Billiglöhne: Sozialpartner
warnen vor Dumping-Angeboten

WKÖ und Gewerkschaft: Bauaufträge nicht automatisch an billigste Firma vergeben

Nach der heftigen Diskussion um einen 12-Stunden-Arbeitstag warnen Gewerkschaft und Wirtschaftskammer nun vor Lohndumping in Österreich: Die öffentliche Hand soll Bauaufträge nicht automatisch an die billigste Firma vergeben, fordern sie. Das führe dazu, dass "billiges Fremdpersonal" aus Osteuropa angeheuert werde und heimische Gewerbebetriebe vermehrt durch die Finger schauen. Gemeinsam machen sie für die das sogenannte Bestbieterprinzip mobil.

von Ein Arbeiter legt auf einer Baustelle Hand an. © Bild: Thinkstock

"Bei der österreichischen Vergabepraxis brennt der Hut", sagte Gewerkschafter Rainer Wimmer (PRO-GE) bei einer Pressekonferenz am Dienstag. Gemeinsam mit zwei weiteren Gewerkschaften (Bau-Holz und GPA) sowie 12 WKÖ-Innungen fordert er unter anderem Maßnahmen gegen Scheinfirmen, ein neues Lohn- und Sozialdumping-Bekämpfungsgesetz sowie die Anpassung des Vergaberechts, etwa die Beschränkung von Subvergaben und Leiharbeit.

Großer Konkurrenzkampf

Derzeit bekämen vielfach Firmen öffentliche Aufträge, die in Österreich gar keine Beschäftigten hätten und stattdessen über Subfirmen billige Arbeitskräfte aus osteuropäischen Ländern engagierten. "Wir haben Fälle von 2,19 Euro Stundenlohn", so Baugewerkschafter Josef Muchitsch (SPÖ). Er verwies auch auf die unterschiedlich hohen Lohnnebenkosten in den Nachbarstaaten Österreichs. Um bis zu 30 Prozent klafften diese auseinander. Österreichische Zeitarbeitsfirmen bedienten sich ebenfalls billiger Arbeitskräfte aus Osteuropa. "Die Entsendungen haben sich verdoppelt."

Die Folgen seien "katastrophal": Arbeitsplätze in Österreich würden vernichtet, dem Fiskus entgingen Steuereinnahmen und österreichische Gewerbebetriebe stellten aufgrund der unsicheren Auftragslage weniger Lehrlinge ein.

Ihre Hoffnung legen Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter jetzt auf die kürzlich beschlossene EU-Vergaberichtlinie, für deren Umsetzung die Mitgliedsländer jetzt zwei Jahre Zeit haben. "Damit wird das bestehende Bundesvergabeprinzip abgesichert", so Muchitsch. Die EU gebe den Staaten die Möglichkeit, bei der Auftragsvergabe nicht allein nach dem Preis zu gehen, sondern auch Qualität, Umweltaspekte sowie soziale Belange als Zuschlagskriterien zu verankern. Eine Verpflichtung dazu gibt es freilich nicht - "aber Österreich wird es machen", gibt sich Muchitsch siegessicher.

Forderung nach mehr Kontrolle

Schon jetzt gebe es in Österreich die Möglichkeit, Bauaufträge nach dem Best- statt nach dem Billigstbieterprinzip zu vergeben. Das sei aber lediglich eine Kann-Bestimmung, so der Gewerkschafter. Jedoch "hat der Bauherr die Pflicht, das Angebot auf Stichhaltigkeit bei den Preisen zu prüfen", meinte Robert Jägersberger von der Baugewerbeinnung. In der Praxis geschehe das aber nicht.

Daher haben die Sozialpartner eine lange Forderungsliste aufgestellt. Zum Beispiel urgieren sie verstärkte behördliche Razzien, wenn Firmen aus dem Ausland involviert sind, höhere Strafen bei Lohndumping und eine Überprüfung des Firmenstandorts. "Oft gibt es an einem Standort bis zu 30 Gewerbeanmeldungen", so Josef Witke von der Elektroinnung. Elektronische Auktionen für Bauleistungen will er überhaupt verboten wissen. "Das führt zu Subunternehmervergaben."

Sozialpartner: Kein Nachteil für Steuerzahler

Dass durch die Abkehr vom Billigstbieterprinzip letztlich der Steuerzahler zur Kasse gebeten wird, sehen die Betroffenen nicht so. A la longue komme es den Staat günstiger, wenn er nachhaltig baue - sowohl, was die Erhaltung der Wertschöpfung im Land als auch die spätere Instandhaltung der Gebäude betreffe.

Für die Bauwirtschaft jedenfalls geht es um viel Geld. 2013 betrug die gesamte Bauleistung 35,6 Mrd. Euro - rund 30 Prozent davon waren öffentlichen Aufträgen zu verdanken. Vom Sozialdumping am Bau sind laut WKÖ und Gewerkschaft 340.305 Beschäftigte betroffen. Dass die schwarzen Schafe hauptsächlich aus dem Ausland stammten, sollen Zahlen der Bauarbeiter-Urlaubs- und Abfertigungskasse belegen: 2013 wurden 7.166 inländische Firmen auf Unterentlohnung überprüft, bei lediglich 0,55 Prozent bestand Verdacht auf Lohndumping. Bei Kontrollen von 1.098 Unternehmen aus dem Ausland betrug der Anteil hingegen 24 Prozent.

Verbesserungen soll da bereits das derzeit in Verhandlung befindliche Arbeitszeitpaket bringen, das auch Maßnahmen gegen Lohn-und Sozialdumping enthalten soll. Muchitsch hofft, dass dies vor dem Sommer das Parlament passiert.

Kommentare

schauts auch auf die hotels und gasthäuser, dort blüht der schwarzarbeiter markt richtiggehend auf.und keiner schert sich darum, wo bleibt das arbeitsinspektorat? immer bürodienst?

danke eu und der ostöffnung, die ja keine erhöhung der kriminalität zu folge hat. lt. unserem innenministerium. man kann uns ja beschei..en aber irgendwann ist schluss. bitte raus aus der eu und macht die grenzen wieder dicht. die schweiz lebt es vor und die eu muss kuschen ....

Das alles haben wir gebraucht!!! Bestbieter ...... , wie geht das? Je billiger die Arbeitskraft desto mehr Profit. Das wird mit einem neuen Steuersystem auch nicht besser. Selten, dass eine Ermäßigung an den Endverbraucher weiter gegeben wird. Langsam geht der Mittelstand in Österreich flöten. Man kann sich bald nichts mehr leisten. Und das bisschenl was man hat, wird gestohlen.

und im nächsten artikel kann man lesen dass die kaufkraft stagniert. warum das wohl so ist????? erteilt doch endlich den maden im speck die den karren seit jahrzehnten an die wand fahren bei den nächsten paar wahlen mal einen denkzettel. es kann sowieso nimmer schlimmer werden. raus mit rot und schwarz aus dem parlament. und der fischer würde sich denn endlich mal bewegen. und wenn net, auch wurscht, der nächste posten den man gleich auflassen könnte.

Urlauber2620

Firmen müssten verpflichtet werden ausländischen Arbeitern den selben Lohn wie österreichischen zu bezahlen. Und schon regelt sich das Problem ein wenig selbst.

Dieses Steuersystem ist zerstörerisch für Mensch, Umwelt und Wirtschaft. Durch extremste Abgaben auf menschliche Arbeit, gibt es soviele Arbeitslose, dass ein extremer Druck auf die Arbeitenden aufgebaut wird jeden extrem schlecht bezahlten Job zu akzeptieren.

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