Ewiges Mahnmal Auschwitz:
Vor 70 Jahren wurde KZ befreit

Russische Soldaten konnten am 27. Jänner 1945 nur noch 7.000 Häftlinge retten

von
  • Bild 1 von 19

    Der Schreckensort 70 Jahre nach Ausschwitz-Befreiung

  • Bild 2 von 19

    Der Schreckensort 70 Jahre nach Ausschwitz-Befreiung

Die sowjetischen Soldaten, die über das Ziel ihres Vorstoßes in diesen Wintertagen nicht informiert waren, waren völlig schockiert von dem Anblick der völlig ausgemergelten Gestalten, von denen einige gar nicht imstande waren, sich zu freuen. Viele lagen im Sterben, zahlreiche starben trotz medizinischer Hilfe auch noch in folgenden Tagen. Die Befreier konnten angesichts der vorgefundenen Zehntausenden Paar Schuhe, Hunderttausenden Kleider und der Asche der Ermordeten das Geschehene nur erahnen.

Komplex Auschwitz-Birkenau

Der Komplex Auschwitz-Birkenau war das größte nationalsozialistische Vernichtungslager, zu Kriegsende umfasste er über 40 Quadratkilometer und 48 Nebenlager. Im Juni 1940 war auf Befehl von SS-Chef Heinrich Himmler das spätere Stammlager auf dem Gebiet einer ehemaligen Artilleriekaserne der österreichisch-ungarischen Monarchie in der Stadt Oswiecim im besetzten Polen errichtet worden.

Das Lager war ursprünglich als Verbannungsort für Polen gedacht, die sich der deutschen Besatzungsmacht widersetzten. Der erste Transport mit 728 politischen Häftlingen kam am 14. Juni 1940 in Auschwitz an. Im dritten Kriegsjahr bestimmten die Nazis Auschwitz zum Ort des Völkermords an den europäischen Juden. Im März 1941 wurde entschieden, im benachbarten Dorf Birkenau (Brzezinka) das Vernichtungslager Auschwitz II zu bauen. Bereits im September 1941 wurde erstmals das Gas Zyklon B zur Tötung der Opfer eingesetzt. Dabei erstickten 600 sowjetische Kriegsgefangene qualvoll.

Größte Todesfabrik der Nazis

Bis 1942 entstand in Birkenau die größte Todesfabrik der Nazis. Bis Kriegsende 1945 töteten die Nazis dort mehr als eine Million Juden. Die genaue Zahl der insgesamt Ermordeten ist nicht feststellbar. Die Mehrheit wurde sofort nach der Ankunft in die Gaskammern getrieben und ermordet, ohne dass sie überhaupt namentlich erfasst wurden.

Die meisten Ermordeten waren Juden aus den von Nazi-Deutschland besetzten Ländern Europas. Auch Polen, Sinti und Roma, sowjetische Kriegsgefangene und Gefangene vieler anderer Nationen litten und starben im Lager. In den zahlreichen Nebenlagern mussten Häftlinge Sklavenarbeit für die deutsche Kriegswirtschaft leisten. In Birkenau gab es ein eigenes Frauenlager und ein ab August 1944 zur Gänze liquidiertes Lager für Roma und Sinti.

11.000 Österreicher in Auschwitz ermordet

Aus Österreich wurden schätzungsweise 11.000 Menschen in Auschwitz ermordet. Damit fanden ungefähr ein Sechstel aller österreichischen Holocaust-Opfer in Auschwitz den Tod. Die große Mehrheit der getöteten Österreicher waren Juden. Direkt aus Österreich gab es nur einen Großtransport, der unmittelbar von Wien nach Auschwitz führte. Am 17. Juli 1942 wurden rund 1.000 Menschen in das Vernichtungslager deportiert.

Die meisten in Auschwitz ermordeten Österreicher kamen über den Umweg aus anderen Gettos und Lager nach Auschwitz. Allein aus Theresienstadt im heutigen Tschechien wurden mehr als 4.100 Österreicher nach Auschwitz gebracht. Hunderte, die nach dem Anschluss 1938 ins europäische Ausland geflüchtet waren, wurden im Zuge der Besetzungen im Kriegsverlauf mit der dortigen jüdischen Bevölkerung aus Frankreich, Italien, Ungarn oder den Niederlanden nach Auschwitz deportiert. Im Dezember 1942 wurden auf Befehl Heinrich Himmlers rund 2.900 Roma und Sinti aus Österreich nach Auschwitz gebracht.

Auch auf der Täterseite waren mehrere Österreicher in Auschwitz, dazu zählen unter anderem Maria Mandl, die als SS-Lagerführerin tätig war oder der Wiener Maximilian Grabner, der als Leiter der politischen Abteilung des Lager als ranghöchster österreichischer Täter im KZ Auschwitz gilt. Zahlreiche Österreicher waren als Wachmänner tätig.

Noch kurz vor der Befreiung 60.000 Menschen "evakuiert"

Im Zuge der Winteroffensive der Roten Armee 1944/45 verschlechterte sich die strategische Lage der Wehrmacht. Trotzdem wurde in Auschwitz weiter gemordet. Noch kurz vor ihrem Rückzug erschossen SS-Männer rund 600 Häftlinge. In den letzten Tagen vor der Befreiung - zwischen dem 17. und dem 23. Jänner - wurden noch rund 60.000 Häftlinge "evakuiert": Bei den sogenannten Todesmärschen Richtung Westen erfroren mindestens 9.000 Menschen oder wurden erschossen. Die Gaskammern und Krematorien wurden zerstört, um keine Spuren der Verbrechen zu hinterlassen.

Zwei Jahre nach der Befreiung wurde am 2. Juni 1947 auf Beschluss des polnischen Parlaments in dem ehemaligen Lager die Gedenkstätte als Mahnmal für künftige Generationen errichtet. Auschwitz wurde zum wichtigsten internationalen Symbol für den Holocaust. Über 25 Millionen Besucher haben seither das Museum besichtigt. Seit 1979 gehört das ehemalige Konzentrationslager zur Weltkulturerbe-Liste der UNESCO.

Kommentare

Oberon
Oberon melden

Erschreckend, was Menschen anderen Menschen anzutun imstande sind und leider ist dies unter bestimmten Umständen immer wieder möglich. Selbstverständlich nicht nur in Österreich und Deutschland.
Der Film "Die Welle" zeigt eindrucksvoll, wie aus "normalen" Jugendlichen Systemhörige wurden, die für die "gute Sache" alles tun würden.

Oberon
Oberon melden

Anm.: Auch christliche Österreicher waren im KZ. Ein Verwandter einer Kollegin hat während der Nazizeit sinngemäß sowas gesagt: "Diesen Krieg gewinnen wir nicht mehr!" Das hat
jemand gehört und ihn denunziert. Endstation KZ.
Zitat: Der größte Lump im ganzen Land, das ist und bleibt der Denunziant.

Tavington melden

das ist alles sehr traurig, aber es reicht schön langsam. die indianer meckern auch nicht, obwohl sie ausgerottet worden. und was die Belgier in Kongo gemacht haben, darüber wird nie gesprochen. oder was die amerikaner in Wietnam angestellt haben. Nur das auserwählte volk kann nicht zur tagesordnung übergehen.

Nudlsupp melden

Ich bitte Sie nur zu unterscheiden. Diese Greise die das alles miterlebt haben, verdienen unseren Respekt, verdienen unser ernsthaftes Interesse und auch unsere Anteilnahme. Wo ich Ihnen Recht gebe, ist die Geschmacklosigkeit mit der manche Eliten versuchen, auf dem Rücken jener die wirklich Leid ertragen haben, eine Erbschuld zu schaffen, die stetigen Geldfluss sichert.

Seite 1 von 1