So viele Neuinfektionen
gab es letztes Jahr in Europa

Das Problem dabei: Viele HIV-Positive wissen nicht, dass sie das Virus in sich tragen

Die Zahl der Neuinfektionen mit dem Immunschwächevirus in den 31 Staaten der EU und des europäischen Wirtschaftsraumes ist im Vorjahr auf einem ähnlichen Level geblieben wie in den Jahren davor. In den Staaten wurden insgesamt 29.747 Neuinfektionen an das Europäische Zentrum für Krankheitskontrolle (ECDC) und die WHO gemeldet. Das waren rund 3.000 Fälle weniger als 2014.

von Ein Mann hält eine rote Aids-Schleife in der hand © Bild: Shutterstock.com

Für Österreich meldete die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages) 264 Neuinfektionen an das ECDC. Allerdings beruhen diese Daten auf einer österreichischen HIV-Kohorte, bei der die in ausgewählten Behandlungszentren gesammelten Daten hochgerechnet werden. Das Gesundheitsministerium weist demgegenüber 428 Neuinfektionen im vergangenen Jahr aus, 25 mehr als 2014.

Viele wissen nichts von ihrer HIV-Infektion

Ein Hauptproblem in Europa ist für das ECDC noch immer, dass viele Menschen nicht wissen, dass sie den HI-Virus in sich tragen. Dabei wäre eine rechtzeitige Diagnose immens wichtig: Wer zeitgerecht Bescheid weiß und entsprechend behandelt wird, kann sehr lange problemfrei leben. Im EU/EWR-Raum weiß demnach aber einer von sieben HIV-positiven Patienten nicht, dass er den Virus hat. Nach Schätzungen des ECDC gibt es in den 31 Staaten etwa 122.000 Infizierte, die nichts davon ahnen.

Dass jemand den HI-Virus in sich trägt, wird in den 31 Staaten des EU/EWR-Gebiets durchschnittlich erst vier Jahre nach der Infektion diagnostiziert. Insgesamt kamen im vergangenen Jahr rund sechs neu Infizierte auf 100.000 Einwohner (genau: 6,3). Laut ECDC war dies ein leichter, aber statistisch nicht signifikanter Rückgang gegenüber 2014 (Rate 6,6).

Das ist die häufigste Übertragungsart

Die häufigste Übertragungsart ist nach wie vor Sex zwischen Männern. 42 Prozent der Infektionen beruhen demnach auf homosexuellen Kontakten unter Männern. An zweiter Stelle folgt weiterhin die Übertragung über heterosexuelle Kontakte mit 32 Prozent. Vier Prozent der Infektionen entstanden durch die Nutzung gebrauchter Spritzen. Weniger als ein Prozent der Übertragungen erfolgt von der Mutter auf ihr Neugeborenes. Bei den restlichen Betroffenen bleibt der Ansteckungsweg im Dunkeln.

Das ECDC machte auch darauf aufmerksam, dass nahezu jeder zweite HIV-positive Patient erst in einem sehr späten Stadium von seiner Infektion erfährt. Das ECDC betonte, dass es offenbar weiterhin Probleme mit dem Zugang zu HIV-Tests gebe. Beziehungsweise werden diesbezügliche Angebote offenbar noch immer nicht in ausreichendem Maße angenommen.

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