Lieb, lasziv, süß, giftig, zickig, böse

Annett Louisan im NEWS-Interview über "Rio 2" und die Musikbranche

Als "Kindfrau des deutschen Pop-Chansons“ nimmt die 1,52 Meter kleine Dame einen geräumigen Platz in der Branche ein. Annett Louisan, 36, ist mit dem Album "Zu viel Information“ auf Tournee und erreicht im Herbst auch die Wiener Stadthalle. Zuvor leiht sie die berühmte Stimme dem rosaroten Giftfrosch Gabi, der dem üblen Kakadu Nigel fatal verfallen ist. "Rio 2“, Fortsetzung des hübschen Animationsfilms um den Ara Blue, steht ab Freitag im hiesigen Kino-Einsatz.

von Annett Louisan © Bild: imago/Future Image

NEWS: Haben Sie Ähnlichkeiten Ihrer Person mit dem verliebten Giftfrosch Gabi entdeckt?
Louisan: Wenn man verliebt ist, reagiert man schon mal blind. Ich war in meinem Leben auch schon verliebt und habe dabei herausgefunden, dass man da auch ganz schön komisch reagieren kann. Was ich interessant finde an der Figur, dass sie so vielschichtig ist: Einerseits ist sie lieb, lasziv und süß, dann aber auch wieder giftig, zickig und böse - geht aber trotzdem humorvoll mit ihrem Partner um. Das hat mir großen Spaß gemacht.

NEWS: Was ist das Besondere an der Synchronisationsarbeit?
Louisan: Man muss größere Gesten machen, hat ja nur das Auditive. Beim Animationsfilm muss man mehr übertreiben, um die Emotionen zu zeigen. Man muss dem Ganzen ja Leben einhauchen.

NEWS: "Das Spiel“ war Ihr großer Hit zum Allzeit-Thema Liebe. Was fasziniert Sie am Spiel zwischen den Geschlechtern?
Louisan: Es geht immer bei allem, was wir tun, um Liebe. Wir arbeiten, wir streben nach Macht aufgrund dessen, dass wir geliebt werden wollen. Das ist ein Überlebenstrieb. Nicht nur das Atmen, Essen und Trinken sondern auch das Geliebtwerden, sonst würden wir verhungern innerlich. Das ist die Politik im Kleinen. Das ist mein Metier, das auszudrücken.

NEWS: Hätten Sie je an Casting-Shows wie Dieter Bohlens DSDS teilgenommen?
Louisan: Ich bin froh, dass ich das nicht musste. Und ich glaube, ich hätte es auch nicht gemacht. Weil ich überhaupt kein Wettbewerbs-Typ bin. Ich merke, dass ich damit Schwierigkeiten habe, Menschen oder Musik gegeneinander zu bewerten. Das ist eine besondere Situation, der muss man auch gewachsen sein: auf Befehl auf dem Punkt zu sein. Ich bin jemand, der ein bisschen Zeit braucht auf der Bühne. Auf meiner Bühne ist es kein Problem, dass man seinen Zauber entfaltet, warm wird. Jemand wie Reinhard Mey sagt, dass er zumindest ein Lied braucht, bis er in Form ist. So bin ich auch. Dass das ein Konzept ist, das bei den Leuten gut funktioniert, merke ich auch. Das sieht man ja an den Einschaltquoten. Ich habe damit so meine Schwierigkeiten, mich reizt das nicht so.

NEWS: Ihr neues Album liegt gut in den Hitparaden. Stört es Sie, wenn da auf YouTube kostenlos mitgehört wird?
Louisan: Die Entwicklung sieht man schon lange. Das ist ein großes, streitbares Thema. Ich bin nicht jemand, der da noch was aufhalten kann oder Menschen dazu erziehen kann, Respekt vor dem Eigentum anderer zu haben. Man kann auch niemanden dazu zwingen. Man kann ihnen umsonst Musik geben, wenn sie die aber gar nicht mögen, werden sie sie auch nicht anhören. Ich glaube, dass man seinen eigenen Wert als Künstler festlegen muss, was gar nicht so einfach ist. Kunst muss immer entdeckt werden. Das ist eine philosophische Frage. Das Live-Erlebnis wird ganz wichtig werden, und in fünf Jahren wird alles ganz anders aussehen als heute.

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