Werner Faymann war es nicht

2015 wurden 88.340 Asylanträge gestellt. Das war aber spätestens ab dem Sommer klar

Der Satz „Wir schaffen das!“, den die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel am 31. August 2015 im Rahmen der Bundespressekonferenz sagte, gilt vielen als Beginn der Flüchtlingskrise. Doch dass 2015 viele Flüchtlinge kommen würden, war schon lange klar. Und zwar bevor Merkel ihren Satz sagte, und sie gemeinsam mit Werner Faymann den Flüchtlingen vom Budapester Bahnhof Keleti die Weiterreise ermöglichte.

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Asyl - Werner Faymann war es nicht

In einem Kommentar auf „Zeit Online“ argumentiert der Autor, dass im vergangenen Jahr in Deutschland weniger Flüchtlinge ankamen als erwartet wurden, nämlich 890.000 statt 1,1 Millionen und dass man im deutschen Innenministerium bereits Anfang August mit mehr als 800.000 Flüchtlingen im Jahr 2015 rechnete. Zwar waren bis dahin nur rund 300.000 Flüchtlinge nach Deutschland gekommen, doch jeden Monat wurden es mehr als im Vormonat. Die Entwicklung war somit schon im Gange und zeichnete sich lange vor Merkels berühmt gewordenen Worten ab.

Ähnliches gilt auch für Österreich. Heute gilt es vielen als fixe Wahrheit, dass erst Merkel und Faymann die Flüchtlinge ins Land holten. Die dramatischen Bilder der vielen tausend Menschen, die Anfang September beinahe täglich nach Österreich kamen, lassen offenbar vieles vergessen. Denn schon ab September 2014 stiegen die Asylanträge in Österreich deutlich an.

Der größte prozentuale Sprung findet von April auf Mai 2015 statt. Die Zahlen sind anhand der Asylstatistik des Innenministeriums berechnet.

Ab Sommer zeichnete sich die große Flucht ab

Wegen der Witterungsverhältnisse sanken die Antragszahlen im Winter 2014/15 zwar wieder leicht, doch bereits im Mai 2015 war abermals deutlicher Anstieg feststellbar. Von April auf Mai stiegen die Antragszahlen um mehr als 55 Prozent. Prozentuell sollten sie auch in Folge nie wieder stärker steigen. Am 2. Juni kündigte das Innenministerium an im Erstaufnahmezentrum Traiskirchen Zelte für 480 Personen aufzustellen und noch am selben Tag teilte man mit, dass heuer mit 70.000 Asylwerbern zu rechnen sei. Prognose diesem Zeitpunkt waren nur etwa 20.000 Asylwerber im Land.

Ende Juli wurde die Zahl dann auf 80.000 angehoben. Der Gruppenleiter der Abteilung Asyl und Migration, Peter Webinger, nannte die Zahl laut einem Bericht der „Wiener Zeitung“ bei einem Vortrag. In weiteren Vorträgen wurde laut dem Medienbericht auch die Zahl 85.000 genannt. Das war deutlich vor Angela Merkels Rede am 31. August und noch lange vor der Entscheidung in der Nacht vom 4. Auf den 5. September 2015 die Flüchtlinge vom Budapester Bahnhof Keleti weiterreisen zu lassen.

Die Prognosen wurden regelmäßig angehoben

„Wir haben die Prognosen regelmäßig im Laufe des Jahres aufgrund der Antragsentwicklung nach oben revidieren müssen“, sagt Karl-Heinz Grundböck, der Sprecher des Innenministeriums. Einen ersten großen Sprung hätte es bereits im Mai gegeben und auch die Obdachlosigkeit von Asylwerbern in Traiskirchen sei aufgrund des Quartiermangels in den Bundesländern lange vor Ende August entstanden. Grundböck ergänzt aber auch, dass zu dieser krisenhaften Situation ab Anfang September dann noch zusätzlich die Entwicklung kam, dass täglich tausende Menschen in Österreich ankamen „und zu etwa 90 Prozent weiterreisten“, wie Grundböck ergänzt.

Insgesamt seien so innerhalb weniger Monate 750.000 Menschen durch Österreich gereist und hätten die österreichische Regierung vor die logistische Großaufgabe gestellt, diesen Weitertransport so zu organisieren, dass sich die Personen nicht selbständig und womöglich zu Fuß quer durch das Land reisten.

Grundböck bezeichnet es als die zwei Paradoxien der Entwicklung nach den ersten Tagen des Septembers, dass erst durch die krisenhafte Situation in diesen Tagen die Quartier-Situation, die vorher Monate zwischen Bund und Ländern nicht lösbar war, mittels Transitquartieren langsam entspannt werden konnte und dass auch die politische Bearbeitung des Problems, wie etwa die baulichen Maßnahmen an der Grenze, der Türkei-Deal oder die Schließung der Westbalkanroute womöglich nur durch diese Krisensituation möglich wurde.

In absoluten Zahlen zeigt sich eine lineare Fortsetzung des Trends, dersich fast ununterbrochen ab März 2015 fortsetzt. Die Zahlen sind der Asylstatistik des Innenministeriums entnommen.

Merkels Rede änderte wenig bis nichts

Wenn man sich nur die Zahlen der Asylwerber im vergangenen Jahr ansieht, so wird deutlich, dass sogar etwas weniger Personen kamen als zwischenzeitlich erwartet wurden. Anfang November äußerte der Leiter des Bundesamts für Asyl und Fremdenwesen, Wolfgang Taucher, gegenüber Medien die Vermutung, dass 95.000 Personen nach Österreich kommen würden. In Medien war vereinzelt auch von 100.000 oder mehr Personen die Rede. So viele sind es dann letztlich nicht geworden. 88.340 Asylanträge wurden 2015 in Österreich gestellt, fast genauso viele wie bereits Ende Juli erwartet wurden. Zwar entfielen nur 45.857 Anträge auf die Zeit bis Ende August, doch schon wenn man die Entwicklung ab Ende Juni linear fortsetzt und monatlich ohne weitere Steigerung mit 8.000 Asylanträgen rechnete, war klar, dass wohl beinahe 80.000 Asylanträge in Österreich gestellt würden.

Die Entwicklung kündigte sich also über Monate an und war bis zu einem gewissen Grad bereits im Herbst des Jahres 2014 absehbar. Warum es trotzdem ab dem Frühsommer 2015 in Österreich und später auch in Deutschland zu krisenhaften Situationen kam und diese Entwicklung nicht besser antizipiert wurde, wäre womöglich die politisch interessantere Frage. Denn schon wenn man den Schnitt der letzten drei Monate des Jahres 2014 genommen hätte und für das Jahr 2015 als Grundlage nimmt, dann war mit zumindest 44216 Asylanträgen zu rechnen. Die Krise in Traiskirchen trat aber beispielsweise schon auf als weniger als die Hälfte dieser Zahl tatsächlich erreicht war.

Das Problem ist nun anderswo

Die Rede Angela Merkels oder die Grenzöffnung können diese Entwicklung wenn überhaupt dann nur in einem sehr geringen Ausmaß beeinflusst haben. Sie waren auch viel zu spät im Jahresverlauf um hier noch einen entscheidenden Unterschied zu machen. Die Differenz zwischen der Jahresschätzung Ende Juli und den tatsächlichen Anträgen beträgt beispielsweise 3.340 oder 3,8 Prozent aller Anträge.

Ob diese Politik langfristig zu mehr Asylanträgen geführt hätte, kann man zwar vermuten aber beweisen lässt es sich nicht mehr. Denn bereits Ende des Jahres änderte sich die Politik. Bauliche Maßnahmen, tägliche Kontingente, die Schließung zunächst der schwedischen Grenze und dann aller Grenzen entlang der Westbalkanroute, sowie der Türkei-Deal schufen neue Voraussetzungen. Heuer liegen die Antragszahlen seit Schließung der Westbalkanroute Anfang März deutlich unter den Zahlen des Vorjahres und im September womöglich sogar erstmals unter dem Vergleichsmonat 2014. Gelöst ist das Problem der Flucht damit freilich nicht, es ist nur anderswo. In Griechenland, oder Italien aber auch in der Türkei und anderen Nachbarländern Syriens.

Kommentare

Und was würde der Düringer sagen.. "I sags glei.. I wars (a) net.."?

jaja man kann ja ALLES irgendwie in eine richtung "argumentieren". schän dass sich immer noch viele blenden lassen und die WIRKLICHEN ursachen völlig beiseite schieben:die UNHCR hat die zahlung an die flüchtlingslager von heute auf morgen um50% gekürzt, den leuten ein handy in die hand gedrückt und dank soros wussten sie wo sie hinzugehen hatten...

Martin J. H. Mair

Immer noch verbreiten die Mainstreammedien Desinformation und tun so, als sei die Flüchtlingswelle völlig unvorhersehbar über Europa hereingebrochen. Dass das Flüchtlinge aus Syrien kommen werden war doch bereits im Dezember 2014 klar als der UNO das Geld für die Flüchtlingslager in der Region um Syrien ausgegangen ist und Europa die UNO in Stich gelassen hatte. Der Spiegel hat darüber berichtet

Die Umkehrung von Ursache (Krieg in Syrien, Senkung der Zahlungen an UNHCR) und Wirkung (Überforderung des Dublin-Systems mit den bekannten Folgen) ist typisch für die rechte Propaganda!

Laleidama

zu diesem Artikel fällt mir Karl Kraus ein, am Anfang war die Presse und dann erschien die Welt. Durch die illegale Einreise von mehr als 700.000 Leuten wude das deutsche Parlament von Merkel umgangen und de Werner war ihr dabei behilflich. Deutschland unter Merkel hat eine Kettenreaktion von Rechtsbrüchen zugelassen, so what ???

Michael Schmithausen

Unglaublich, wer ist den Schuld wenn nicht diese Dame und der Wendehals. Es hätte von Anfang an die Grenzen Dicht gemacht gehört und nur berechtigte Asylanten auf Zeit in die jeweiligen Länder gelassen gehört. Alleine diese Woche wieder mehr als 10 Tsd vom größten Schlepper der Welt, nämlich der EU, direkt vor der Küste abgeholt. In Wirklichkeit gehören diese Leute durch Landungsboote aufgenommen

giuseppeverdi melden

Neeeiiinnn, die Merkel und der Faymann waren es nicht! Ich weiß wer es war, nämlich die, die bei den Linken immer schuld sind: Die FPÖ und der liebe Gott waren es!!!!!

giuseppeverdi melden

Ach ja, damit wir alle vollzählig beeinander haben. Die Afd war es statt der Merkel in Deutschland!

Wofgang Cernoch melden

Faktenbefreite Hetze ist das, sonst nichts! Oben nachlesen!

giuseppeverdi melden

habe ich nun getan und soll ich deswegen meine Meinun ändern -"nitschewo" sagt der Russe oder so ähnlich

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Gott sollten wir da mal aus dem Spiel lassen, also bleibt nur mehr... Nein Scherz...

Cyrus110 melden

und was will die volksverräterin? ein dankeschön dafür das sie verbrecher und sozialschmarotzer nach europa eingeladen hat? und was will FEIGMANN? dieser schei...hat immer nur nachgeplappert was die "möchtegern europa-mammi" vorgekaut hat! aber in der eu-regierung gibts auch gut bezahlte jobs für absolute vollversager und inkompetente ar...! bedeutet, diese penner werden wir nicht mehr los!

Henry Knuddi
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und was biste du in 2j geworden? AMS-ler

oder doch regierungsrat?

oder so wie die letzten 20j

fahr nach brüssel und bewirb dich um einen job

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Mekel un Co waren nun mal ein gefundenes Fressen für die reisserische Medienwelt und die fremdenfeindlichen Organisationen in Europa. Wer sich die Flüchtlingssituation vor 12 Jahren angeschaut hat, hat die Parallelen erkennen können, die ein Flüchtlingszug mit sich bringt. Aber den Populisten ist die Realität wurscht. Merkels Spruch: wir schaffen das, Willkommenskultur, wurde von den Misantrophen

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genug missbraucht und durch den Dreck gezogen. Aber wer andere immer negiert, der wird irgendwann mal ganz schön alleine sein.

higgs70
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Tja,das große Friedensprojekt at its best halt, die Rechte sudert und macht Panik,die Linke schweigt opportunistisch, Not berührt nicht mehr, außen rennens, saufens ab, innen sinds mittlerweile die Sündenböcke für so ziemlich alles, Menschen-und nationale Rechte werden gebrochen, wo einer in Not ist gilt es ihn abzuwehren und was wehleidig jammert wenn der Bus zu spät kommt geht über Kinderleichen. Unsere Blauen geifern angesichts von Not und Elend um daraus politisches Kleingeld zu schlagen, andere Parteien und Publizisten surfen inzwischen schon auf derselben Welle, wo man einst dreimal soviele Ungarn aufnahm ist man jetzt in besseren Zeiten heillos überfordert und schreit Notstand, während wieder die Ungarn und Tschechen meinen, sie dürfen Hilfe erwarten aber müssen keine geben, im nationalistischen Polen werfen die Pimpelhuber den deutschen Solidaritätsbruch vor, weils den Hintern selbst nicht in die Höhe kriegen, die sozialen Medien und Foren triefen von Geifer und Falschmeldungen, ganz Europa kriegt einen Waschzwang wie einst Pontius Pilatus. Und wenn ichs malen könnte wär ich ein zweiter Hieronymus Bosch.
Übrigens,kleine Änderung im Mythologischen, Europa wurde einst nicht von einem Stier entführt sondern von einem Ochsen.

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Naja, vl wissen die meisten einfach nicht, dass ein männliches Rind erst durch die Kastration zum Ochsen wird, und nicht zum Stier. Niemand (ausser vl die Spanier) reitet auf einem Stier, also logischerweise sollte es ein Ochse sein, auf dem Europa da entführt wird. Aber das Internet im deutschsprachigen Raum spricht auch nur von einem Stier, wenn Europa erklärt wird(wiki). Irgendwie schon dumm.

higgs70
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Es war definitiv ein Ochse, sonst wäre es nicht die Angst, die hier alles und jedes dominiert. Angst was abgeben zu müssen, Angst vor Wohlstandsverlust, Angst vor Machtverlust, Angst vor Ansehensverlust, Angst vor Fremdem, Angst wohin man schaut.
Schlicht, die sprichwörtlichen Eier in der Hose fehlen. Ja, es war ein Ochse.

giuseppeverdi melden

Wissen Sie Denksport: Manche Leute machen, wenn neben ihnen eine Bombe von einem Schläfer des IS gezündet wird und sie genau 3 cm außerhalb des Wirkungskreises dieser Bombe stehen einfach die Ohren und die Augen zu, sehen die vielen Toten und Verletzten die da herumliegen nicht und sagen es war nichts, nur weil sie selbst nicht vergewaltigt oder verletzt worden sind! Das nenne ich Realitätsverlust

higgs70
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Tja, was es nicht alles gibt.
Und dann gibts auch noch Argumente, die hinken, es gibt Argumente, die im Rollstuhl daherfahren und solche, die schon hirntot sind, bevors noch fertiggeschrieben sind.
Denn niemand hat sich je dafür ausgesprochen Terroristen und Vergewaltigungen zu ignorieren oder zu akzeptieren. Und der Realitätssinn geht wohl jenen ab, die solche und ähnliche Umkehrschlüsse ziehn.

giuseppeverdi melden

Kein Kommentar zu higgs 70, die ich nie namentlich angesprochen habe! Sie aber kann es nicht lassen. Armes Hascherl das wie unter einem Zwang handelt. Zwangsneurose nennt man das!

higgs70
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Weiß ich doch, kleiner Troll, dass du's nicht direkt magst, sondern lieber aus der 2. Reihe schießt, wie's Memmen halt so zueigen ist. Muttu nicht extra erwähnen.

giuseppeverdi melden

Kein Kommentar zu higgs70.

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