5 Gründe für eine Reise in die Hauptstadt von Estland

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"Geschichten von der Meeresküste": Tallinn ist Kulturhauptstadt

Utl.: Estnische Hauptstadt rückt 2011 noch näher an Europa heran -
400.000 Einwohner werden heuer keinen Tag ohne Kultur
verbringen (Von Benjamin Wünsch/dapd) =

Frankfurt/Main (dapd) - In Tallinn ist das Jahr als "Europäische Kulturhauptstadt" in der Silvesternacht mit einer spektakulären Multimedia-Show eingeleitet worden. Unter dem Eindruck projizierter Bauwerke aus Rom, Paris oder Berlin feierten die Menschen auf dem Theaterplatz der estnischen Hauptstadt zugleich eine weitere Neuerung von europäischer Tragweite: Seit Jahresbeginn ist der nördlichste der drei Staaten des Baltikums Mitglied der Euro-Zone. Die Esten haben damit ein Maß an europäischer Integration erreicht, das noch vor 20 Jahren undenkbar schien.

Kein Tag werde ohne Kulturprogramm vergehen, kündigten Vertreter der rund 400.000 Einwohner zählenden Stadt am Finnischen Meerbusen an. Unter dem Motto "Geschichten von der Meeresküste" sind für das Jahr 2011 etliche Festivals, Ausstellungen und sonstige Veranstaltungen geplant. Für das kleine Estland ist es das größte kulturelle Ereignis in der Geschichte des Landes.

Inhaltlich soll sich das kulturelle Jahr in Tallinn den Legenden und der Inspiration widmen, die das Meer unzähligen Generationen in der Stadt gegeben hat. Ein Schwerpunkt wird dabei auf der Musik liegen, die in Estland eine lange Tradition hat. Neben seit Jahrzehnten in Tallinn verankerten Stilrichtungen wie Klassik oder Jazz, soll aber auch etwa der "Afroreggae" mit einem eigenen Festival gewürdigt werden.

Ein Großteil der Veranstaltungen soll, dem Motto getreu, entlang der Küste stattfinden. Cafes in Frachtcontainern und Ausstellungen in einer alten Werft sollen dabei die enge Verknüpfung der Geschichte der Stadt mit dem Meer widerspiegeln - und zugleich mit all dem, was über den Seeweg an neuen Einflüssen hinzukam.

Vermutlich im 11. Jahrhundert gegründet, gelangte der Ort unter dem Namen Reval unter der Hanse zu einer ersten Blüte. Nach dänischer und später deutscher Herrschaft wurde das Gebiet im Jahr 1561 vom schwedischen König in dessen Reich einverleibt. 1710 fiel Reval an Russland. 1918 wurde die Stadt in Tallinn umbenannt, als Hauptstadt einer unabhängigen Estnischen Republik konnte sie sich aber nur bis 1940 halten. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Estland zur Sowjetrepublik - und Tallinn damit zu einer Provinzstadt. Erst mit der erneuten Unabhängigkeit im Jahr 1991 begann wieder eine neue Blütezeit.

Die malerische Altstadt mit ihren mittelalterlichen bis barocken Fassaden zieht inzwischen viele Touristen an. Die Wirtschaft der Stadt ist vom Dienstleistungssektor geprägt, mit einem Schwerpunkt auf der Elektronik- und Telekommunikationsbranche. Der Hafen verbindet Tallinn über direkte Fährlinien mit Finnland, Schweden und Deutschland. Von dem Titel "Europäische Kulturhauptstadt" erhoffen sich viele Bürger der Stadt weiteren Aufschwung - vor allem aber eine noch stärkere Integration in die Kultur Westeuropas.