Operation Walküre - Das letzte Attentat

Vor 70 Jahren scheiterte Graf Stauffenberg mit seinem Plan, Adolf Hitler zu töten

von 2. Weltkrieg - Operation Walküre - Das letzte Attentat © Bild: © Corbis. All Rights Reserved.

Seit Hitlers Ernennung zum Reichskanzler im Jänner 1933 hatte es mehrere Mord-Verschwörungen gegeben, keine einzige kam ihrer Erfüllung jedoch so nahe wie die von Stauffenberg.

Der Berufs-Offizier und Nationalist sympathisierte zunächst mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten, erkannte aber mit der Zeit den verbrecherischen Charakter des Regimes und wechselte dadurch die Seiten. Die zunehmende Ausweglosigkeit der militärischen Lage ließ ihn schließlich aktiv den Plan zum Umsturz vorantreiben.

© © Corbis. All Rights Reserved. Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg

Verwundung als Türöffner

Die Gelegenheit dazu bekam Stauffenberg durch eine schwere Verwundung, die er 1943 in Nordafrika erlitten hatte. Er verlor bei einem Tiefflieger-Angriff der Allieerten ein Auge, seine rechte Hand und zwei Finger der linken, woraufhin er nach seiner Genesung nach Berlin zurückbeordert wurde. Dort wurde er zunächst Stabschef des Allgemeinen Heeresamtes, später Stabschef des Ersatzheeres und begann Kontakte zu weiteren Gegnern Hitlers in hohen Militärpositionen zu knüpfen.

Den ersten Anschlagsversuch verübte die Gruppe - noch bevor Stauffenberg dazugestoßen war - im März 1943. Sie schmuggelte eine als Cognacflasche getarnte Bombe an Bord von Hitlers Flugzeug, deren Zündmechanismus jedoch versagte. Wenige Tage später wollte sich einer der Verschwörer in Hitlers Anwesenheit in die Luft sprengen, Hitler verließ die Veranstaltung jedoch, bevor die Bombe hochging.

Mehrere gescheiterte Versuche

Nachdem Stauffenberg im Herbst dazugestoßen war, übernahm er die Planung des Attentats. Die ersten Versuche scheiterten an kurzfristigen Planänderungen, im Juli war die Zeit jedoch gekommen. Der Plan sah vor, dass Stauffenberg Hitler, Heinrich Himmler und Hermann Göring gleichzeitig ausschalten sollte, um danach umgehend nach Berlin zurückzukehren und den Umsturz zu koordinieren. Am 11. Juli war Stauffenberg auf dem Obersalzberg genauso wie am 15. Juli in der Wolfsschanze im Zuge von Lagebesprechungen bereits in unmittelbarer Nähe Hitlers, brach die Missionen nach Rücksprache mit seinen Mitverschwörern aber jeweils ab, weil Himmler und Göring nicht vor Ort waren.

Die dritte Gelegenheit wollte er sich jedoch nicht mehr entgehen lassen. Am 20. Juli flog Stauffenberg mit zwei Paketen zu je einem Kilo Plastiksprengstoff zu einer weiteren Besprechung in die Wolfsschanze. Da die Besprechung kurzfristig vorverlegt worden war, fehlte ihm jedoch die Zeit, beide Pakete mit Zündern zu versehen, was zu einem folgenschweren Fehler führte: Anstatt das zweite Paket einfach gemeinsam mit dem scharfen ersten wie geplant in einer Aktentasche in die Besprechungs-Baracke mitzunehmen, übergab er es einem Mitverschwörer, der keinen Zugang zu der Baracke hatte. Hätte er das getan, wäre das zweite Paket mit explodiert, was zweifelsohne zum Tod aller Anwesenden geführt hätte. So riss die Bombe zwar vier Menschen in den Tod, Hitler wurde jedoch von dem massiven Eichentisch in der Baracke, über den er zum Zeitpunkt der Explosion gebeugt war, geschützt und überlebte nur leicht verletzt.

© © Corbis. All Rights Reserved. Hitler und Mussolini im zerstörten Führerhauptquartier "Wolfsschanze"

"Walküre" blieb zu lange aus

Stauffenberg hatte die Besprechung indes unter einem Vorwand vorzeitig verlassen und sich auf den Weg zurück nach Berlin gemacht. Bei seiner Ankunft hatte er erwartet, dass Teil zwei der Verschwörung, Operation Walküre, bereits begonnen hätte. Dies war jedoch ausgeblieben, da seine Mitverschwörer im Gegensatz zu ihm bereits erfahren hatten, dass Hitler den Anschlag überlebt hatte. Stauffenberg setzte die Operation, die die Ausschaltung von SS, NSDAP und Gestapo durch die Wehrmacht vorsah, zwar noch in Gang, doch die Ausführung geschah zu zögerlich und die Operation scheiterte.

Stauffenberg und seine engsten Mitverschwörer wurden noch in der selben Nacht standrechtlich erschossen, weitere Eingeweihte wurden festgenommen, verhört und gefoltert. In weiterer Folge setzte eine Welle der Verfolgung von Regimegegnern ein, die dem Widerstand das Genick brach. In Schauprozessen wurden die Angeklagten wegen Hochverrats vor dem Volksgerichtshof an den Pranger gestellt, abgeurteilt und oftmals noch am selben Tag zum Tod verurteilt.

Zu popkultureller Berühmtheit gelangte das Attentat vom 20. Juli durch die 2008 erschienene Verfilmung unter dem Titel "Operation Walküre - Das Stauffenberg-Attentat" mit Tom Cruise in der Rolle Stauffenbergs.

Kommentare

Dass einem erfahrenen Soldaten ein so folgenschwerer Fehler mit der Vorbereitung der beiden Sprengstoffpakete passieren konnte ist mehr als bedauerlich.

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