündigung angemeldet worden sind. Das Arbeitsmarktservice gibt dazu "aus Gründen der Vertraulichkeit" noch keinen Kommentar ab. Auch die Gewerkschaft hält sich zurück, unter anderem weil es im bauMax-Konzern de facto keinen Betriebsrat gibt. Nur in drei Baumärkten im Burgenland, der Steiermark und Kärnten gebe es eine Belegschaftsvertretung, so Gewerkschafter Peter Stattmann von der GPA-djp.

Der Konzernbetriebsrat von Obi-Deutschland geht davon aus, dass es in den rund 70 Märkten, die übernommen werden, keinen Stellenabbau geben wird. Allerdings habe Obi schon in der Vergangenheit die Länderzentralen außerhalb Deutschlands restrukturiert. Es sei daher naheliegend, dass die Märkte künftig von Deutschland aus betreut werden, so der deutsche Obi-Betriebsratschef Bernhard Groening am Montag. Obi hat im Vorjahr seine Österreich-Zentrale deutlich abgespeckt. 73 der 118 in der Zentrale in Wien beschäftigten Mitarbeiter wurden damals beim AMS Wien zur Kündigung angemeldet.

1.100 Mitarbeiter zu Kündigung angemeldet

Wie der "Kurier" am Montagabend in seiner Online-Ausgabe berichtet, werden offenbar mehr Arbeitsplätze gestrichen, als bisher angegeben wurde. BauMax habe 1.100 Mitarbeiter beim AMS zur Kündigung angemeldet, heißt es.

Unter den zur Kündigung angemeldeten Beschäftigten seien auch 72 Lehrlinge, heißt es in dem Bericht. Den Regionalstellen des Arbeitsmarktservice AMS habe bauMax mitgeteilt, dass die Kette in den vergangenen drei Monaten durchschnittlich 3.674 Mitarbeiter beschäftigt habe, davon 275 Lehrlinge.

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