Nach Flüchtlingsdrama auf A4:
Vier Kinder unter Opfern

Tragödie noch schlimmer als befürchtet: 71 Opfer geborgen

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    Der rund 7,5 Tonnen schwere Lkw, ein Kühlfahrzeug, war in einer Pannenbucht abgestellt

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    Beim Eintreffen der Polizei trat bereits Verwesungsflüssigkeit aus der Ladefläche, berichtete Landespolizeidirektor Hans Peter Doskozil.

Der rund 7,5 Tonnen schwere Lkw, ein Kühlfahrzeug, war in einer Pannenbucht abgestellt. Beim Eintreffen der Polizei trat bereits Verwesungsflüssigkeit aus der Ladefläche, berichtete Landespolizeidirektor Hans Peter Doskozil. Das Fahrzeug dürfte am Mittwoch auf der A4 abgestellt gewesen sein. Man sei am Donnerstag um 11.30 Uhr von Kollegen der Autobahninspektion Parndorf verständigt worden. Entdeckt wurde der Lkw von einem Mitarbeiter der Asfinag. Dieser war an der A4 mit Mäharbeiten beschäftigt, als er auf das Fahrzeug aufmerksam wurde. "Ihm ist aufgefallen, dass es dort raustropft", sagte ein Sprecher der Asfinag. Der Mitarbeiter habe "richtig und schnell reagiert und die Polizei informiert". Die Asfinag sperrte im betroffenen Bereich eine Fahrspur.

Flüchtlingstragödie auf der A4, Grafik
© Newsinfografik: Meridee Stein Am Donnerstag wurden Dutzende tote Flüchtlinge in einem Lkw auf der A4 aufgefunden. Die Tragödie ist nur eine von vielen, die sich täglich weltweit abspielen

18:45 | Erste Fahndungserfolge

Erste Fahndungserfolge hat es am Tag nach der Entdeckung von 71 toten Flüchtlingen in einem Kühltransporter auf der Ostautobahn (A4) im Burgenland gegeben: Freitagnachmittag befanden sich in Ungarn vier Verdächtige in Polizeigewahrsam. Es wurde wegen Flucht- und Verdunkelungsgefahr die U-Haft beantragt.

16:50 | Niessl: "Das Burgenland trauert"

Burgenlands Landeshauptmann Hans Niessl hat sich betroffen über das Flüchtlingsdrama auf der Ostautobahn (A4) gezeigt. Niessl sprach bei einer Pressekonferenz von einer "unfassbaren Tragödie", die es in Österreich und im Burgenland noch nie in dieser Form gegeben habe: "Das Burgenland trauert." Zur Bekämpfung der Schlepperkriminalität forderte er ein Fünf-Punkte-Programm.

Er unterstütze die Forderung von Bundeskanzler Werner Faymann nach einer gerechten Verteilungsquote in Europa und von Innenministerin Johanna Mikl-Leitner, die sage, es müsse an der EU-Außengrenze Erstaufnahmezentren geben. "Aber diese Worte habe ich teilweise auch schon länger gehört", meinte Niessl.

Manche EU-Länder würden sich aber nicht an die Einführung einer europäischen Quote halten. So habe Wien "mehr Asylwerber aufgenommen als Polen" und das deutsche Bundesland Nordrhein-Westfalen mehr als Frankreich. Andere Länder wie die Slowakei hätten "beinahe gar keine" Flüchtlinge aufgenommen.

"Diese Situation in Österreich, in Europa und bei uns im Burgenland ist länger so nicht mehr hinzunehmen", sagte Niessl. Das Fünf-Punkte Programm umfasst zum Teil bereits bekannte Forderungen: Neben Hundert zusätzlichen Polizisten für das Burgenland und einem Assistenzeinsatz des Bundesheeres zur Unterstützung der Polizei brauche es eine verstärkte Schleierfahndung in der Grenzregion und temporäre Grenzkontrollen sowie "Null Toleranz gegen die Schleppermafia".

Flüchtlingsopfer aus aller Welt
© Newsinfografik: Meridee Stein So viele Menschen fielen weltweit der Flucht zum Opfer

Wenn man beispielsweise die entsprechenden Konzepte für temporäre Grenzkontrollen entwickle, "dann wird weder der Lkw-Verkehr zusammenbrechen, noch der Personenverkehr", hielt Niessl etwa dem Argument von langen Wartezeiten an den Grenzen entgegen. Härtere Strafen für Schlepper seien "überfällig".

Wenn man diese fünf Maßnahmen umsetze, sei er "überzeugt davon, dass die Wahrscheinlichkeit, dass es zu ähnlichen Fällen kommt, eine deutlich geringere" sei, als wenn man weiter zusehe. Der Landeshauptmann dankte auch den Einsatzkräften, die unter schwierigsten Bedingungen gearbeitet hätten: "Hier werden psychische und physische Grenzen nicht nur erreicht, sondern auch überschritten."

16:47 | Obduktion läuft

Der Wiener Gerichtsmedizin hat mit der Obduktion der 71 Leichen begonnen. Wo diese vorgenommen werden, wie viele Gerichtsmediziner daran beteiligt sind und wie die organisatorischen Abläufe im Groben aussehen, ist noch unklar. Die Kommunikationsstelle der Meduni Wien, der das Dependance für Gerichtsmedizin untersteht, bestätigte lediglich, dass mit den Leichenöffnungen begonnen wurde.

16:33 | Überstellung der Männer nach Österreich?

Die Staatsanwaltschaft Eisenstadt geht davon aus, dass die festgenommenen Männer - drei Bulgaren, davon einer libanesischer Abstammung, und ein Afghane mit ungarischer Identitätskarte - nach Österreich überstellt werden. Der auf Betreiben der Eisenstädter Anklagebehörde erlassene Europäische Haftbefehl würde an sich die Überstellung der Verdächtigen indizieren, meinte Behördensprecherin Verena Strnad. Die Auslieferung wäre "grundsätzlich Sinn des Europäischen Haftbefehls". Die ungarischen Behörden müssten prüfen, ob dem auch entsprochen wird.

16:30 | Vierte Festnahme

In Ungarn ist ein vierter Verdächtiger festgenommen worden. Das berichtete die ungarische Nachrichtenagentur MTI am Freitag unter Berufung auf die Budapester Landespolizeidirektion. Bei dem mutmaßlichen Schlepper soll es sich um einen weiteren Bulgaren handeln. Die ungarische Generalstaatsanwaltschaft behandle den Fall "vorrangig", hieß es.

15:10 | 20 Personen in Ungarn verhört

Im Zusammenhang mit dem Flüchtlingsdrama auf der A4 haben in Ungarn Hausdurchsuchungen stattgefunden, um die Hintergründe der Tragödie klären zu können, für die ein bulgarisch-ungarischer Schlepperring verantwortlich sein dürfte. 20 Personen wurden dazu von der ungarischen Polizei verhört, berichtete die Sprecherin der Budapester Landespolizeidirektion, Viktoria Kovacs-Csiszer.

Bei den drei Verdächtigen, die auf Ersuchen der Staatsanwaltschaft Eisenstadt mit Europäischem Haftbefehl in Ungarn festgenommen wurden, handelt es sich um einen bulgarisch-libanesischen Geschäftsmann, den angeblichen Besitzer des auf der A4 in einer Pannenbucht bei Parndorf abgestellten Lkw, sowie die zwei mutmaßlichen Fahrer des Schlepper-Fahrzeugs. Der eine ist ein bulgarischer Staatsbürger, der andere ein gebürtiger Afghane, der eine ungarische Identitätskarte bei sich hatte. Ob die drei in U-Haft genommen werden, muss die ungarische Justiz binnen drei Tagen entscheiden.

15:03 | Nationalität der Schlepper

Bei den Festgenommenen handelt es sich um zwei bulgarische Staatsbürger und einen Mann, der eine ungarische Identitätskarte bei sich hatte. Laut jüngsten ungarischen Medienberichten soll es sich bei ihm um einen gebürtigen Afghanen handeln.

14:48 | Luftzufuhr teilweise unterbrochen

Wie der burgenländische Landespolizeidirektor Hans Peter Doskozil erklärte, soll es zumindest im seitlichen Bereich des Kühltransporters keine Luftzufuhr gegeben haben. Der technische Sachverständige muss klären, ob bzw. wie lange eine solche möglicherweise über das Kühlsystem bzw. über das Dach gegeben war.

14:33 | Für Staatsanwalt kommt Mord in Betracht

"Schlepperei, versuchte Gemeingefährdung mit Todesfolge bis zu Mord" - diese Tatbestände kommen nach der Festnahme von drei Verdächtigen im Zusammenhang mit dem Flüchtlingsdrama im Burgenland in Betracht, sagte der Leiter der Staatsanwaltschaft Eisenstadt, Johann Fuchs. Es gebe "keinen Zweifel", dass die Eisenstädter Anklagebehörde für diesen Fall zuständig ist, sagte Fuchs.

"Wir nehmen diese Aufgabe ernst und lassen nichts unversucht, um diesen dramatischen Vorfall professionell und qualitätsvoll aufzuarbeiten", garantierte Fuchs. Es sei bereits ein KFZ-Techniker zum Sachverständigen bestellt worden, der den 7,5 Tonnen schweren Lkw begutachten soll.

14:26 | Merkel über möglichen EU-Sondergipfel

Der Zeitpunkt für einen EU-Sondergipfel zur Flüchtlingsfrage ist nach Ansicht von Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel noch nicht gekommen. Weder die Innenminister noch die Kommission hätten ihre Vorarbeiten abgeschlossen. Allerdings schließe sie einen Gipfel in den kommenden Wochen nicht aus. "Die Staats- und die Regierungschefs stehen bereit, sich, wenn dies notwendig ist, zu einem Sondergipfel zu treffen", sagte Merkel. "Aber ein Gipfel der Staats- und Regierungschefs muss auch gewisse Entscheidungen treffen können."

14:22 | Landeshauptleute für europäische Lösung

Die Landeshauptleute von Oberösterreich, Josef Pühringer (ÖVP), und Südtirol, Arno Kompatscher (SVP), zeigten sich angesichts des Flüchtlingsdramas auf der A4 "fassungslos". Pühringer sprach von einer "Katastrophe der Menschlichkeit". Kompatscher stellte fest, das Drama mache "betroffen und fassungslos".

Beide forderten verbindliche Quoten für die Aufnahme von Asylanten, "nicht weil wir unsere humanitäre Pflicht nicht tun wollen, sondern weil andere auch ihre Pflicht tun sollen", stellte Pühringer fest. Es sollten auf europäische Ebene eine solidarische Lösung zur Verteilung der Last geben und die Flucht-Ursachen bekämpft werden. Pühringer schlug vor Ort Sammelzentren zur Abwicklung der Asylverfahren vor, damit sich nicht Menschen auf den Weg machen, die keine Chance auf Anerkennung haben.

Der steirische Landeshauptmann Schützenhöfer zeigte sich angesichts der Flüchtlingstragödie auf der A4 im Burgenland "zutiefst betroffen und bestürzt. Es ist ein unsagbares Leid, das auf die Angehörigen der Opfer hereinbricht". Es könne nicht so weiter gehen wie bisher, man brauche endlich eine Lösung auf europäischer Ebene, so der Landeshauptmann. Er bekräftige "einmal mehr meine Forderung, dass wir eine solidarische europäische Flüchtlingsquote und Schutzzonen in unmittelbarer Nähe der Krisenherde brauchen".

13:09 | Team Stronach kritisiert Regierung

Team Stronach-Generalsekretär Christoph Hagen warf der Regierung hingegen vor, den Kopf in den Sand gesteckt zu haben statt präventiv gegen Menschenhandel vorzugehen. Die evangelischen Superintendenten verlangten in einer gemeinsamen Erklärung Solidarität mit den Menschen, die aus bitterster Not nach Österreich flöhen. "Jetzt alleine nach mehr Grenzkontrollen zu rufen, ist nicht nur der populistische Ruf nach einem praktisch unwirksamen Instrument, sondern auch blanker Zynismus", hieß es in der Stellungnahme.

Laut Innenministerin Johanna Mikl-Leitner gehe darum, Flüchtlingen aus Kriegs- und Krisengebieten einen "legalen Weg nach Europa" zu ermöglichen. Hier sei eine gemeinsame und vor allem rasche Vorgangsweise der EU gefragt. Sie halte nichts von verstärkten innerstaatlichen Grenzkontrollen, bekräftigte Mikl-Leitner: "Viel wichtiger ist es, die EU-Außengrenzen zu sichern und sichere Anlaufstellen zu schaffen." Darüber hinaus gelte es, potenziellen Flüchtlingen "Perspektiven zu schaffen, damit sie in ihrer Heimat bleiben können". Gegen die Schlepper will die Innenministerin "mit aller Härte und null Toleranz ankämpfen".

12:40 | Legale Fluchtmöglichkeiten schaffen

Bundessprecherin der Grünen, Eva Glawischnig, hat sich angesichts des Flüchtlingsdramas auf der Ostautobahn (A4) im Burgenland "zutiefst erschüttert" gezeigt. Die europäische Politik müsse sich nun "endlich entscheiden, ob sie solche Tragödien weiterhin in Kauf nehmen will oder ob sie endlich legale Möglichkeiten für Kriegsflüchtlinge schafft", so Glawischnig am Freitag in einer Aussendung. Sie übte zudem heftige Kritik an der "Inhumanität" der ungarischen Regierung. Diese hatte am gestrigen Donnerstag bekanntgegeben, noch härter gegen Flüchtlinge vorgehen zu wollen. Der Umgang mit den Schutzsuchenden könne nur mehr als "unwürdig" bezeichnet werden, betonte die Chefin der Grünen.

Auch Alev Korun, Menschenrechtssprecherin der Grünen, forderte legale Fluchtwege sowie die Öffnung von Schutzkorridoren. Mit einem "durchdachten Konzept, das legale Einreise und sichere Schutzkorridore ermöglicht und faire Verteilung sicherstellt" könne die Krise gut bewältigt werden, meinte Korun.

Burgenlands Landeshauptmann Hans Niessl (SPÖ) hat unterdessen für 15.00 Uhr zu einer Pressekonferenz zur Flüchtlingstragödie eingeladen.

12:30 | Erklärung von Faymann und Mitterlehner

"Es darf nicht sein, dass Menschen, die vor Krieg und Terror flüchten, um ihr Leben zu retten, dieses in den Händen von Kriminellen verlieren", zeigen sich Bundeskanzler Werner Faymann und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner in einer Aussendung zutiefst betroffen über die Tragödie. Die Bundesregierung habe in den vergangenen Tagen eine Reihe von Maßnahmen auf nationaler und europäischer Ebene initiiert, um für einen menschenwürdigen, anständigen Umgang mit der Situation geflohener und vertriebener Menschen umzugehen. Gleichzeitig unterstreiche die Bundesregierung, dass Schlepperei als Verbrechen gegen die Menschenwürde zu sehen ist und Justizminister Wolfgang Brandstetter bereits die nötigen Schritte setze, um dieses Verbrechen härter zu bestrafen.

"Wir haben die Pflicht, Menschen zu helfen, die in ihrem eigenen Land von Krieg und Terror bedroht sind. Asyl ist ein Menschenrecht, das unteilbar ist", so Bundeskanzler und Vizekanzler. Die Bundesregierung setze damit ein klares Signal gegen "Hetzer, die von Flüchtenden reden, als wären sie nichts wert. Jedes Menschenleben ist es wert, gerettet zu werden".

11:30 - 12:08 | Die Pressekonferenz im Überblick

"Es spricht eine gewisse Wahrscheinlichkeit dafür, dass diese Menschen im Lkw erstickt sind", sagt Hans Peter Doskozil, Burgenlands Landespolizeidirektor, zur Tragödie. Die Staatsanwaltschaft wartet noch die Obduktionsergebnisse ab. In Ungarn seien mitunter bis zu sieben Personen verhaftet worden, in Haft seien dort derzeit drei mutmaßliche Schlepper (zwei sind offenbar ungarische Staatsangehörige, der Fahrer ist bulgarisch-libanesischer Herkunft), auf die sich die Ermittlungen momentan konzentrieren. Die anderen Verdächtigen seien mitunter wieder freigelassen worden. Die Route des Fahrzeug sei nachvollziehbar gewesen: Am Mittwochfrüh sei der Lkw in Ungarn, südlich von Budapest, gestartet. Das Fahrzeug sei mit großer Sicherheit bereits 24 Stunden dort gestanden, als es entdeckt worden ist, so Doskozil.

Die Grenzkontrollen an der ungarischen Grenze werden nicht verschäft, aber Grenzkontrollen im Bezirk Neusiedl am See werden sehr wohl ab sofort verstärkt, heißt es. Die Ermittler vermuten, dass hinter der Tat ein bulgarisch-ungarischer Schlepperring steht.

Wenn sich keine Angehörigen melden, dann werden die Opfer im Burgenland bestattet, so der Landespolizeidirektor. Im Lkw sei ein syrisches Reisedokument gefunden worden, so Doskozil. Wie viele der Opfer tatsächlich aus Syrien stammen, sei noch nicht klar.

Angesprochen auf eine mögliche Verstärkung der Grenzkontrollen sagt Mikl-Leitner: "Österreich hat nicht vor strikte Grenzkontrollen zu machen, was wir machen, sind Grenzraumkontrollen." Sie sei aber für eine Verstärkung der EU-Außengrenzen und dafür, UNHCR-Anlaufstellen zu schaffen, um schon vor Ort Kriegsflüchtlinge von Wirtschaftsflüchtlingen zu unterscheiden, um den Schutz der Flüchtlinge zu gewährleisten.

"Was wird getan, um die Flüchtlinge so schnell wie möglich zu identifizieren?", lautet eine Frage. Mögliche Angehörige, die selbst auf der Flucht seien, würden die Hotline wohl nicht anrufen. Doskozil versichert, dass man sich bemühe, die Opfer durch Ermittlungserkenntnisse und Abgleiche so schnell wie möglich zu identifizieren.

Der Preis, den Flüchtlinge aus Regionen wie Syrien und dem Iran den Schleppern für die Route nach Europa zahlen, liegt schätzungsweise zwischen 3.000 und 5.000 Euro, wie Burgenlands Landespolizeidirektor mitteilt.

"Wir sind sehr traurig über diese Tragödie und darüber, dass 71 Menschen ums Leben gekommen sind", sagt Mikl-leitner abschließend und betont noch einmal, wie wichtig legale Routen nach Europa sind, um den Schutz der Flüchtlinge zu gewährleisten.

11:15 | Vier Kinder unter Opfern

Die Innenministerin ist mit ein paar Minuten Verspätung eingetroffen, ebenso die anderen Teilnehmer der Pressekonferenz. Die Polizei geht davon aus, dass ein Täter, ein bulgarischer Staatsangehöriger mit libanesischen Wurzeln, der derzeitige Fahrzeughalter ist. Insgesamt sind drei Personen in Haft. Unter den Opfern befinden sich auch vier Kinder, ein ein- bis zweijähriges Mädchen und drei Buben im Alter zwischen acht und zehn Jahren.

Die Polizei gibt eine Hotline bekannt, um vermisste Angehörige wiederzufinden. Es handelt sich um eine Telefonnummer der Landespolizeidirektion Burgenland: 059/133 10 3333

Der Leiter der Staatsanwaltschaft Eisenstadt, Johann Fuchs, war gestern vor Ort und hat die Bergung der Toten mitverfolgt, wie er mitteilt. In Zusammenarbeit mit den ungarischen Behörden seien vier Haftbefehle erlassen worden. Es habe auch schon Festnahmen gegeben, so Fuchs. Ob die Personen nach Österreich überstellt werden, hänge von den ungarischen Behörden und deren Interesse am Fall ab.

Am Wort ist nun die Innenministerin: "Gestern war für uns alle ein Tag der Trauer", sagt sie. Bei den Schleppern handle es sich um Kriminelle und nicht um einfache Fluchthelfer, wie dieser Fall zeige, so Mikl-Leitner. Sie spricht den Angehörigen der Opfer ihr Mitgefühl aus. Der Tag solle ein Aufruf und Weckruf sein, um rasch zu europäischen Lösung zu kommen. Drei Dinge seien wichtig: legale Zugänge nach Europa, Perspektiven für Menschen in betroffenen Regionen zu schaffen und mit Null-Toleranz gegen die Schlepperei anzukämpfen. Anschließend lobt die Ministerin die Arbeit der Polizei und die Zusammenarbeit mit den ungarischen Kollegen.

11:00 | Pressekonferenz gestartet

Die Pressekonferenz der Landespolizeidirektion Burgenland hat begonnen. Noch haben sich die Pressesprecher nicht geäußert. In Kürze sollte es aber losgehen.

10:45 | Stand der Ermittlungen

In wenigen Minuten beginnt die Pressekonferenz zum Flüchtlingsdrama. Die Polizei will um 11.00 Uhr weitere Informationen zum Stand der Ermittlungen bekannt geben.

09:30 | Schlepper: Mehrere Festnahmen

Nach dem Flüchtlingsdrama sind mehrere mutmaßliche Schlepper festgenommen worden, wie die APA erfuhr. Zuvor hatte die "Kronen Zeitung" online darüber berichtet, dass drei Schlepper gefasst worden seien. Vom Innenministerium gab es zunächst keine Bestätigung.

Der Fahrer des Lkw, in dem am Donnerstag auf der A4 mehr als 70 Leichen entdeckt wurden, war nach Informationen des rumänischen Außenministeriums kein rumänischer Staatsbürger. Laut slowakischen Quellen soll das Fahrzeug einer ungarischen Firma gehören. Deren Eigentümer, ein Mann namens Janos K., sei auf einem Einzelgehöft nahe der mittel-ost-ungarischen Stadt Kecskemet gemeldet, hieß es.

Der Lkw soll zunächst an eine slowakische Firma verkauft worden sein, die das Fahrzeug ihrerseits an eine ungarische GmbH weiterverkaufte. Der Sitz dieses Unternehmens sei im 14. Budapester Stadtbezirk, berichteten Medien. Als Geschäftsführer sei seit Mai 2015 ein Ukrainer eingetragen, der in Ungarn nur eine Briefkasten-Adresse haben soll.

08:50 | Rund 20 Ermittler im Einsatz

In Nickelsdorf (Bezirk Neusiedl am See), wohin der Lkw mit den Opfern des Flüchtlingsdramas gebracht worden war, standen in der Nacht "sicher bis zu 20" Ermittler der Kriminalpolizei im Einsatz, sagte Polizei-Sprecher Helmut Marban zur APA. Ob sich auch Kinder unter den Flüchtlingen befinden, wollte man vorerst nicht bestätigen. Es gebe auch Besprechungen mit der Gerichtsmedizin in Wien, wie der Transport der Toten durchgeführt werden könne.

Zusätzlich zu den Ermittlungen nach der Flüchtlingskatastrophe ist die Polizei im Burgenland weiterhin mit der aktuellen Lage beschäftigt. Landespolizeikommandant Hans Peter Doskozil hatte bereits Donnerstag erklärt, dass man für die kommenden Tage und die nächste Woche eine weitere Zunahme bei der Ankunft von Flüchtlingen erwarte.

Am Freitagvormittag soll dazu eine Besprechung in der Landespolizeidirektion Burgenland stattfinden, so Marban. Dabei soll auch festgelegt werden, welche Verstärkungen erforderlich seien, um für die Herausforderungen der nächsten Tage gewappnet zu sein. Die Polizei im Burgenland soll durch Kollegen aus Kärnten und der Steiermark unterstützt werden.

08:10 | Über 70 Tote geborgen

Das Flüchtlingsdrama auf der A4 hat noch mehr Opfer gefordert, als ursprünglich befürchtet: In der Nacht auf Freitag wurden mehr als 70 Tote aus dem auf der Ostautobahn im Burgenland abgestellt gewesenen Lkw geborgen. Das sagte Innenministeriumssprecher Alexander Marakovits.

07:45 | Ermittler zeigen sich zuversichtlich

Gerald Tatzgern, der Leiter der Zentralstelle zur Bekämpfung der Schlepperkriminalität im Bundeskriminalamt (BK), hat sich gegenüber dem ORF zuversichtlich gezeigt, dass die Täter ausgeforscht werden können, die für den Tod der Flüchtlinge verantwortlich sind. Tatzgern sprach von einer "großen Chance, der Täter habhaft zu werden." Heute wollen die Ermittler erste Details zu den Opfern bekanntgeben. Die Bergung der Opfer hat die ganze Nacht gedauert. "Die Kollegen waren die ganze Nacht im Einsatz und haben Leichen geborgen", so Polizeisprecher Helmut Marban am Freitag zur APA.

Die Toten sollen in die Gerichtsmedizin nach Wien überstellt werden, sobald jene Ermittlungstätigkeiten abgeschlossen seien, die an Ort und Stelle durchgeführt werden müssten, so Marban.

07:15 | Bischof Bünker für legale Zugänge nach Europa

Tief erschüttert von der Flüchtlingstragödie auf der A4 zeigte sich der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker. In einer Aussendung teilte er mit: "Mitten unter uns hat der grausame Tod diese Menschen getroffen. Tausende sind vielleicht schon seit Tagen ahnungslos an dem LKW vorbeigefahren." Jetzt sei es dringend an der Zeit, sich der Realität zu stellen, "weil sich nicht nur in fernen Ländern, vor Lampedusa oder Kos, sondern mitten unter uns zeigt: Das Fehlen eines gemeinsamen Vorgehens Europas hat tödliche Auswirkungen auf schutzsuchende Menschen."

Der Bischof forderte legale Zugänge zum Asylwesen und legale Zugänge nach Europa. Das sei der einzige Weg, dem Schlepperwesen den Boden wegzuziehen. Allein durch die weitere Abschottung der "Festung Europa" und die Verschärfung der Verfolgung von Schlepperei werde kein Mensch, der in Europa Schutz vor Krieg sucht, abgehalten, so Bünker.

07:00 | Mikl-Leitner denkt nicht an Rücktritt

Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) denkt nicht an Rücktritt. Es mache sie "betroffen, dass man angesichts dieser Tragödie wieder einmal versucht, die Schuld bei der Innenministerin zu suchen", sagte sie in der "ZiB2" zur Rücktrittsaufforderung durch "Asyl in Not". Schuld für das Flüchtlingsdrama auf der Ostautobahn hätten die Terroristen, vor denen die Menschen flüchten, und Schlepper.

Auch angesichts der Rückzugsaufforderungen aus der Wiener SPÖ hat die Ministerin "keine einzige Sekunde daran gedacht, diese Verantwortung abzugeben. Ich bin an schönen, aber auch an schlimmen Tagen wie heute gerne Innenministerin", sagte sie am Donnerstag. Auf die Frage, ob sie alles richtig gemacht habe, verwies Mikl-Leitner darauf, dass ihr Team im Ministerium, die Verwaltung und die Exekutive seit Monaten angesichts der Flüchtlingsströme "schier Unmenschliches leisten".

20:45 | Steinmeier will Druck auf EU-Länder erhöhen

Nach der Flüchtlingstragödie in Österreich will der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) den Druck auf andere EU-Länder zur Aufnahme von Asylbewerbern erhöhen. "Es wird auf Dauer nicht gehen, dass Deutschland 47 Prozent der ankommenden Flüchtlinge im eigenen Land beheimatet", sagte Steinmeier am Donnerstagabend dem ZDF-"heute-journal".

In der EU müsse es eine gerechte Verteilung der Flüchtlinge geben: "Wir brauchen feste Quoten." Der Druck auf EU-Länder, "die sich wegducken", müsse erhöht werden.

Steinmeier zeigte sich auch erschüttert über die Tragödie in Österreich, wo nach seinen Angaben "vermutlich 30 Flüchtlinge" - erstickt in einem Lkw - entdeckt worden seien. Das Drama habe die Atmosphäre bei der Westbalkan-Konferenz in Wien am Donnerstag wesentlich bestimmt. Steinmeier hob hervor: "Wir brauchen eine anständige Unterbringung dieser Flüchtlinge, egal wo sie ankommen." Griechenland, Mazedonien und Serbien müsse bei der Registrierung geholfen werden. Deutschland habe dafür bereits Geld zur Verfügung gestellt.

20:15 | EU-Kommission "schockiert"

EU-Kommissionsvizepräsident Frans Timmermans und der für Migration zuständige EU-Kommissar Dimitris Avramopoulos haben sich am Donnerstagabend "schockiert" über das Flüchtlingsdrama in Österreich sowie den Tod von 50 Bootsflüchtlingen im Mittelmeer vom Mittwoch gezeigt. Es handle sich um "kriminelle Akte" von "Schleppern ohne jeden Skrupel". Avramopoulos will am 7. September nach Wien kommen.

Bundeskanzler Werner Faymann habe recht, wenn er sage, so könne es nicht weiter gehen. Es handle sich nicht um eine österreichische Krise, auch nicht um eine italienische, französische, deutsche, griechische oder ungarische Krise. Es sei eine europäische Krise die eine gemeinsame europäische Antwort verlange, so die beiden Kommissionsmitglieder in ihrer Stellungnahme.

Nun sei "der Moment für gemeinsame Aktionen und Solidarität mit allen EU-Mitgliedsländern und unseren Partnerstaaten in der Region gekommen". Die beiden Kommissionsmitglieder appellierten an alle 28 EU-Mitgliedstaaten, auch an jene, "die bisher gezögert haben", alle Kommissionsvorschläge zur Bewältigung der Flüchtlingskrise rasch umzusetzen. Vor seinem Besuch in Wien am 7. September, um über die Flüchtlingskrise zu beraten, will Avramopoulos am kommenden Montag auch nach Calais in Frankreich reisen, wo tausende Flüchtlinge versuchen, durch den Eurotunnel nach Großbritannien zu gelangen.

19:15 | Tote zur Obduktion nach Wien transportiert

Am Donnerstagabend ist in Nickelsdorf damit begonnen worden, die in einem 7,5 Tonnen schweren Lkw ums Leben gekommenen Flüchtlinge aus dem Kühltransporter zu bergen. Wie Johann Fuchs, der Leiter der Staatsanwaltschaft Eisenstadt, auf APA-Anfrage erklärte, sollen die Toten gleich im Anschluss nach Wien überstellt werden.

"Der Transport ist bereits in die Wege geleitet", berichtete Fuchs, der persönlich bei den Bergungsarbeiten in einer ehemaligen Veterinärdienst-Grenzstelle anwesend war. Das Wiener gerichtsmedizinische Institut habe den staatsanwaltschaftlichen Obduktionsauftrag übernommen. Wie viele Experten dazu herangezogen werden, "ist sicher auch eine Kapazitätsfrage. Es handelt sich zweifellos um eine einzigartige Aufgabenstellung", räumte Fuchs ein.

Der Leiter der Dependance für Gerichtsmedizin, Daniele Risser, war gegenüber der APA zu keiner Stellungnahme bereit. Er verwies auf die Polizei, ehe er das Gespräch beendete.

19:00 | Rücktritts-Forderung bei Kundgebung

Die Kundgebung zum Gedenken an die Opfer vor dem Innenministerium ist nach einer Stunde zu Ende gegangen. An die 500 Leute sind laut Veranstaltern zum Minoritenplatz gekommen, um den Rücktritt von Innenministerin Mikl-Leitner zu fordern. Es war laut Aussagen von Anwesenden eine friedliche Zusammenkunft.

18:45 | Flüchtlinge seit 1,5 bis zwei Tagen tot

Unter Berücksichtigung der Auffindungsumstände und der aktuellen Wetterlage geht die Polizei davon aus, dass die auf der A4 entdeckten toten Flüchtlinge bereits vor eineinhalb bis zwei Tagen ums Leben gekommen sein dürften. Es spreche auch vieles dafür, das sie schon tot waren, als der Lkw die Grenze passierte, sagte der burgenländische Landespolizeidirektor Hans Peter Doskozil am Donnerstagabend.

Der 7,5 Tonnen schwere Lkw - ein Kühltransporter, laut Doskozil "kein schleppertypischer Lkw" - hatte sich nach polizeilichen Erkenntnissen am Mittwoch um 9.00 Uhr noch in Ungarn unmittelbar vor der ungarisch-österreichischen Grenze befunden. Während der folgenden Nacht erfolgte der Grenzübertritt. Am frühen Donnerstagmorgen - gegen 5.00 oder 6.00 Uhr - wurde der Lkw von Zeugen in einer Pannenbucht auf der A4 zwischen Neusiedl und Parndorf wahrgenommen, berichtete Doskozil.

Die Fahrerkabine des Lkw war nicht abgesperrt. Die fünf Meter lange Ladebordwand hätte sich von den einschreitenden, von der Asfinag alarmierten Polizeibeamten von außen öffnen lassen, gab Doskozil bekannt. Den Beamten hätte sich ein Bild geboten, bei dem unverzüglich klar wurde, "dass es zu 1000 Prozent keine Überlebenden im Fahrzeug gibt".

18:15 | LKW wird gerade untersucht

Derzeit wird der LKW in Nickelsdort genauer duchsucht. Die Polizei vermutet, dass die Flüchtlinge bereits tot waren, bevor sie die österreichische Grenze passiert haben. Insgesamt sollen 20 bis 50 Menschen darin gestorben sein. Morgen weiß man dann mehr.

18:05 | Weitere Details morgen

Morgen um 11 Uhr werden während einer Presserkonferenz nähere Details bekanntgegeben. Unter anderem die Zahl der Toten, die sich im LKW befunden haben. Dieser wurde noch nicht geöffnet. Es soll die ganze Nacht weitergearbeitet werden.

18:00 | Renzi drückte Faymann seine Solidarität aus

Nach der Flüchtlingstragödie in Österreich hat der italienische Regierungschef Matteo Renzi Bundeskanzler Werner Faymann seine "Solidarität, Freundschaft und Nähe" ausgedrückt. Renzi sprach in einer Presseaussendung von einem "absurdem Tod" der Flüchtlinge, der "unser aller Gewissen erschüttert".

"Dieses Drama bezeugt einmal mehr, wie dringend und zentral das Thema Einwanderung in einem Europa geworden ist, in dem wieder Mauern errichtet werden", sagte Renzi. Der italienische Außenminister Paolo Gentiloni, der am Donnerstagin Wien an der Westbalkan-Konferenz teilnahm, drückte Bundespräsident Heinz Fischer wegen des Flüchtlingsdramas auf der A4 sein Beileid aus.

17:20 | Schlepperkriminalität in Österreich

Die Wichtigste Flüchtlingsrouten nach Europa:

17:00 | Rumäne soll Nummernschild beantragt haben

Das Nummernschild des Lkw, in dem am Donnerstag auf der Ostautobahn 20 bis 50 Leichen von Flüchtlingen entdeckt wurden, war von einem Rumänen in der mittel-ost-ungarischen Stadt Kecskemet beantragt worden. Das sagte Janos Lazar, Stabschef von Premier Viktor Orban, bei einer Pressekonferenz in Budapest.

Lazar zufolge soll das Fahrzeug dem Mann auch gehören. Der Kanzleiminister wies auf die Zusammenarbeit zwischen österreichischer und ungarischer Polizei hin.

16:40 | Mitterlehner: "Verabscheuenswürdig"

Zahlreiche Organisationen und Politiker haben sich am Donnerstag tief betroffen vom Flüchtlingsdrama auf der A4 gezeigt. "Was hier geschehen ist, ist verabscheuenswürdig", stellte Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) in einer Aussendung fest. Er hält ein verschärftes Vorgehen gegen die Schleppermafia für "das Gebot der Stunde" - und zwar in Österreich und der EU.

Asylverfahren sollten an den Außengrenzen abgewickelt und die Flüchtlinge nach EU-Quoten fair verteilt werden, bekräftigte Mitterlehner. "Wann, wenn nicht jetzt geht es darum, dass alle - in Österreich und in Europa - an einem gemeinsamen Strang ziehen, um den enormen Herausforderungen der Flüchtlingsbewegung begegnen zu können", plädierte Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) in einer Aussendung dafür, "gemeinsam alle Anstrengungen zu unternehmen, um derartige Tragödien in Zukunft zu vermeiden". "

16:35 | Faymann betroffen

"Die heutige Flüchtlingstragödie auf der Ost-Autobahn zeigt uns, wie notwendig es ist, Menschenleben zu retten und die Schlepperei zu bekämpfen. Es ist unsere Verantwortung, jenen, die vor Krieg und Gewalt flüchten, Asyl zu geben", sagte Bundeskanzler Werner Faymann. "Auch im Zweiten Weltkrieg waren viele auf der Flucht, um ihr Leben zu retten und auf Asyl und Hilfe im Ausland angewiesen. Heute haben Menschen, die versucht hatten, ihr Leben durch Flucht zu retten, dieses Leben in den Händen von Schleppern verloren", zeigte sich der Bundeskanzler in einer Aussendung betroffen.

16:30 | Keine Spur zum Lenker

Auf den Lenker des Lkw gab es am Donnerstagnachmittag noch keinen Hinweis. Seit wann das Fahrzeug in der Pannenbucht stand, war ebenfalls unklar, betonte Polizeisprecher Helmut Marban an Ort und Stelle. "Vielleicht finden sich Zeugen, die den Lastwagen bereits früher gesehen haben", sagte er. Bisherige Anhaltspunkte seien das ungarische Kennzeichen und die Werbeaufschrift einer slowakischen Firma.

Den Polizisten habe sich bei der Öffnung des Lkw gegen 11.00 Uhr ein "grauenvolles Bild" geboten, sagte Marban. Vorerst wurde lediglich festgestellt, dass es keine Überlebenden gab. Erst nach einer genaueren Untersuchung des Fahrzeuginneren wird Gewissheit über die Anzahl der Opfer und deren Geschlecht bestehen, sowie ob auch Kinder darunter waren. Es sei leider mittlerweile eine "gängige Transportmethode im Schlepperwesen, möglichst viele Menschen auf kleinem Raum zu transportieren", hielt Marban fest.

16:25 | "Cafe Puls" sagt Geburtstagsfeier ab

Angesichts der Flüchtlingstragödie auf der A4 sagt Café Puls die morgige Jubiläums-Feier zu „10 Jahre Café Puls“ ab und bringt stattdessen eine Sondersendung ab 6 Uhr.

Geplant war ein Geburtstagsfest mit Live-Musik und Publikum im Studio. "Angesichts der Tragödie mit 50 Toten, die heute in einem Lastwagen auf der A4 gefunden wurden, möchten wir ein Zeichen setzen und sagen die Geburtstagsfeier ab", so Corinna Milborn und Philipp Tirmann, Infochefs.

"Wir bringen statt der Feier eine Sondersendung mit Experten und Betroffenen zum Thema Flucht und Schlepperei. Diese Tragödie macht uns tief betroffen und es ist uns ein wichtiges Anliegen, auf die teils unmenschlichen Bedingungen für Flüchtlinge aufmerksam zu machen", sagt Michael Ausserer, Leiter von "Café Puls".

Während der Sendung werden Spenden für den Verein Hemayat gesammelt, der psychologische Hilfe für traumatisierte Flüchtlinge bietet. "So können unsere Seher ihrer Betroffenheit Ausdruck verleihen und jene unterstützen, die Tragödien wie auf der A4 überlebt haben und nun mit den psychischen Folgen leben müssen", sagt Corinna Milborn.

Die Geburtstagssendung wird nachgeholt.

16:15 | Lkw soll in Halle geöffnet werden

Der Lkw ist am Donnerstagnachmittag in eine unweit vom Tatort gelegene Halle gebracht worden, die von der Asfinag zur Verfügung gestellt wurde. Wie der Leiter der Staatsanwaltschaft Eisenstadt, Johann Fuchs, auf APA-Anfrage mitteilte, soll der Lkw dort geöffnet werden.

Die Tatortgruppe der Polizei wird dann weitere Untersuchungen vornehmen, ein an Ort und Stelle befindlicher Gerichtsmediziner wird mit der Befundaufnahme beginnen. "Es hat 31 Grad, insofern eilt die Zeit", sagte Fuchs.

15:55 | Bundespräsident: "Macht sehr betroffen"

"Es ist schrecklich, dass so etwas möglich ist, solche Brutalität, solche Inhumanität, dass diese Menschen offenbar erstickt sind", sagte Bundespräsident Heinz Fischer in einem Pressestatement zum Flüchtlingsdrama im Burgenland. "Es macht natürlich sehr betroffen."

Er habe auch nicht gezögert, bei der Westbalkan-Konferenz zu einer Trauerminute aufzurufen, wo "dieses schockierenden Ereignisses gedacht wurde", sagte Fischer. Man müsse "mit allem Nachdruck auf die Eindämmung und Stilllegung dieses mörderischen Bürgerkriegs in Syrien drängen, der Hunderttausende Flüchtlinge produziert und auch die Instabilität im benachbarten Irak zu beenden", sagte der Bundespräsident.

"Das Flüchtlingsproblem an der Wurzel zu bekämpfen ist das Wichtigste", auch das Schlepperunwesen müsse schärfer ins Auge gefasst und bestraft werden, forderte Fischer als zweite Maßnahme. "Aber am wichtigsten ist die Ursache für solche Flüchtlingsbewegungen so weit wie möglich einzudämmen", sagte der Bundespräsident. Mit allen Mitteln müsse sichergestellt werden, "dass es aufhört, dass gebombt wird, mit Panzern auf Dörfer geschossen wird, dass Menschen umgebracht und Frauen vergewaltigt werden. Das ist eine Aufgabe der internationalen Gemeinschaft", meinte Fischer.

15:50 | Lkw abgeschleppt

Der Lkw, in dem am Donnerstag 20 bis zu 50 tote Flüchtlinge entdeckt worden sind, wurde am Nachmittag von seinem Stellplatz weggebracht. Ein Abschleppwagen hob die Vorderachse des Schwerfahrzeugs an und fuhr, begleitet von einer Polizeieskorte, mit dem Transporter ab. Über das Ziel wurden zunächst keine Angaben gemacht.

15:40 | "Intensive Erstermittlungsphase" läuft

Nach dem Flüchtlingsdrama auf der A4 im Burgenland hat die Staatsanwaltschaft Eisenstadt mit ihren Erhebungen begonnen, um das Schicksal der ums Leben gekommenen Flüchtlinge aufzuklären. "Wir befinden uns in der intensiven Erstermittlungsphase", erläuterte Behördenleiter Johann Fuchs.

Fuchs geht davon aus, dass sich in dem in einer Pannenbucht abgestellten Lkw "zumindest 20 Tote" befinden. Fragen zur Nationalität, dem Alter und dem möglichen Todeszeitpunkt konnte der Leiter der Staatsanwaltschaft nicht beantworten: "Eine Obduktion wurde in die Wege geleitet. Die Befundaufnahme durch einen Gerichtsmediziner ist im Laufen." Wie lange es dauern wird, bis feststeht, woran die Flüchtlinge gestorben sind, sei nicht abschätzbar: "Für so eine Sache gibt es keinen Referenzfall."

Die Staatsanwaltschaft hat auch schon Kontakt zu den ungarischen Strafverfolgungsbehörden aufgenommen - der 7,5 Tonnen schwere Lkw weist ein ungarisches Kennzeichen auf. Vom Fahrer, der sich abgesetzt hat, fehlt bisher jede Spur. "Wir werden nichts unversucht lassen, den Fahrer und seine Hintermänner auszuforschen und das Verbrechen aufzuklären", versicherte Fuchs.

15:30 | Gedenkgottesdienst im Stephansdom

Mit einem Gedenkgottesdienst im Wiener Stephansdom soll am Montag um 19.00 Uhr der in einem Schlepper-Fahrzeug zu Tode gekommenen Flüchtlinge gedacht werden. Geleitet wird die Messe von Kardinal Christoph Schönborn, der am Donnerstag alle Kirchen bat, zu diesem Zeitpunkt die Glocken läuten zu lassen. Schönborn sowie der Eisenstädter Bischof Ägidius Zisfkovics zeigten sich erschüttert.

"Mein Mitgefühl ist bei jenen Menschen, die diesen unvorstellbar qualvollen Tod erleiden mussten", sagte Schönborn, der sich derzeit in Rom aufhält, via "Kathpress", und weiter: "Mit einem Schlag macht diese furchtbare Tat die menschliche Not der Flüchtlinge deutlich, die von uns allen eine großherzige Haltung verlangt - und mutige Entscheidungen." Schönborn zeigte sich zudem entsetzt über die "unbeschreibliche Menschenverachtung der Schlepper". Europa müsse endlich geeint vorgehen, "um diesen Kriminellen mit allen zulässigen Mitteln das Handwerk zu legen".

15:25 | SPÖ will Schlepperunwesen bekämpfen

SPÖ-Bundesgeschäftsführer Gerhard Schmid spricht angesichts des Tods von bis zu 50 Menschen in einem Schlepper-Lkw von einer "unfassbaren Tragödie", die sich nicht wiederholen dürfe. Es gelte, "das Schlepperunwesen, bei dem Kriminelle am Leid anderer Menschen verdienen, mit allen Mitteln des Rechtsstaates zu bekämpfen".

Notwendig wären aus SPÖ-Sicht nun auch verpflichtende EU-Verteilungsquoten, eine aktive europäische Außenpolitik, gezielte Entwicklungshilfe und eine enge Zusammenarbeit mit UNHCR und Flüchtlings-NGOs. All das seien Maßnahmen, die langfristig auch dafür sorgen könnten, "dass die Situation in den Herkunftsländern verbessert wird, und weniger Menschen Asyl suchen und das Risiko einer Flucht auf sich nehmen müssen", betonte Schmid.

15:05 | Schaulustige bremsen bei Tatort

Beamte mit Warnwesten und Spurensicherer in weißen Overalls bewegen sich rund um das Fahrzeug. Auf der Gegenrichtung bremsen immer wieder Schaulustige ab.

Nicht wenige der Vorbeifahrenden, viele sind wohl auch zum heute stattfindenden jährlichen Late Night Shoppen mit Showprogramm und Live-Musik im nahen Designer Outlet in Parndorf unterwegs, machen Handyfotos. Zahlreiche davon wurden bereits auf sozialen Netzwerken gepostet.

Sieben zivile Fahrzeuge mit Blaulicht am Dach und zwei Polizeistreifenwagen stehen bei dem Lkw mit ungarischem Kennzeichen und Aufschrift einer slowakischen Fleischfirma. Die erste Fahrspur der A4 ist kurz nach der Abfahrt Neusiedl in Fahrtrichtung Wien bis zum Lkw gesperrt, immer wieder halten Beamte außerdem den ohnehin stockenden Verkehr auf, offenbar um die Tatortarbeit nicht zu gefährden.

Eine Böschung hinter dem geschlossenen Lkw wurde mit Bändern gesperrt. Mit Diensthunden wird das Areal durchkämmt. Zahlreiche Journalisten beobachten das Geschehen von einer etwa 200 Meter vom Tatort entfernten Brücke aus. Immer mehr Kamerateams finden sich im Laufe des Nachmittags dort ein.

14:34 | Firma verkaufte Lkw im vergangen Jahr

In einem Lkw auf der Ostautobahn (A4) im Burgenland sind am Donnerstag die Leichen zahlreicher Flüchtlinge entdeckt worden. Auf dem Kühlwagen mit ungarischen Kennzeichen befindet sich der Schriftzug einer slowakischen Hühnerfleischfirma. Laut Sprecher des Unternehmens wurden 13 ihrer Lkw 2014 verkauft. Offenbar habe ein Käufer einen der Transporter nach Ungarn weiter veräußert, sagte der Firmensprecher. Um welches Fahrzeug es sich im konkreten Fall handle, lasse sich nicht nachvollziehen. Der Käufer sei übrigens nicht verpflichtet, die Firmenaufschrift zu entfernen. Das Unternehmen zeigte sich von dem Fall betroffen.

14:27 | Für Amnesty "vorhersehbar"

"Wer immer hier von Tragödie spricht, ist ein Heuchler. Das ist ein vorhersehbarer und bei all jenen, die krampfhaft an einem nicht mehr funktionierenden Dublin-System festhalten, auch fahrlässig in Kauf genommener, grauenhafter Kollateralschaden", reagierte der Generalsekretär von Amnesty International (ai) Österreich, Heinz Patzelt, auf die Flüchtlingstragödie im Burgenland. "Das wird nicht die einzige Katastrophe bleiben", meinte Patzelt im Gespräch mit der APA. Das Entsetzen setze immer erst dann ein, "wenn diese Dinge vor unseren Augen passieren. Dabei waren die 1.000 Toten im Mittelmeer und die ungezählten Toten auf der Balkan-Route die Ankündigung dazu". Abgesehen davon betonte Patzelt, jene, die Schlepper-Transporte durchführen, seien "Verbrecher, die festgenommen und vor Gericht gestellt werden müssen".

14:14 | FPÖ "entsetzt", NEOS "schockiert"

"Entsetzt" hat FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache auf den Tod von bis zu 50 Flüchtlingen in einem Schlepper-Lkw reagiert. Auch NEOS-Menschenrechtssprecher Nikolaus Scherak zeigte sich "schockiert". ÖVP und Team Stronach nahmen die Tragödie zum Anlass, einen verstärkten Kampf gegen Schlepper zu fordern.

14:13 | Tatortarbeit wird Tage dauern

Allein die Tatortarbeit nach dem Tod einer noch unbekannten Anzahl von Flüchtlingen in einem im Nordburgenland aufgefundenen Schlepper-Lkw werde Tage dauern. Das sagte Gerald Tatzgern, Leiter der Zentralstelle zur Bekämpfung der Schlepperkriminalität und des Menschenhandels im Bundeskriminalamt, auf APA-Anfrage.

Der Laster und dessen Umgebung müssten an Ort und Stelle akribisch kriminaltechnisch untersucht werden, um alle Beweismittel zu sichern und keine Spuren zu zerstören. Erst danach könne er an einen für die weiteren Analysen geeigneten Ort gebracht werden. Einen konkreten Zeitrahmen dafür nannte Tatzgern nicht.

"Die Tatortarbeit wird heute sicher noch nicht abgeschlossen. Das dauert die nächsten Tage an", sagte der Oberst. Bereits angelaufen seien die Abklärungen mit ausländischen Behörden, die Herkunft des Lkw betreffend. Zudem sucht die Polizei Zeugen im Zusammenhang mit dem Abstellen des Lasters in einer Pannenbucht bei Parndorf (Bezirk Neusiedl am See).

Zum Zustand der Leichen wollte Tatzgern keine Angaben machen. Jedenfalls würden die Toten auch dahin gehend untersucht, ob Fremdeinwirkung im Spiel war.

14:05 | Trauerminute bei Westbalkan-Konferenz

Bundespräsident Heinz Fischer, der die an der Konferenz teilnehmenden Regierungschefs und Minister im Rahmen seiner Rede vor dem Mittagessen zu den Trauerminute aufgefordert hatte, sprach von einem "schockierenden Ereignis". Es zeige einmal mehr, die "dringende Notwendigkeit, dass EU-Mitgliedsstaaten solidarisch und in Kooperation mit unseren Partnern am Westbalkan auf diese Krise antworten".

Er sei sich der unterschiedlichen Standpunkte und Interessen in diesem Bereich bewusst, fügte Fischer hinzu. "Aber wir brauchen eine Einigung, basierend auf dem europäischen Geist und Artikel eins der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte folgend: "Alle Menschen sind frei und gleich an Rechten und Pflichten geboren. Sie sollen einander im Geiste der Brüderlichkeit begegnen."

13: 37 | Justizminister "erschüttert und zornig"

"Ich bin erschüttert, tief betroffen und zornig", reagierte Justizminister Wolfgang Brandstetter (ÖVP) auf das Flüchtlingsdrama auf der A4. "Es war zu befürchten, dass es einmal Todesopfer bei den Schleppertransporten gibt, denn die organisierte Schlepperei ist eine skrupellose und mörderische Form schwerster Kriminalität, der man europaweit konsequent entgegenwirken muss", meinte Brandstetter.

Die Justiz werde gemeinsam mit dem Innenministerium "mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln" gegen diese Form der Kriminalität ankämpfen, kündigte Brandstetter in einer der APA übermittelten Stellungnahme an.

13:32 | Augenzeugin berichtet auf Twitter

Lindsey Hilsum schrieb: "Wir fuhren eben an dem Lastwagen auf der A4 in Österreich mit 50 toten Flüchtlingen darin vorbei. Furchtbarer Geruch, als wir vorbeifuhren." Dazu postete sie ein Bild.

13:00 | Mikl-Leitner in PK: "Heute ist ein dunkler Tag"

"Heute ist ein dunkler Tag und unsere Gedanken sind bei den Opfern, bei den Familien der Opfer und auch bei den Freunden", sagte Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP). "Diese Tragödie macht uns alle betroffen." Schlepper seien nicht interessiert am Wohl der Flüchtlinge, sondern nur am Profit.