Ajax-Trainer de Boer fordert lange
Sperre für Rapids Schwab

Brutalo-Foul an Riedewald hätte dessen Karriere "zerstören können"

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Fussball - Ajax-Trainer de Boer fordert lange
Sperre für Rapids Schwab

Vor allem die Aktion von Schwab in der 59. Minute stieß dem Ajax-Trainer sauer auf. Rapids Mittelfeldakteur war mit beiden Beinen in Richtung Jairo Riedewald gerutscht, der Glück hatte ohne Verletzung davonzukommen. "Das hätte seine Karriere zerstören können. Ich kann nicht verstehen, warum er das gemacht hat. Wenn ich etwas zu sagen hätte, bekäme er eine Sperre für acht Spiele", sagte De Boer gegenüber der niederländischen Zeitung "De Telegraaf".

So viele werden es nicht werden, Schwab wird aber wohl neben dem Rückspiel auch in den folgenden Play-off-Partien zuschauen müssen. Der 24-jährige Mittelfeldspieler wird den Wienern sicher abgehen. Deshalb war auch Zoran Barisic verärgert. "Es ist nicht unser Stil, es wäre nicht notwendig gewesen. Er weiß, dass er das nicht machen darf", lautete der Kommentar des Rapid-Trainers. Dessen war sich auch Schwab selbst bewusst. "Ich habe die Situation im Eifer des Gefechts falsch eingeschätzt", entschuldigte sich der Ex-Admiraner.

Ausgleich in Überzahl kassiert

Die Niederländer konnten aus der numerischen Überlegenheit kein Kapital schlagen, kassierten ganz im Gegenteil gar noch den Ausgleich. "Es hat so ausgeschaut, als würden wir zu zehnt und Rapid zu elft spielen", ärgerte sich De Boer. Seine Truppe habe nach der Pause mehrere Gänge zurückgeschalten. Davor sei vor allem die Chancenverwertung unzufriedenstellend gewesen. "Rapid hat froh sein können, zur Pause nicht 0:3 oder 0:4 hinten zu sein", meinte der Ajax-Coach.

Seine Truppe verabsäumte es also trotz des Doppelpacks von Davy Klaassen, eine Vorentscheidung herbeizuführen. "Natürlich haben wir die bessere Ausgangsposition, wir dürfen uns aber nicht zu sicher sein", warnte De Boer vor dem Rückspiel am Dienstag (20.15 Uhr) in der Amsterdam ArenA. Für Abwehrspieler Joel Veltman stehen die Chancen "60:40". Das soll sich am Ende auch im Ergebnis widerspiegeln. "Wenn wir zu Hause so auftreten, wie hier in der ersten Hälfte, dann werden wir gewinnen", blickte Goalie Jasper Cillessen optimistisch voraus.

Barisic glaubt an die Chance

"Sie haben sich eine sehr gute Ausgangsposition geschaffen, aber wir sind nach wie vor in der Position, dass wir sehr viel gewinnen können", hat Rapid-Trainer Barisic den Aufstieg noch lange nicht abgeschrieben. Co-Kapitän Mario Sonnleitner sieht das ähnlich: "Die Ausgangsposition hat sich leicht verschlechtert, aber wir haben schon viele Spiele auswärts gedreht oder gewonnen."

Die Hütteldorfer hielten das Rekordmeister-Duell in den ersten 20 Minuten offen. Nach dem ersten guten Angriff der Gäste und gleichzeitigen Tor durch Klaassen (25.) waren die Wiener aber bis zur Pause völlig von der Rolle. "Dann hat uns die Nervosität gepackt, wir haben nicht mehr ins Spiel gefunden", sagte Rapid-Trainer Zoran Barisic. Ajax hätte neben Klaassens 2:0 (43.) eigentlich weitere Treffer erzielen müssen. "Wir haben nicht gut genug attackiert, dem Gegner zu viele Räume gelassen, uns in den Zweikämpfen wegdrücken lassen und unnötige Ballfehler gemacht", analysierte Rapids Coach.

Sonnleitner führte für die durchwachsene Vorstellung in Hälfte eins auch andere Gründe ins Treffen. "Wir haben noch nicht so die großen Gradmesser gehabt, müssen erst in die Saison reinfinden. Wir haben auch Spieler, die das noch nicht gespielt haben oder das Niveau noch nicht kennen, dadurch war es schwierig", sagte der Abwehrchef. Das trifft etwa auf Rechtsverteidiger Stephan Auer zu, über dessen Seite die Niederländer vor der Pause oftmals gefährlich wurden.

Anderes Gesicht nach der Pause

Nach dem Seitenwechsel zeigte sich der heimische Vizemeister, gestärkt durch den schnellen Anschlusstreffer von Florian Kainz (48.) und die tolle Fan-Unterstützung, aber von seiner besten Seite. "Da haben wir gezeigt, was in uns steckt", sagte Sonnleitner. Auch der völlig gerechtfertigte Ausschluss von Schwab änderte nichts am Spielgeschehen. Ajax konnte oder wollte nicht, Rapid spielte auf den Ausgleich und wurde durch das 2:2 von Goalgetter Robert Beric (76.) für den großen Aufwand noch belohnt. "Wir waren nach der Pause mutiger, haben den Glauben an uns nie verloren und sind verdient zum Ausgleich gekommen", meinte Barisic.

Sehr zur Freude des Großteils der 43.200 Fans im Prater-Oval, die für einen Hexenkessel gesorgt hatten. "Die Fans waren unglaublich. Das Stadion ist nach dem 1:2 Kopf gestanden. Das hat uns noch mehr Kraft und Mut gegeben", dankte Barisic dem stimmkräftigen Anhang. Für frischen Schwung hatte der in der 69. Minute eingewechselte Louis Schaub gesorgt. Der 20-Jährige empfahl sich für einen Platz in der Startformation. "Er hat den nötigen Schwung in unser Spiel gebracht, war ballsicher, dribbelstark und hat ihnen einige Probleme bereitet", lobte Barisic seinen "Edeljoker".

Freude überwiegt

Aufgrund des Spielverlaufs überwog bei seiner Truppe die Freude. "Nachdem wir 0:2 zurückgelegen sind, nehmen wir das 2:2 gerne mit", sagte Barisic. Das sah auch Torschütze Kainz so. "Wir haben es uns besser vorgestellt, aber aufgrund der ersten Halbzeit sind wir mit dem im Hinblick auf das Rückspiel halbwegs guten Resultat zufrieden", so der Ex-Grazer.

Rapid kann sich jedenfalls noch nicht auf das Rückspiel fokussieren. Am Samstag wartet in der Red-Bull-Arena das wichtige Ligaspiel des Tabellenführers bei Meister Salzburg. Im Hinblick darauf war am Donnerstag und Freitag bei den Wienern vor allem Regeneration angesagt. Ajax kann sich demgegenüber fast eine Woche in Ruhe auf die Partie am Dienstag (20.15 Uhr) in der Amsterdam ArenA vorbereiten. Der niederländische Rekordmeister startet erst am 9. August in die Meisterschaft.

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