Schwules Paar aus dem Burgenland:
"Wünschen uns ein Kind"

Homosexuelle Paare dürfen seit Jahresbeginn adoptieren

von Fakten - Schwules Paar aus dem Burgenland:
"Wünschen uns ein Kind" © Bild: istockphoto.com

Im April 2009 lernten sich der nun 29-jährige Günter aus dem Nord- und der 33-jährige Mario aus dem Südburgenland kennen. Knapp ein Jahr später zogen die beiden im Bezirk Oberwart zusammen, widmeten sich dem Hausausbau von Marios Eltern und leben dort nun im Dachgeschoß in einer separaten Wohneinheit mit Garten, Teich und zwei Hunden. Im Juli 2012 machten die beiden ihre Liebe auch vor dem Gesetz offiziell und ließen ihre Partnerschaft eintragen. Das Familienglück soll in ein paar Jahren auch ein Kind komplett machen, erzählt Günter.

"Wir denken schon seit ca. drei Jahren über ein Kind nach und sind sehr froh über die Gesetzesänderung. Wenn wir uns Fernsehbeiträge anschauen, in denen über Kinder im Mistkübel berichtet wird, obwohl man mittlerweile ein Kind auch anonym abgeben kann - das können wir nicht verstehen. Wir wollen einem Kind ein liebevolles Zuhause geben", sagt er. Und: "Es gibt so viele Werte, Erfahrungen, Erlebnisse und Lebensweisheiten, die wir gerne weitergeben wollen."

»Es gibt so viele Werte, Erfahrungen, Erlebnisse und Lebensweisheiten, die wir gerne weitergeben wollen.«

Selbst ist Günter auch nicht in der "klassischen" Familienkonstellation aufgewachsen. Gefehlt habe es ihm aber an nichts. "Ich bin bei meinen Großeltern aufgewachsen. Ich weiß also selbst aus eigener Erfahrung, dass es darum geht, ein Zuhause zu haben, einen ordentlichen Ablauf, Leute, die einen lieben und Sicherheit bieten. Ich bin mir sicher, dass wir einem Kind alles bieten können, was es braucht."

Dass man sich als Adoptivwerber durchleuchten lassen muss, nehmen die beiden Männer hin. "Wir haben nichts zu verheimlichen", sagt Mario. Zur Tatsache, dass ein Adoptivkind etwa von suchtkranken Eltern stammen und bzw. oder an Krankheiten leiden könnte, meinen die beiden: "Auch wenn man ein Kind auf natürlichem Weg bekommt, weiß man nicht, wie das Kind ist. Aber natürlich wünscht man sich in erster Linie ein gesundes Kind."

Gesellschaft schon so weit?

Ein Punkt, der die beiden beschäftigt und zum Nachdenken bringt, ist hingegen die Gesellschaft. "Manchmal kommt der Gedanke, ob die Gesellschaft wirklich schon so weit ist bzw. die Überlegung, wie es dem Kind in der Gesellschaft wohl gehen wird. Aber ich denke, wenn wir alles halbwegs richtig machen, dann weiß das Kind, wo es hingehört und weiß, dass es ein stabiles Zuhause hat. Mobbing kann ja jedes Kind betreffen. Ich denke, es ist unsere Aufgabe, dem Kind zu vermitteln, dass es sich für zwei Väter nicht schämen muss", zeigt sich Mario überzeugt.

"Üben" können die beiden derzeit mit den Kindern in der Verwandtschaft. "Marios Nichte ist sehr gerne bei uns und schaut mir gerne beim Kochen zu." Generell gab es in der Familie nie Probleme mit der Homosexualität der beiden. "Die Kinder in der Verwandtschaft finden uns nicht komisch oder grauslich. Das ist ganz normal. Nur bei unserer Trauungszeremonie gab es eine kleine Verwirrung, weil keine Braut da war. Da wurde ich kurzerhand von der Nichte zur Braut ernannt", erinnert sich Günter und lacht.

Adoption kann Jahre dauern

Die neue Gesetzeslage wollen die beiden vielleicht noch heuer nutzen und sich um eine Adoption, die bis zu einem positiven Abschluss mehrere Jahre dauern kann, bemühen. Könnten die beiden es sich aussuchen, wäre ein sehr junges Kind ihr Wunsch, "da wir so viel wie möglich bei der Entwicklung des Kindes dabei sein möchten. Denn der größte Teil, also wie man sich entwickelt, macht das Umfeld aus. Das Umfeld und die Erziehung ist viel prägender als die Erbanlagen", sind die beiden Männer überzeugt. "Aber egal, welches Geschlecht oder welches Alter, es wäre unglaublich, wenn wir ein Kind bekommen würden."

Kaum Adoptions-Anträge in Österreich

Seit Jahresbeginn können sich homosexuelle Paare um eine Adoption bemühen. Doch wie eine Recherche der APA in den Bundesländern ergeben hat, wurde - soweit bekannt - bisher lediglich ein einziger Antrag eingebracht, und zwar in Kärnten. Dabei würde es mehr Interesse geben, abschreckend erscheint jedoch vielen, dass es zwar lange Wartelisten, aber nur wenige Kinder gibt, die neue Eltern bekommen.