Gebühr fürs Autobahn-Klo

Ab Ende April kostet der Gang zum stillen Örtchen in Autobahnraststätten 50 Cent

War das Geschäft mit dem "Stillen Örtchen" auf Autobahntankstellen der Asfinag in der Vergangenheit ein Dorn im Auge, der sogar zu Klagen gegen die Betreiber führte, gab es nun doch eine Einigung, für die Kunden künftig aber zahlen müssen: Die Toilettenbenutzung auf Autobahntankstellen kostet ab Ende April 50 Cent. Der Besucher erhält jedoch einen Gutschein über den entsprechenden Betrag, den er für Tankrechnungen und im Shop- sowie Gastrobereich einlösen kann.

von Toilette © Bild: thinkstock.at

Darauf haben sich Asfinag, die betroffenen Mineralölunternehmen im Fachverband der Mineralölindustrie (FVMI) sowie die Tankstellenbetreiber im Fachverband Garagen/Tankstellen geeinigt. Klos auf Asfinag-Rastplätzen bleiben kostenfrei. Solche Anlagen ohne Zutrittssystem gibt es laut Asfinag österreichweit 36 mal.

Es wird kompliziert

Die ersten zwölf Stationen - je drei der insgesamt vier Tankstellenbetreiber (BP, Eni, OMV und Shell) - sollen bis Ende April umgerüstet werden. Ab diesem Zeitpunkt sollen die Gutscheine markenübergreifend und österreichweit bei allen 89 Autobahn- und Schnellstraßen-Tankstellen eingelöst werden können. Gültig sind sie ein Jahr. "Bis zu fünf Gutscheine pro Kaufvorgang können eingelöst werden", sagte Christoph Capek, Geschäftsführer des FVMI bei einer Pressekonferenz am Mittwoch in Wien. Kostenfrei soll der WC-Besuch für Behinderte und Kinder unter zehn Jahren bleiben. Dafür soll "wo es technisch möglich ist" eine Schablonenlösung herangezogen werden, so Capek.

"Es ist nicht das, was für uns die allerschönste Lösung ist", sagte Klaus Schierhackl, Vorstandsdirektor der Asfinag. Besser wäre es, "alle Autobahntankstellen-Toiletten sind gratis". Dies sei jedoch durch die aktuelle Vertragssituation mit den Mineralölunternehmen nicht gewährleistet. "Wir hatten daher die Wahl: Entweder wir prozessieren - und das mit unsicherem Ausgang - noch einige Jahre, oder wir stimmen der vorgeschlagenen Gutscheinlösung zu", erklärte Schierhackl. Für die Kunden sei die jetzige Lösung jedenfalls "der bessere Weg".

Praxistest ausständig

Verhaltene Akzeptanz gab es auch von den Autofahrerclubs. "Unsere Forderungen wurden komplett umgesetzt", sagte Oliver Schmerold, Verbandsdirektor des ÖAMTC. Allerdings müsse man sich erst die "Einhaltung der Regelung anschauen". Ähnlich sieht dies der ARBÖ: "Wir bleiben wachsam", sagte Generalsekträterin Lydia Ninz. Das neue System "wird sich in der Praxis erst bewähren müssen". Begrüßenswert findet das Gutscheinsystem Kris Rosenberger, dessen Firma 18 Autobahn-Restaurants betreibt. Die Umrüstkosten bezifferte Rosenberger mit 8.000 bis 10.000 Euro pro WC-Anlage.

Besonders kritisiert wurde in der Vergangenheit die Praxis, dass vor WC-Türen häufig ein "Gebührenteller" sowie ein Aufsteller mit der Bitte um eine Spende stand. "Ab dem ersten Drehkreuz darf es keine Spendenteller mehr geben", sagte Schierhackl. Bis alle Stationen umgerüstet sind, müssen jene ohne neues System gratis bleiben. Wann der Endausbau fertig sein soll, konnte Capek nicht sagen.

Unbeantwortet blieb auch die Frage, welcher Anbieter das neue System umsetzen wird. In Deutschland gibt es beispielsweise auf vielen Autobahn-Tankstellen das Sanifair-System. WC-Spülungen, Wasserhähne oder Handtuchspender werden berührungslos ausgelöst und WC-Brillen nach jeder Nutzung automatisch gereinigt und desinfiziert. Dafür fallen 70 Cent Kosten an, 50 Cent davon können in Partnerunternehmen (Tankstellenshops, McDonalds, etc.) eingelöst werden.

Für Nichtkunden, die Tankstellen ausschließlich für den Gebrauch der WCs aufsuchen, wird das neue Modell künftig mehr Kosten bedeuten. Laut dem Fachverband der Mineralölindustrie gibt es täglich bis zu 2.000 Klo-Benützer an einer Tankstelle. Bis zu 146.000 Euro würden Personal und Reinigungsmaterial pro Jahr kosten. Der FVMI rechnet damit, dass etwa 30 bis 40 Prozent der Gutscheine nicht eingelöst werden. Die daraus entstehenden 50.000 bis 60.000 Euro seien dann ein Kostenbeitrag für die Reinigung der Anlagen. Verwiesen wurde bei der Pressekonferenz auch auf eine Spectra-Umfrage, wonach die Sauberkeit der Toiletten an Autobahntankstellen für 85 Prozent der Österreicher "sehr wichtig" oder "wichtig" ist.

Kommentare

brauser49

Fuer Kunden gibts Bons, also bleibts kostenfrei. Und Busladungen voller Touristen die nur zum Toilettenbesuch stoppen wuerde ich auch 1€ Unkostenbeitrag abverlangen, wuerde vielleicht auch Busfahrer zwingen ihr immer abgesperrtes Bus-WC zu oeffnen !

Nudlsupp melden

@günza: Vollkommen richtig, so wurde und wird es in Deutschland bereits weitestgehend praktiziert. Anfänglich 50 Cent gegen 50 Cent Bon, dann nicht anrechenbar gegen Tanken, sondern nur gegen Konsum, danach 70 Cent, ebenfalls mit 50 Cent Gutschein, und so geht es halt weiter.

Ich verstehe, daß Sanitäranlagen nur für Kunden kostenfrei sind, aber für die sollte es auch bleiben.

brauser49
brauser49 melden

Ja, aber wie soll man zwischen Kunden und "Nur-Pissern" unterscheiden ? Geht wohl nur mit Konsumation-Bon !

Das ist doch nur der erste Schritt. In weiterer Folge werden die Preise dann weiter erhöht bis es sich rechnet. Und dann wird nur noch ein Teil der Kosten gegengerechnet und dann gar nichts mehr. Ist doch überall das gleiche.

lagi62 melden

da werden sich aber die aussenpflanzen rund um die stationen freuen!!

wintersun melden

Da haben Sie wohl recht

Wenn sie für jeden WC-Gang eine Rechnung mit ausgewiesener MWST ausstellen müssen, werden sie bald wieder davon abkommen.

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