Jetzt kann man Alkohol auch atmen

In einer Londoner Bar werden Besucher konstant mit hochprozentigem Dampf besprüht

von BRITAIN NIGHTLIFE ARCHITECTURE BAR
© Bild: EPA/FACUNDO ARRIZABALAGA

In einer neuen Szenekneipe in der Nähe der Tube-Station "London Bridge" bekommt man beim Eingang eine Broschüre in die Hand gedrückt, in der das "weltweit erste alkoholische Wettersystem" beworben wird, schreibt Spiegel.de. Im Rahmen einer "Kunstinstallation" namens "Alcoholic Architecture" werden die Gäste bei ihrem Barbesuch konstant mit Gin Tonic benebelt.

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    Londoner Erlebnisbar

    Hier wird Alkohol getrinken UND inhaliert.

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    Londoner Erlebnisbar

    Hier wird Alkohol getrinken UND inhaliert.

Dabei trägt man eine Art Regenponcho - das klebrige Dampfgemisch könnte die Kleidung sonst verkleben. Bei nachfrage weist einen der Barkeeper ein: "In der Wolke dürfen Sie sich nicht länger als 50 Minuten aufhalten. Zusätzlich können Sie an der Bar beliebig viele Drinks bestellen." Hinter ihm warnt ein Schriftzug: "Breathe responsibly" (Atme verantwortungsvoll).

BRITAIN NIGHTLIFE ARCHITECTURE BAR
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Hinter dem Kunstprojekt stehen Sam Bompas und Harry Parr, sie setzen sich seit Jahren mit extravaganten Food-Inszenierungen auseinander. "Alcoholic Architecture" ist ein Bestandteil des über der Bar gelegenen "British Museum of Food". Der Eintritt in den Gin-Tonic-Nebel kostet umgerechnet zwischen 14 Euro und 17,50 Euro, je nach Wochentag und Uhrzeit.

Anfänge in Amerika

Die Idee, Alkohol in dampfartiger statt flüssiger Konsistenz zu sich zu nehmen, macht in Amerika eine gewisse Juli Palmer schon seit Jahren zu Geld.Ihre Erfindung, den Vaportini verkauft sie auf ihrer Internetseite für 30 US-Dollar.Und so funktioniert's: Man schütte hochprozentigen Alkohol in die Glaskugel, erhitze diese und inhaliere den darauf entstehenden Dampf. Fertig ist der schnelle Rausch. In den USA soll es bereits Bars geben, die ihren Kunden Alkohol aus dem Vaportini verkaufen.

So wirkt "Alkoholrauchen" auf den Körper

Der Alkohol gelangt beim Inhalieren direkt in den Blutkreislauf und damit rascher ins Gehirn. Magen und Leber sind an den Prozess des Betrunkenwerdens nicht beteiligt. So entfaltet der Alkohol seine volle Wirkung im Gehirn. Beim Trinken hingegen, baut der Körper den Alkohol bereits ab. Der Rausch kommt also sofort – endet aber auch schneller. Die angeblichen Vorteile: Man braucht weniger Alkohol kaufen und nimmt weniger Kalorien zu sich.

Langzeitfolgen unbekannt

Allerdings nicht ohne Nebenwirkungen. Denn die üblichen Gefahren, die ein übermäßiger Alkoholkonsum birgt, tauchen beim Alkoholrauchen viel schneller auf, als auf "herkömmliche" Art und Weise. "Die Gefahr dabei ist, dass es schneller zu einer Alkoholvergiftung führen kann", sagt Rainer Thomasius taz.de. Er ist Leiter des Deutschen Zentrums für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters an der Uniklinik Hamburg-Eppendorf. "Darüber hinaus greift Alkohol die Schleimhäute an. Wenn er inhaliert wird, kann er den gesamten Atemtrakt zerstören. Und die Langzeitfolgen des Alkoholrauchens kennen wir noch gar nicht", warnt Thomasius.

Darüber hinaus fällt die Schutzfunktion des Körpers vollkommen weg. Die Symptome einer Alkoholvergiftung, also Übelkeit oder Erbrechen, tauchen beim Alkoholrauchen normalerweise nicht auf. Denn der Magen ist ja leer. Der Trend besorgt den Suchtforscher: "Wenn vor allem junge Mädchen diesen Trend übernehmen, dann gibt es Todesfälle", prophezeit Thomasius.

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