100 Jahre Louis de Funès

Der unvergessener Komiker wäre heute 100 Jahre alt geworden: Eine Retrospektive

Kaum jemand konnte so unterhaltsam Grimassen schneiden wie der französische Schauspieler Louis de Funès. Die Komödien des unvergessenen Komikers sind Kult. Vor hundert Jahren, am 31. Juli 1914, kam der Filmstar spanischer Abstammung, der eigentlich Louis Germain David de Funes de Galarza hieß, in Courbevoie bei Paris zur Welt.

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    100 Jahre Louis de Funès

    1964: Als Gendarm von St.Tropez macht Cruchot (LOUIS DE FUNES) unerbittlich Jagd auf Nudisten und andere Sünder.

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    100 Jahre Louis de Funès

    "Scharfe Kurven für Madame", Monsieur Septime ist Inhaber eines Feinschmeckerlokals in Paris. Eines Abends erhält er hohen Besuch eines südamerikanischen Präsidenten. Als dieser während des Essens plötzlich verschwindet, wird Septime in eine Kette aufregender Abenteuer verwickelt.Im Bild: Louis de Funès. SENDUNG: ORF3 - DI - 05.08.2014 - 00:50 UHR. -

Als Gendarm von Saint-Tropez, der Nudisten jagt, oder als Kommissar Juve, dem der Masken-Verbrecher "Fantomas" immer wieder entkommt: Frankreichs Starkomiker strapazierte jahrzehntelang die Lachmuskeln des Kinopublikums. Louis de Funès der in seiner kauzigen Art irgendwo zwischen Loriot, Heinz Erhardt und Hans Moser anzusiedeln wäre, wirkte in etwa 100 Filmen mit. Klassiker sind nur einige Dutzend davon geworden.

Lange Zeit wurde der quirlige de Funès, der ein guter Jazz-Pianist war, im Filmgeschäft nur mit Nebenrollen besetzt. Erst nach langer Durststrecke - er hatte auch als Dekorateur, Hilfsbuchhalter und Kürschner gejobbt und sein Schauspielstudium als Bar-Pianist finanziert - setzte er sich international als Kinostar durch. Fans sehen in dem Mann von nur etwas über 1,60 Meter Körpergröße einen überragenden Künstler, mancher findet den kleinen Franzosen dagegen bloß albern. Spätestens seit er am 27. Jänner 1983 mit erst 68 Jahren nach mehreren Herzinfarkten starb, sind die Filme des Slapstick- und Grimassen-Meisters zu Fernseh-Hits geworden.

Zu seinen größten Erfolgen zählten in den 60er und 70er Jahren der Weltkriegsfilm "Die große Sause" beziehungsweise "Drei Bruchpiloten in Paris" (La grande vadrouille) oder aber die Komödie "Camouflage - Hasch mich, ich bin der Mörder" über einen Drehbuchautor mit echter Leiche unterm Garten-Pavillon.

Deutsche Verleiher haben den Werken mit dem Komiker oft recht einfältige Titel gegeben: zum Beispiel "Balduin, der Ferienschreck" (Original: Les grandes vacances, also: Die großen Ferien), "Balduin, der Trockenschwimmer" (Le petit baigneur), "Balduin, der Sonntagsfahrer" (Sur un arbre perché) oder "Louis und seine außerirdischen Kohlköpfe" (La soupe aux choux).

Der Comedian Ingo Oschmann verteidigt den Kohlsuppen-Film, in dem Louis sich mit einem Alien anfreundet, im Magazin "GQ" wie folgt: "Dabei geht es nicht um Kohlsuppeessen, Pastistrinken und Pupsen. Nein, verdammt nochmal - es geht um die Tragik des Alterns und auf beeindruckende Art und Weise um die Liebe. Um die Liebe zu sich selbst, um die Liebe zu anderen und darum, dass Liebe auch Abschied heißen kann."

Das Leben nach dem ersten Herzinfarkt 1975

Nach einem ersten Herzinfarkt 1975 stand de Funès rasch wieder vor der Kamera. In "Brust oder Keule" (L'aile ou la cuisse) mimte er beispielsweise - in Anlehnung an die Michelin-Tester - einen gefürchteten Gourmet und Restaurant-Kritiker namens Charles Duchemin, der sich mit dem Fastfood-Fabrikanten Jacques Tricatel anlegt. Als eine seiner letzten Rollen erfüllte er sich den Traum, den Harpagon in der Molière-Verfilmung "Der Geizige" (L'Avare; in Deutschland tatsächlich als "Louis, der Geizkragen" vertrieben) zu spielen.

Privat war der Komiker, der meist als konservativer Patriarch und Choleriker brillierte, ein eher ruhiger Familienmensch. Er hielt sich vom Jetset und von der Politik fern, auch wenn er Einladungen der Präsidenten Charles de Gaulle, Georges Pompidou oder Valéry Giscard d'Estaing in den Pariser Elysée-Palast annahm und einmal sogar Giscard d'Estaing im Wahlkampf unterstützte.

Letzten Endes war er aber weder rechts noch links, auch wenn seine Filme oft übertrieben konservative Werte oder Dummheiten wie Rassismus und Antisemitismus bloßstellen und der Lächerlichkeit preisgeben, etwa "Die Abenteuer des Rabbi Jacob" (Les Aventures de Rabbi Jacob), in dem er einen judenfeindlichen Unternehmer spielt, der wider Willen zum Rabbiner wird.

© ORF "Die Abenteuer des Rabbi Jacob " 1973

Louis de Funès: Sein Privatleben

Von 1936 bis 1942 war Louis de Funès mit Germaine Louise Mélodie Carroyer verheiratet. Aus dieser Ehe entsprang Sohn Daniel.
In zweiter Ehe war Louis de Funes mit Jeanne Barthelemy de Maupassant verheiratet, einer Großnichte des Schriftstellers Guy de Maupassant (1850-1893).Mit ihr hatte der Franzose zwei Kinder: Patrick und Oliver .
Von der Familie seiner Frau erwarb er einst auch das Loire-Schloss Chateau de Clermont in Le Cellier bei Nantes. Dort liebte er es, Rosen zu züchten und seinen Park als Vogelschutzgebiet zu pflegen. Seit kurzem ist als Erinnerung in einem Anbau des Schlosses ein kleines Louis-de-Funès-Museum untergebracht.

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