20 Jahre später - Der Fall
Dutroux lässt die Belgier nicht los

Sechs Mädchen und junge Frauen entführt - Vier von ihnen ermordet

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Dabei ist auch die Verurteilung von Dutroux schon mehr als ein Jahrzehnt her. 2004 bekam der heute 59-Jährige eine lebenslange Freiheitsstrafe. Immer wieder versucht er, vorzeitig freizukommen - bisher vergeblich. Selbst seine Mutter sprach sich in einem Interview gegen eine vorzeitige Entlassung aus. Seine Komplizin und Ex-Frau ist mittlerweile frei.

Der Fall beschäftigt Belgien auch deshalb so sehr, weil es zahlreiche Justiz-Pannen gegeben hat. In den 80er Jahren saß Dutroux schon einmal wegen Vergewaltigung von fünf Frauen im Gefängnis. Nach drei Jahren kam er wegen guter Führung frei - dabei hatten Experten vor dem Mann gewarnt. Sie sollten recht behalten.

Später, nach seiner Verhaftung, gelang ihm bei einem Gerichtstermin für ein paar Stunden die Flucht. In der Verhandlung gestand Dutroux nur, was ihm nachzuweisen war. Der Journalist Piet Eekman recherchierte in der ZDF-Reportage "Die Spur der Kinderschänder", dass mehr als zwanzig Zeugen unter mysteriösen Umständen gestorben waren. Verschwörungstheorien ließen da nicht lange auf sich warten.

Bis heute werden immer wieder neue Schauergeschichten erzählt. Anlässlich des bevorstehenden Jahrestags der Festnahme führte das Magazin der belgischen Tageszeitung "Le Soir" ein Interview mit dem ehemaligen Anwalt des Sexualstraftäters. Der Jurist will wissen: eine unterirdische Kolonie entführter Kinder - das sei die Idee von Dutroux gewesen.

In Belgien wird die Affäre zu einer der "dunklen Episoden der jüngeren Geschichte" gezählt, wie etwa die Nachrichtenagentur Belga schreibt. Dieses "Dunkle" reizt aber nicht nur die Medien - die belgische Auseinandersetzung findet längst auch im Serienprogramm und auf der Bühne statt.

Eine Geschichte eines Sexualstraftäters, der Nachbarn in Schrecken versetzt und Ermittler an ihre Grenzen bringt, können sich die Belgier zu Hause im Fernsehen anschauen. Die Macher der von Kritikern gelobten Serie "Ennemi public" - Staatsfeind - des Senders RTBF haben sich von dem Fall Dutroux inspirieren lassen.

Eine ungewöhnliche Form der Auseinandersetzung, mit der er sich nicht nur Freunde machte, fand der Schweizer Theater-Regisseur Milo Rau. Er inszenierte die Geschichte von Dutroux im Mai für ein Festival in Brüssel. Seine Schauspieler waren bis auf einen Erwachsenen ausschließlich Kinder.

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