Alice von Battenberg: Mutter von Prinz Philip, Schwiegermutter der Queen

Es war ein aufwühlendes, unkonventionelles Leben, das Alice von Battenberg führte. Die Mutter von Prinz Philip im Porträt.

von Porträt - Alice von Battenberg: Mutter von Prinz Philip, Schwiegermutter der Queen © Bild: imago images/United Archives International

Steckbrief Alice von Battenberg

  • Name: Prinzessin Victoria Alice Elizabeth Julia Marie von Battenberg
  • Geboren: 25. Februar 1885
  • Geburtsort: Windsor Castle, Windsor, Vereinigtes Königreich
  • Verstorben: 5. Dezember 1969
  • Ehepartner: Andreas von Griechenland (verh. 1903–1944)
  • Eltern: Ludwig von Battenberg, Viktoria von Hessen-Darmstadt
  • Geschwister: Louis Mountbatten, George Mountbatten, Louise Mountbatten
  • Kinder: Philip, Duke of Edinburgh, Cecilia von Griechenland, Sophie von Griechenland, Margarita von Griechenland, Theodora von Griechenland
© imago images/United Archives International Prinzessin Alice

Prinzessin Alice von Battenberg, Mutter von Prinz Philip, Schwiegermutter der Queen. Wer war diese Frau? Was machte ihr - durchaus abenteuerliches - Leben aus? Und wie darf man sich das Verhältnis zu ihrer Schwiegertochter Elizabeth II vorstellen?

News.at hat mit Karin Feuerstein-Praßer über Prinz Philips Mutter gesprochen. Feuerstein-Praßer ist Autorin des Buches "Alice von Battenberg. Die Schwiegermutter der Queen. Ein unkonventionelles Leben"*

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Alice von Battenberg wurde am 25. Februar 1885 in Windsor Castle als Tochter von Ludwig von Battenberg und seiner Frau Viktoria von Hessen-Darmstadt geboren. Ihre Ur-Großmutter war Queen Victoria. Alice war von Geburt an taub. Sie lernte in mehrere Sprachen Lippenlesen. 1903 heiratete sie den Prinzen Andreas von Griechenland und Dänemark. Er war der vierte Sohn von Georg I. von Griechenland und seiner Frau Olga Konstantinowna Romanowa. Aus der Ehe gingen fünf Kinder hervor - Margarita, Theodora, Cecilia, Sophie und Philip, der jüngste Sohn.

© IMAGO images/ United Archives Das Paar kurz nach der Hochzeit - Eine glückliche Ehe war es nicht, das Paar trennte sich

Doch die Familie musste einige Schicksalsschläge über sich ergehen lassen. So mussten Andreas und Alice miterleben, wie die griechische Monarchie während der Revolution gestürzt wurde.

Die Familie flüchtete daraufhin nach Paris ins Exil. Hier erlitt Alice von Battenberg einen Nervenzusammenbruch. Klinikaufenthalte und psychatrische Behandlungen prägten die nächsten Jahre. Auch Sigmund Freud nahm sich der Ur-Enkelin von Königin Viktoria an.

1937 starb ihre Tochter Cecilia, ihr Schwiegersohn und ihre beiden Enkel bei einem Flugzeugabsturz. Die Ehe von Alice und Andreas scheiterte und die Adelige kehrte nach Griechenland zurück.

Nach Kriegsende entsagte sie all ihren Titeln und gründete den Nonnenorden „Maria und Martha“ bis sie in den 1960er Jahren wieder durch einen Militärputsch Griechenland verlassen musste und zu ihrem Sohn und seiner Frau in den Buckingham Palast zog.

1969 starb die ehemalige Prinzessin Alice von Battenberg. Später wurde sie für ihre Verdienste im Zweiten Weltkrieg unter die "Gerechten der Völker" aufgenommen. So soll Alice von Battenberg während des Zweiten Weltkriegs mehreren Juden aus Griechenland zur Flucht verholfen haben. Zudem verhalf sie der jüdischen Familie Cohen sich vor den Nazis zu verstecken. Sie rettete ihnen damit das Leben.

© IMAGO images / United Archives International Alice mit ihrem Sohn Philip

Wie darf man sich den Menschen Alice von Battenberg vorstellen? Wie würden Sie sie charakterisieren?
Wenn der Begriff nicht so abgedroschen klingen würde, würde ich Alice von Battenberg durchaus als „starke Frau“ bezeichnen. Als sie 1885 geboren wurde, sah es zunächst so aus, als würde sie in einer nahezu sorgenfreien „heilen Welt“ aufwachsen und leben können. Sie entwickelte sich zu einem aufgeweckten und wissbegierigen Kind, doch dann stellte sich heraus, dass sie nahezu taub war. Alice hat rasch gelernt, mit dieser Behinderung zu leben, lernte fehlerfrei zu sprechen und beherrschte das Ablesen von den Lippen schon bald perfekt in mehreren Sprachen. Sie wurde von ihrer Mutter Viktoria freilich auch dazu erzogen, alle Hürden des Lebens klaglos zu überwinden.
Auch in ihrer Ehe mit Andreas von Griechenland war Alice die Stärkere. Während ihr Mann in den schwierigen Zeiten des Exils zum Jammern und Selbstmitleid neigte, tat Alice, was getan werden musste, nahm ihr Schicksal an und blickte eher nach vorn als zurück.

Der Titel ihres Buches lautet „Alice von Battenberg. Die Schwiegermutter der Queen. Ein unkonventionelles Leben.“ Was machte das Leben so unkonventionell?
Zunächst führte Alice natürlich das konventionelle privilegierte Leben einer Prinzessin, brachte fünf Kinder zur Welt und erfüllte ihre repräsentativen Pflichten. Das Exil in Frankreich in den zwanziger Jahren und ihre psychische Krankheit zu Beginn der dreißiger markieren eine Zäsur. Nach dem Zerbrechen ihrer Ehe und längeren Klinikaufenthalten streifte sie ihr adliges Leben vollkommen ab und entschloss sich zu einer bürgerlichen Existenz. Sie lebte längere Zeit als „Untermieterin“ in Köln und Umgebung und beschäftigte sich intensiv mit religiösen und philosophischen Themen. Später wahrte sie ihr Incognito, weil sie „ganz normal“ behandelt werden wollte. Sie war sich auch nicht zu schade, beim Kartoffelschälen zu helfen.
Als Alice Ende der dreißiger Jahre nach Griechenland zurückkehrte, stellte sie ihr Leben aktiv in den Dienst ihrer Mitmenschen. Während der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg arbeitete sie in einer Suppenküche, kümmerte sich um Waisenkinder und versteckte eine jüdische Familie, der sie damit das Leben rettete. Dafür wurde sie postum mit dem Titel „Gerechte unter den Völkern“ ausgezeichnet.

»Die Katastrophe hat Alice geholfen«

Alice von Battenberg musste zahlreiche Schicksalsschläge hinnehmen. Wie ging sie damit um? Wie prägten diese Einschnitte Alice?
Der wohl schwerste Schicksalsschlag war der Tod ihrer Tochter Cécile, die 1937 mit ihrer ganzen Familie bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam. Alices seelischer Gesundheitszustand war zu diesem Zeitpunkt noch etwas labil, und die Familie befürchtete einen Rückfall, einen Wiederausbruch ihrer psychischen Krankheit. Tatsächlich war das Gegenteil der Fall und die Katastrophe hat Alice allem Anschein nach geholfen, wieder ins „richtige“ Leben zurückzufinden und ihren eigenen Weg zu gehen. Das war typisch für sie.

Die psychische Erkrankung von Alice ist Teil ihres Lebens; können sie diesen Aspekt nachzeichnen, welche Rolle spielte Sigmund Freud?
Ende der zwanziger Jahre fiel ihrer Familie auf, dass sich Alice äußerst seltsam verhielt. Sie wurde sehr religiös, betete viel, unterzog sich einem strengen Fastenprogramm und litt schließlich unter religiösen Wahnvorstellungen, die darin gipfelten, eine sexuelle Beziehung zu Jesus Christus zu haben. Auf Wunsch der Familie begab sie sich in ärztliche Behandlung in einem Berliner Sanatorium, wo der Psychiater Dr. Simmel eine paranoide Schizophrenie diagnostizierte. Ratsuchend wandte er sich daraufhin an Sigmund Freud, der eine desaströse Therapie vorschlug: Um Alice sexuelle Phantasien zu stoppen, empfahl er Simmel, die Eierstöcke der Patientin mit Röntgenstrahlen zu behandeln, um so die vorzeitige Menopause einzuleiten. Das hat Simmel auch getan, und man kann von Glück sagen, dass Alice diese Behandlung ohne Schaden an Leib und Leben überstanden hat. Aus heutiger Sicht muss man von Körperverletzung sprechen.

War Alice eine Nonne? Wie wichtig waren ihr Religion und Spiritualität?
Um es gleich vorwegzunehmen: Sie war keine Nonne, hatte aber versucht, in Griechenland eine karitative Schwesternschaft ins Leben zu rufen. Als großes Vorbild diente ihre in Russland verheiratete Tante Ella, die nach der Ermordung ihres Mannes 1907 ihr adliges Leben abgestreift und eine solche Schwesternschaft gegründet hatte. An den Erfolg von Ellas Projekt, für das viel Geld zur Verfügung stand, konnte Alice aber nicht anknüpfen.
Darüber hinaus suchte die gebürtige Protestantin in Religion und Spiritualität Halt zu finden, trat deshalb auch zum griechisch-orthodoxen Glauben über, vielleicht in der Hoffnung, darin ebenso wie Ella ihre Erfüllung zu finden. Das ist ihr nicht ganz gelungen. Später wandte sie sich eher philosophischen Themen zu, die um die Frage kreisten: Wie kann man das Böse aus der Welt verbannen? Mit ihrer karitativen Tätigkeit wollte sie ein wenig dazu beitragen, dass die Welt eine bessere wird.

»Philip hat sich um seine Mutter gekümmert«

Wie darf man sich das Verhältnis zu ihrem Sohn Philip vorstellen? Wie hat sich die Beziehung über die Jahre gewandelt?
Philip war erst ein Jahr alt, als die Familie 1922 Griechenland fluchtartig verlassen musste und nach Frankreich ins Exil ging. Alice liebte ihren einzigen Sohn über alles, doch ihre psychische Erkrankung verhinderte, dass sich eine dauerhaft enge Beziehung aufbauen konnte. Als sie Philip nach mehrjährigen Klinikaufenthalt und anschließender Erholungsphase 1937 wiedersah, waren Mutter und Sohn einander fremd geworden. Philip war kein Kind mehr, sondern schon fast erwachsen und Alice hatte entscheidende Jahre seiner Entwicklung nicht mitbekommen. Nun aber wollte sie das Versäumte nachholen und hoffte, dass er mitkommen würde, als sie nach Griechenland zurückkehrte. Doch Philip hatte seine eigenen Pläne, auch weil ihm ein Leben in Griechenland keine Perspektive bot. Gleichwohl hat er stets Kontakt zu seiner Mutter gehalten und sich um sie gekümmert, notfalls auch finanziell. Er hat auch dafür gesorgt, dass die schon kranke Alice ihre letzten Lebensjahre umsorgt im Buckingham Palast verbringen konnte.

»Die Schwiegertochter spielte in ihrem Leben bestenfalls eine Nebenrolle«

Und wie darf man sich das Verhältnis zur Schwiegertochter, Queen Elizabeth II., vorstellen? Der Titel des Buches bezieht sich auch auf die Queen – aber welche Rolle spielte sie in ihrem Leben?
Es scheint, als habe Elizabeth mit der unkonventionellen Art ihrer Schwiegermutter gewisse Probleme gehabt. Hinzu kam, dass sich Alice mitunter auch merkwürdig verhielt, vielleicht eine Folge der psychischen Erkrankung. Ihre Mutter hatte einmal gemeint, einen „Sparren im Kopf“ werde Alice wohl immer behalten. Davon abgesehen, haben sich die beiden Frauen nur selten gesehen, denn seit Ende der dreißiger Jahre lebte Alice wieder in Griechenland und kam nur vorübergehend zu Besuch nach London. Die Schwiegertochter spielte in ihrem Leben bestenfalls eine Nebenrolle.

"Die Battenbergs: Eine europäische Familie" gibt es hier*

"Das Haus Windsor und seine deutsche Herkunft: Die Royals aus Hannover und Sachsen-Coburg & Gotha" gibt es hier*

Wie wurde aus Battenberg Mountbatten?
Sowohl Alices Vater als auch ihr Bruder Louis dienten bei der Royal Navy und standen somit in englischen Diensten. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs war ihre deutsche Herkunft kein größeres Problem, zumal ja auch das englische Königshaus deutsche Wurzeln hatte. Die galt es nun abzustreifen. So wurde 1917 aus Sachsen-Coburg und Gotha das Haus Windsor, und Alices Vater und Bruder sahen sich gezwungen, den Namen Battenberg in Mountbatten umzuwandeln.

© imago images/United Archives International Alice mit ihren Enkel Prinz Charles und Prinzessin Anne im Jahr 1964

Wie dürfen wir uns die letzten Lebensjahre von Alice im Buckingham Palast vorstellen?
Alice führte ein sehr ruhiges und zurückgezogenes Leben, das von häufigen Krankenhausaufenthalten überschattet war. Als langjährige Kettenraucherin litt sie unter chronischer Bronchitis. An gesellschaftlichen Ereignissen nahm sie nicht mehr teil, beschränkte sich auf private Kontakte wie zu ihrer Enkelin Anne, mit der sie sich ausgesprochen gut verstand. Ansonsten waren es vorwiegend Krankenschwestern, die sich um sie kümmerten. Anders als in der Netflix-Serie „The Crown“ dargestellt, bewohnte Alice übrigens zwei schöne helle Zimmer mit Blick auf das Victoria Memorial.

Wo ist Alice von Battenberg beerdigt?
Ihr Herzenswunsch, neben ihrer Tante Ella in der Maria-Magdalenenkirche auf dem Jerusalemer Ölberg bestattet zu werden, erfüllte sich erst spät. Nach ihrem Tod am 5. Dezember 1969 wurde Alice zunächst in der königlichen Gruft der St. George´ s Kapelle in Windsor beigesetzt, weil religiöse, politische und diplomatische Differenzen die Überführung nach Israel verhinderten. Das geschah erst 1988, als ihre sterblichen Überreste in der Maria-Magdalenenkirche zur letzten Ruhe gebettet wurden.

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