Antrag: romantisch oder sexistisch?

Kehrtwende: Der rührende Heiratsantrag hinterlässt nicht nur positive Eindrücke

Der rührende Heiratsantrag bei der Olympia-Siegerehrung der Wasserspringerinnen spaltet die Meinungen. Der chinesische Wasserspringer Qin Kai ging vor seiner 25-jährigen Freundin He Zi auf die Knie und sie hat "Ja" gesagt. Sofort wurde der Silbermedaillen-Gewinn der jungen Sportlerin zur Nebensache.

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Olympia - Antrag: romantisch oder sexistisch?

Die Medien und das Publikum waren entzückt über die romantische Geste. Doch war sie wirklich so romantisch? Der Heiratsantrag sorgt im Internet mittlerweile für heftige Diskussionen. Viele bezeichnen ihn sogar als sexistisch.

Öffentliche Heiratsanträge sind sehr populär. Auf Youtube findet man zahlreiche kreative und weniger kreative Liebesbekundungen, die meistens gut und manchmal auch richtig böse ausgehen. Doch woher kommt der Drang, eine so intime und bedeutende Lebensentscheidung öffentlich zur Schau zu stellen?

Immer spektakulärer

Heutzutage reicht es offensichtlich nicht mehr, im Kreise der Familie in einer schön geschmückten Kirche zu heiraten. Die Erwartungen an die perfekte Hochzeit werden immer größer. Es werden Schlösser, Boote oder ganze Strände gemietet. Die Hochzeit der Cousine zweiten Grades letztes Jahr muss unbedingt übertroffen werden. Der Antrag sollte natürlich auch dazu passen. Je spektakulärer, desto besser. Für die Person, die den Antrag erhält, entsteht dabei aber ein enormer gesellschaftlicher und sozialer Druck. Die Zuseher erwarten ein "Ja ich will" und sind bei jeder anderen Antwort irritiert.

Der Druck der Öffentlichkeit

Was einen erwarten kann, wenn man den Antrag ablehnt, zeigt dieses Beispiel: Die Frau, die damals einen öffentlichen Heiratsantrag bei einem Basketball-Spiel ablehnte, wurde von der Menge ausgebuht. Noch heute wird dieses Youtube-Video vielfach aufgerufen. Das Maskottchen klopfte ihrem verdutzten Freund danach tröstend auf die Schulter.

Will man den Antrag ablehnen, muss man mit Buh-Rufen rechnen

Kritik hagelt es besonders im Fall des chinesischen Wasserspringer-Paares. Qin Kai wird sogar vorgeworfen, seine Freundin dadurch absichtlich unterdrücken zu wollen. Wenn ein männlicher Sportler eine olympische Medaille gewinnt, ist es üblich, dass die Freundin zurückhaltend im Hintergrund verweilt. Der Silbermedaillen-Sieg von He Zi, für den sie hart gekämpft hat, ist durch den Heiratsantrag sofort zur Nebensache geworden. Zu behaupten, Qin Kai hätte seiner Freundin den Erfolg nicht gegönnt, wäre freilich aus der Luft gegriffen. Allerdings hat die ganze Sache einen Nachgeschmack von „Du hast zwar gerade eine Olympia-Medaille gewonnen, aber das wichtigste ist immer noch, dass du meine Frau bist.“

Kritik an den Medien

Auch den Medien wird einseitige und sexistische Berichterstattung vorgeworfen, da sie die wohlverdiente Ehrung der Siegerinnen vernachlässigt haben. "Menschen heiraten die ganze Zeit, aber nur wenige haben die Chance, eine olympische Medaille zu bekommen," schreibt eine verärgerte Facebook-Userin. Hätte die junge Sportlerin nein gesagt, wäre sie von den Zusehern als kalt und herzlos verurteilt worden. Ihr Freund hat einen ohnehin sehr emotionalen Moment schamlos ausgenutzt.

Nichts desto trotz gibt es viele Romantiker, die den mutigen Liebesbeweis von Qin Kai besonders gutheißen. Immerhin sind nicht nur bei den beiden Freudentränen geflossen - die ganze Olympia-Familie war aus dem Häuschen. Bei dem nun berühmten Sportler-Paar drehte sich die letzten Jahre alles nur mehr um die Olympischen Spiele. Sie haben das harte Training Seite an Seite durchgestanden, also warum dann nicht den Heiratsantrag in Verbindung damit machen? So nach dem Motto: Das haben wir gemeinsam geschafft, lass uns heiraten. Das ist etwas ganz besonderes.

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