Fettsucht - angeboren oder vererbt?

Von der frühkindlichen Fehlprogrammierung bis zu Begleiterkrankungen

Ist Adipositas (Fettsucht, Fettleibigkeit) angeboren oder wird sie vererbt? In zahlreichen Studien, besonders in den neuesten Erkenntnissen aus Leihmutterstudien der USA, wird dieser Frage Raum gegeben.

von Fettleibigkeit © Bild: istockphoto.com/pidjoe

Aber nicht nur die USA verfolgen die Entstehung von Adipositas, sondern auch europäische Länder, wie Großbritannien, Deutschland, Finnland oder Österreich versuchen, diese grundsätzliche Frage der Entstehung von Adipositas zu klären. Auch in der Uni-Kinderklinik Ulm steht man dieser Frage sehr kritisch gegenüber - angeboren oder vererbt?

Die Entstehung von krankhaftem Übergewicht

Als "Frühkindliche Fehlprogrammierung" könnte die Entstehung von Übergewicht im Kindesalter auch genannt werden, denn nachgewiesenermaßen beginnt eine Prägung in Richtung Adipositas bereits im Mutterleib. Begründet wird diese Annahme damit, dass speziell bei übergewichtigen Müttern ein früherer und vor allen Dingen ein dauerhafter erhöhter Nährstofftransport zum Kind stattfindet.

Daraus resultiert, dass auch nach der Geburt ein erhöhter Nahrungsbedarf besteht. Bis zum zweiten Lebensjahr wird die Funktionsweise der Organe dauerhaft geprägt. Werden dem Kind über diesen Zeitraum hinweg mehr Nährstoffe zugeführt, als es braucht, dann ist eine Störung des kindlichen Sättigungsmechanismus ebenso vorprogrammiert, wie die Manipulation des Insulinsollwertes.

Die Störung des Sättigungsmechanismus führt bei den Kindern dazu, dass sie auch in späteren Jahren nicht richtig einschätzen können, wann sie satt sind. Die Folge ist eine ständige Zunahme des Körpergewichts und eine körperliche Fehlentwicklung, die zum einen in Fettleibigkeit (Adipositas) ausartet und sich im Laufe der Jahre mit Gelenkproblemen und Rückenschmerzen manifestiert. Möglich sind auch soziale Ausgrenzungen und depressive Verstimmungen, da der Umgang mit fremden Menschen auf Grund des starken Übergewichts gemieden wird.

Der Body-Maß-Index und Adipositas

Bei der Adipositas handelt es sich um eine Stoffwechsel- und Ernährungskrankheit, die von einem starkem Übergewicht begleitet wird und den normalen Körpermasseindex, auch Körpermasseindex, auch BMI (Body-Maß-Index) genannt, übersteigt.

Ab einem Körpermasseindex (BMI) von 30 kg/m² liegt laut der WHO-Definition eine Adipositas vor. Der Bauchumfang und das Taille-Hüft-Verhältnis sind die Indikatoren für den Körperfettanteil. In der folgenden Auflistung soll gezeigt werden, wie der BMI bewertet wird:

  • Untergewicht: < 20
  • Normalgewicht: 20,0 - 24,9
  • Übergewicht: 25,0 - 29,9
  • Adipositas Grad I: 30,0 - 34,9
  • Adipositas Grad II: 35,0 - 39,9
  • Adipositas Grad III: > 40

Begleiterkrankungen und Komplikationen

Spätestens ab einem BMI ab 25,0 sollten die Betroffenen mit diversen Begleiterkrankungen und Komplikationen rechnen. Bluthochdruck, Schlaganfall, Durchblutungsstörungen und Herzinfarkt sowie Diabetes Typ 2 sind die häufigsten Erkrankungen, die mit der Adipositas in Zusammenhang gebracht werden. Mangelnde Bewegung, gepaart mit der falschen und übermäßigen Ernährung, begünstigen den Ausbruch dieser Erkrankungen. Auch das Immunsystem wird geschwächt und so nehmen Haut- und Nervenerkrankungen sowie Infektanfälligkeiten zu. Dabei hat sich herausgestellt, dass sich Diabetes Typ 2 zum größten medizinischen Problem entwickelt hat.

Damit es nicht so weit kommt, ist es notwendig, wenn sich die Betroffenen um eine Reduktion des Übergewichtes bemühen. Oftmals ist eine aufwändige Behandlung notwendig, falls das Übergewicht in die Adipositas Grad III einzuordnen ist. Dann kann ein chirurgischen Eingriff (Bariatrische Chirurgie bzw. Adipositaschirurgie)zu empfehlen sein.

Beträgt der Bauchumfang bei Frauen 88 cm und 102 cm bei Männern, dann erhöht sich das Diabetesrisiko massiv. Das Bauchfett ist hormonaktives Gewebe, das verantwortlich dafür ist, dass der Blutzucker nicht zu den Körperzellen transportiert werden kann. Dadurch kann ein Abbau des Blutzuckers nicht mehr stattfinden und eine Insulinresistenz ist die Folge.

Erhöhter Blutzucker in Verbindung mit erhöhten Blutfetten gelten als besonders aggressive Initiatoren, die für die Verkalkung von kleinen und auch größeren Gefäßen verantwortlich sind. Durchblutungsstörungen lebenswichtiger Organe kann die Folge sein. Deshalb ist die Behandlung des Diabetes Typ 2 so enorm wichtig, besonders in Verbindung mit einer Reduktion des Übergewichts.

Fazit

Somit gilt es als erwiesen, dass nicht die vererbten Gene an der Adipositas schuld ist, sondern die Umgebungsbedingungen, die während einer Schwangerschaft vorherrschen, für die Ausbildung verantwortlich sind. Aus den amerikanischen Leihmutterstudien geht ebenfalls hervor, dass dicke Mütter auch dicke Kinder geboren haben, selbst wenn diese Mütter eine befruchtete Eizelle einer fremden Frau eingepflanzt bekamen.

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