Abgang nach Rekordergebnis: Porträt vom Ex-Telekom-Generaldirektor Heinz Sundt

Bisheriger "Meister des Machtkampfs" tritt ab

Viele Jahre hatte sich Telekom Austria (TA)-Generaldirektor Heinz Sundt (58) gegen seine Ablöse gewehrt, nun ist sein Rücktritt fix. Sundt wird mit Ende der ordentlichen Hauptversammlung am 23. Mai 2006 von seiner Position zurücktreten, sein Nachfolger wird der bisherige TA-Vorstand und Mobilkom Austria-Vorstandsvorsitzender Boris Nemsic (48).

Sundts Posten galt seit Jahren als Schleudersitz. Noch im Dezember hatte sich der studierte Betriebswirt mit allen Mitteln gegen die aus Eigentümer-Kreisen verbreiteten Ablöse-Spekulationen zur Wehr gesetzt. Vor allem mit dem Finanzministerium hegte Sundt einen fortwährenden Konflikt. Bereits im Jahr 2001 gab es massive Differenzen zwischen Sundt und dem damaligen ÖIAG-Vorstand und TA-Aufsichtsratsvorsitzenden Johannes Ditz. Sundt ging allerdings als Sieger dieser Personaldiskussionen hervor, statt Sundt musste schließlich Ditz selbst das Handtuch werfen.

Sundt hatte sich im Jahr 2000 auch klar gegen den damaligen Börsegang seines Unternehmens ausgesprochen - ein Umstand den ihm Finanzmister Karl-Heinz Grasser noch heute vorhalten soll. Zuletzt hatten Debatten um die neue Telekom Austria-Struktur das Verhältnis von Sundt zum Eigentümer zusätzlich belastet.

2004 war sein Mandat dann entgegen aller anders lautender Mutmaßungen per April 2005 neuerlich verlängert worden - allerdings nur für zwei Jahre und mit der Klausel, dass ein Jahr vor Auslaufen des Vertrags im April 2007, sprich im Frühjahr 2006 feststehen sollte, ob Sundts Mandat neuerlich verlängert wird oder nicht. Unter diesem Vorwand hatten ÖIAG und Finanzminister schon seit Herbst 2005 auf den Machtwechsel in der Telekom hingearbeitet.

Sundt studierte an der Hochschule für Welthandel in Wien und begann seine berufliche Laufbahn 1967 bei der Länderbank. Von 1969 bis 1986 war Sundt bei IBM Österreich in führender Funktion im Marketing und Vertrieb tätig und leitete von 1986 bis 1989 die Division Telekom und Netzwerk-Services. 1989 wechselte er als Vertriebs- und Marketingleiter zur Mayr Melnhof-Tochter Neupack. Im Jänner 1996 übernahm Sundt die Unternehmensführung der TA-Tochter Mobilkom Austria, bevor er im April 2000 zum TA-Generaldirektor ernannt wurde.

Die Telekom Austria verlässt Sundt bei der Hauptversammlung im Mai 2006 mit einem Rekordergebnis. Im Geschäftsjahr 2005 hat das Unternehmen nach bisherigen Prognosen mindestens 370 Mio. Euro Nettogewinn eingefahren, das beste Ergebnis seit dem Börsengang und in der Unternehmensgeschichte. Die Dividende für 2005 wird sich von 24 Cent auf rund 50 Cent verdoppeln.

Ein erheblicher Teil des Erfolgs kommt jedoch aus der Mobilkom Austria, die Sundts "Ziehsohn" Boris Nemsic nach Osteuropa gebracht hat. Nun soll der gebürtige Kroate Nemsic (48) Sundts Nachfolge antreten. Sein Vertrag war 2005 für fünf Jahre verlängert worden und läuft damit auf jeden Fall noch bis April 2010.

(apa)