Armee stößt in
Rebellenviertel Aleppos vor

IS bekannte sich zu Anschlag in Grenzstadt

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Auch das Militär erklärte, es sei in dem Viertel, das eine wichtige Hochburg der Rebellen ist, vorgerückt. Aleppo ist seit Jahren eine gespaltene Stadt, in der Regierungstruppen und Opposition unterschiedliche Gebiete halten. Mit russischer Hilfe hat die Armee den von den Aufständischen kontrollierten Ostteil der einst größten Stadt des Landes eingekesselt und bemüht sich nun, Aleppo mit einer Großoffensive vollständig einzunehmen.

In der Nacht auf Donnerstag rief das Militär Rebellen und Bewohner von Ostaleppo zum Verlassen der Metropole auf. Alle, die blieben, würden sich ihrem "unausweichlichen Schicksal" ergeben, warnte die Armee in einer Mitteilung. Die Versorgungswege der Rebellen im Norden der Stadt seien gekappt worden. Zudem habe das Militär Kenntnis über sämtliche Rebellenstellungen und Waffenlager in Aleppo. Zuvor hatte das Heereskommando nach Berichten staatlicher Medien angekündigt, aus humanitären Gründen die Angriffe im Osten der Stadt zurückzufahren.

Das UNO-Nothilfebüro OCHA schätzt, dass rund die Hälfte der Einwohner den Osten Aleppos gerne verlassen würden. Demnach hält jedoch die militärische Präsenz der Regierung an den Ein- und Ausgängen Ostaleppos die Menschen vom Verlassen der Stadt ab.

Laut der Beobachtungsstelle stellten die syrische und die russische Luftwaffe ihre Angriffe nach mehr als zwei Wochen heftiger Bombardierungen Aleppos vorerst ein. Aleppo habe die ruhigste Nacht seit dem Scheitern der Waffenruhe im vergangenen Monat erlebt, meldete die Stelle. Die Kämpfe zwischen Regimeanhängern und Rebellen gingen jedoch weiter.

US-Außenminister John Kerry und sein russischer Kollege Sergej Lawrow hatten zuvor trotz des Abbruchs ihrer Syrien-Gespräche telefoniert und dabei auch über das Bürgerkriegsland gesprochen, wie ein Sprecher des Außenministeriums in Washington am Mittwoch erklärte.

Russland verstärkt unterdessen weiter seine militärische Präsenz in der Region. Ein mit Marschflugkörpern bewaffnetes russisches Kriegsschiff lief nach Agenturmeldungen aus seinem Heimathafen Sewastopol im Schwarzen Meer in Richtung Mittelmeer aus. Dort werde die Korvette "Mirasch" zu einer Gruppe weiterer russischer Kriegsschiffe stoßen, meldeten Nachrichtenagenturen unter Berufung auf einen Flottensprecher. Die "Mirasch" ist mit Marschflugkörpern des Typs Malachit bewaffnet. Sie folgt den beiden Korvetten "Serpuchow" und "Seljoni Dol", die mit Marschflugkörpern des Typs Kalibr ausgerüstet sind.

Russland unterstützt im Syrien-Konflikt Präsident Bashar al-Assad militärisch. Weil sich das Land auch an der Offensive auf Aleppo beteiligt, wo verheerende humanitäre Zustände herrschen, kam es zum Zerwürfnis mit den USA, die die Syrien-Gespräche mit der Regierung in Moskau abbrachen. Zuletzt kam allerdings wieder Bewegung in die diplomatischen Bemühungen um ein Ende des Krieges.

Der französische Außenminister Jean-Marc Ayrault wollte sich im Laufe des Tages bei einem Besuch in Moskau um die Unterstützung Russlands für eine Resolution des UNO-Sicherheitsrates bemühen, die die Waffenruhe wieder in Kraft setzen und Hilfslieferungen nach Aleppo ermöglichen soll. Am Freitag reist Ayrault nach Washington, um auch die USA von dem Plan zu überzeugen.

Bei einem Bombenanschlag in Syrien nahe der türkischen Grenze wurden unterdessen der oppositionsnahen Beobachtungsstelle zufolge mindestens 25 Rebellen getötet. Bei den Opfern handle es sich um Aufständische, die von der Türkei im Kampf gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) unterstützt würden, teilte die Organisation mit. Dutzende Rebellen-Kämpfer seien verletzt worden. Der Anschlag habe sich in der Nähe des Grenzübergangs Atmeh (Atmah) ereignet. Die Angaben der Beobachtungsstelle, die sich auf ein Netzwerk aus Informanten in Syrien beruft, sind von unabhängiger Seite schwer überprüfbar.

Der IS übernahm die Verantwortung für die Explosion. Das IS-Sprachrohr Amaq berichtete jedoch im Internet, ein Attentäter habe sich mit einem Fahrzeug in die Luft gesprengt. Nach Darstellung der Beobachtungsstelle kam es zu der Explosion, als sich Rebellen an der Grenze versammelt hatten, um einander abzulösen.

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