Ab 4. Februar werden Patienten gehört

Im Betrugsprozess am Landesgericht Klagenfurt gegen einen bekannten 52-jährigen Kärntner Herzspezialisten sind die Einvernahme des Angeklagten, seiner Mitarbeiter und Kollegen sowie die Erläuterung des Gutachten des Buchsachverständigen abgeschlossen. Die Verhandlung wird am 4. Februar d.J. mit der Anhörung von Patienten fortgesetzt.

Ab 4. Februar werden Patienten gehört

Staatsanwältin Gabriele Lutschounig wirft dem seit Mai 2000 suspendierten Primararzt 57-fachen Betrug vor. Der Herz-Thorax-Spezialist bestreitet auch nicht, Millionen gefordert und erhalten zu haben. Aber er meint, er habe zu Recht kassiert, da es sich bei seiner Station de facto um eine universitäre oder klinische Abteilung handle, die von Verboten der Landesgesetzgebung ausgeschlossen und wo dies nach Bundesgesetzen erlaubt sei.

Schwere Vorwürfe von Krankenanstalten-Chef und Oberärztin
Den Vorwurf der Anklage, der 52-jährige Primar des LKH Klagenfurt hätte nicht selbst mit Patienten und Versicherungen abrechnen dürfen, untermauerte der Jurist der Kärntner Krankenanstalten Betriebsgesellschaft, Dieter Errath: "In Kärnten gibt es keine klinischen oder universitären Abteilungen, wo diese Vorgangsweise erlaubt ist. Dem Arzt wird vom Dienstgeber ein Honorar ausbezahlt, jede weiter Forderung ist verboten." Denn hier ginge das Landesrecht vor dem Bundesgesetz. Dem entgegen soll der Primarius laut Anklage über fünf Jahre insgesamt 1,47 Millionen Schilling (107.050 Euro) kassiert und weitere 804.000 S (58.430 Euro) gefordert haben.

Schwere Vorwürfe äußerte auch die Oberärztin Petra Preiß: "Für den Primar war Geld ein Dauerthema, sogar im Operationssaal. Durch Bevorzugung seiner Privatpatienten - diese schickte er von seiner Privatordination direkt ins LKH Klagenfurt. Dringliche Patienten mussten deshalb warten, Terminpläne kamen durcheinander. Eben durch diese bevorzugte Behandlung und nicht für seine Ordination soll der Primar die Summen verlangt und kassiert haben, was Stationsschwester Renate Werschitz bestätigte: "Mehrere Patienten fragten mich bei ihrer Entlassung, ob sie bei mir ihre Schulden begleichen könnten. Die Ordinationsgebühren hätten sie bereits bezahlt."

Weitere Vorwürfe von ehemaligen Mitarbeitern
Auch Stationsschwester Gerlinde Uran war mit Geldfragen konfrontiert: "Ich traf einen Patienten weinend im Bett an, der mir erzählte, er müsse vom Primar eine Naht entfernen lassen und könne sich dies nicht leisten." Die rechte Hand des Arztes, Abteilungssekretärin Karin Fister, schilderte: "Bei mir riefen Leute an und fragten, ob sie das Geld für die Operation gleich mitbringen sollten."

Der medizinische Direktor des LKH Klagenfurt, Anton Suntinger, ging Anfragen und Gerüchten nach, aber: "Der Primar beteuerte vor mir auf Ehre und Gewissen, Geldforderungen gebe es bei ihm nicht." Dafür habe es Verstimmung in der Belegschaft gegeben, so Oberschwester Maria Hojer: "Einige im Personal - so auch ich - hatten Angst vor dem Primarius und seiner Unberechenbarkeit."