Thailand: Zwei Lager
kämpfen um Macht

Welche politischen Beweggründe hinter der Bombenexplosion in Bangkok stecken

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Fakten - Thailand: Zwei Lager
kämpfen um Macht

1. Die zwei Gegner

Auf der einen Seiten stehen in Thailand die Rothemden (United Front for Democracy against Dictatorship). Sie setzen sich vor allem aus der verarmten Bevölkerung aus dem Norden und Nordosten des Landes zusammen. Diese Region zählt zum weniger entwickelten Teil Thailands. Derzeit bildet diese Gruppe die Gegner der Regierung. Führungspersönlichkeit der Rothemden war lange Zeit der umstrittene wie beliebte ehemalige Ministerpräsident Thaksin Shinawatra. Am 19. September 2006 wurde Thaksin Shinawatra durch einen Putsch des Militärs gestürzt. Seit dem Sturz kriselt es fast permanent in Thailand.

Auf der anderen Seite gibt es die sogenannten Gelbhemden: Ihre Anhänger entstammen der Oberschicht, der neuen Mittelschicht, dem Militär oder sind königsnahe Getreue. Sie sind Gegner des ehemaligen Ministerpräsident Thaksin Shinawatra und unterstützen die demokratische Partei.

2. Die Vorgeschichte

Der unblutige Militärputsch 2006 hat das Land in zwei Lager gespalten. Nach dem Sturz des bei der Bevölkerung beliebten Ministerpräsidenten Thaksin, der ein milliardenschwerer Unternehmer war, ist erstmals seit 1992 wieder Militär in Thailand am Zug. Thaksin geht ins Exil. Begründet wird der Putsch mit der Korruption der Regierung Thaksins. Einige Wochen nach der Umwälzung kommt es zur Gründung der United Front for Democracy against Dictatorship (UDD oder Rothemden). Im Dezember 2007 gewinnen schließlich die Anhänger von Thaksin die Wahlen. Daraufhin besetzen im August 2008 die Gelbhemden beide Flughäfen in Bangkok sowie den Amtssitz des Regierungschefs. Als Folge der Proteste kommt es erneut zu einem Regierungswechsel, der Oppositionsführer Abhisit Vejjajiva gelangt an die Macht. Zwei Jahre später organisieren die Rothemden Massenproteste gegen die Regierung, es kommt zu Zusammenstößen mit der Polizei. Der Protest - letztendlich müssen Panzer eingesetzt werden - endet blutig: Rund 90 Menschen kommen bei den Unruhen 2010 ums Leben. 2011 finden die nächsten Wahlen statt und dieses Mal trägt die den Rothemden nahestehende Pheu-Thai-Partei (PTP) den Sieg davon: Thaksins Schwester Yingluck gewinnt die Parlamentswahl.

Es bleibt zwei Jahre lang einigermaßen ruhig, bevor es 2013 erneut zu Straßenprotesten kommt. Ein Amnestiegesetze, das den Teilnehmern an politischen Protesten Straffreiheit gewährt, sollte verabschiedet werden. Das hätte auch für Yinglucks Bruder im Exil Straffreiheit bedeutet. Die Gelbhemden demonstrieren dagegen, Yingluck löst das Parlament auf, gewinnt aber die Neuwahlen im Februar 2014. Trotz Protesten seitens der Rothemden wird die Regierung im Mai 2014 vom Militär abgesetzt.

3. Die aktuelle Lage

Rückwirkend ist Yingluck im März 2015 vom Militär ihres Amtes enthoben worden. Ihr wird Korruption und Vetternwirtschaft vorgeworfen, es wurde Anklage erhoben. Kommt es zu einer Verurteilung, bedeutet das höchstwahrscheinlich das Ende ihrer politischen Karriere. Die Militärführung strebt für 2016 Neuwahlen an. Die Lage im Land ist weiterhin angespannt. Polit-Experten rechnen nach dem letzten Putsch schon länger mit Unruhen. Erst im Februar 2015 sind vor einem Einkaufszentrum in Bangkok zwei Sprengsätze detoniert, zwei Menschen wurden verletzt. Im April 2015 explodierte auf der thailändischen Touristeninsel Ko Samui eine Autobombe. Bis heute ist nicht geklärt, wer hinter den Anschlägen steckt.

Beim jüngsten Anschlag in Bangkok führt die Spur in den Nordosten des Landes, dem Gebiet der Rothemden. Yingluck dort immer noch treue Unterstützer im Land.

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