Eine Welt ohne Bargeld?
Schweden macht es vor

So digitalisiert ist der Zahlungsverkehr dort - und könnte es bei uns künftig sein

Wir Österreicher hängen laut Umfragen an unseren Geldscheinen und Münzen, in Schweden sieht das schon anders aus. Dort ist der Zahlungsverkehr bereits fast völlig digitalisiert. Frühstücksweckerl und Kaffee bezahlen die Bürger dort selbstverständlich mit Kreditkarte. Kann sich dieser Trend in naher Zukunft auch weltweit durchsetzen?

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Fakten - Eine Welt ohne Bargeld?
Schweden macht es vor

Nur noch in zwei Prozent der Fälle wird mit Bargeld gezahlt, wie die Zeitung "Businessinsider" berichtete. Ein Schwede hat 2015 im Durchschnitt 207 Zahlungen mittels Karte getätigt. Bald soll in Schweden das Bargeld komplett abgeschafft werden.

»"In 20 Jahren fliegen wir vielleicht zum Mars, aber es wird immer noch Bargeld geben"«

In Österreich ist das momentan kaum vorstellbar und auch der Deutsche Bankenverband ließ Mitte Juni verlauten: Bargeld gibt es auch noch in 20 Jahren. "In 20 Jahren fliegen wir vielleicht ganz selbstverständlich zum Mars, aber es wird immer noch Bargeld geben", sagte der Hauptgeschäftsführer des Bankenverbands, Michael Kemmer. Allerdings teilen diese Meinung nicht alle Experten.

Argumente dafür

Bargeld helfe nur noch Geldwäschern und anderen Kriminellen, ihre Geschäfte zu verschleiern, sagte Deutsche-Bank-Chef John Cryan zu Beginn diesen Jahres beim Weltwirtschaftsforum in Davos - und überraschte mit einer gewagten These: Bargeld werde in den nächsten zehn Jahren verschwinden. In Schweden dürfte es schon früher soweit sein: Laut dem schwedischen Radiosender "Sveriges Radio" soll das Bargeld bis 2021 nahezu verschwunden sein - lediglich 0,5 Prozent würden dann noch bar zahlen.

»2021 soll das Bargeld aus Schweden verschwunden sein«

Der These von Cryan schloss sich auch EU-Digitalkommissar Günther Oettinger an. "Bargeld stirbt aus: Wir werden mit der Apple-Watch bezahlen, mit dem Smartphone bezahlen", sagte er im April. Bargeldloses Bezahlen werde im Zuge der Digitalisierung der Verbrauchergewohnheiten immer selbstverständlicher. Diesem Trend wird nach Auffassung des EU-Kommissars das Bargeld komplett zum Opfer fallen.

Argumente dagegen

Andere Experten glauben, dass zumindest der digitale Zahlungsverkehr in den nächsten Jahren zunehmen wird. "Meines Erachtens wird der Anteil des unbaren Zahlungsverkehrs zunehmen und trotzdem wird Bargeld bleiben", bekräftigte der Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele. Barzahler schätzen es, dass sie einen genaueren Überblick über ihre Ausgaben haben und sich beim Bezahlen keine Sorgen über Datenschutz machen müssen.

Der Linzer Wirtschaftsprofessor und Experte für Schattenwirtschaft Friedrich Schneider lehnte im Interview mit News.at (Februar 2016) sowohl die Abschaffung des Bargeldes als auch eine Höchstsumme für Bar-Transaktionen ab. Dass der bargeldlose Zahlungsverkehr im Vergleich zum Bargeld die Kriminalität weniger fördern würde, hält er für unrichtig. "Bargeld-Obergrenzen sind für die Kriminalität weitgehend wirkungslos, weil man sie sehr leicht umgehen kann. Wenn man größere Summen von einem Land ins andere transportieren will, versteckt man es so gut, dass es nur durch einen gezielten Tipp zu finden ist", sagte er. Die organisierte Kriminalität sei längst auf die bargeldlose Zahlungsweise umgestiegen.

Es gibt aber auch noch einen weiteren, wichtigen Punkt, den Experten zu bedenken gaben: Offenbar haben die technikverliebten Schweden genug Vertrauen in den Staat und das Finanzsystem und die Angst vor dem gläsernen Bürger ist weniger groß. In Österreich sieht die Situation schon anders aus. Das sieht Schneider ebenfalls so: "Gibt es kein Bargeld mehr, dann weiß der Staat bald von jeder Transaktion, die ich tätige. Was in meinem Geldbörsel ist und wofür ich es verwende, sollte nur ich wissen. Und wenn ich jemandem 100 Euro schenke, geht das niemanden etwas an", sagte er.

Und er führt unter anderem Folgendes Argument für das Bargeld an: "Stellen Sie sich vor, in Österreich fällt für drei Tage der Strom aus. Mit Bargeld könnte trotzdem ein Wirtschaftskreislauf aufrechterhalten werden. Es ginge hingegen gar nichts mehr, wenn wir alles elektronisch machen müssten, weil kein einziger Apparat mehr funktionieren würde. Ich finde den Bargeldumlauf also auch aus Sicherheitsgründen durchaus erstrebenswert."

Kommentare

Urlauber2620

Mal sehen wie man dann am Flohmarkt oder am Obststand bezahlen will.

Geht's noch dummer???? Lauter Vollidioten!!

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